Krebs, Sehschäden, Bluthemmer
Drei Medikamente kosten die Prämienzahler Milliarden

Laut dem neuen Report der Helsana bilden Medikamente den grössten Kostenblock in der Grundversicherung. Die Ausgaben liegen weit über der 9-Milliarden-Marke. Ein Rekord.
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Jedes Jahr veröffentlicht die grösste Krankenkasse Helsana einen Arzneimittelreport.

Darum gehts

  • Rekordausgaben für Medikamente in der Schweiz: 9,4 Milliarden Franken im Jahr 2024
  • Neue Medikamente zu höheren Preisen treiben Kosten, BAG überprüft nur alle drei Jahre
  • Drei Viertel der Schweizer Bevölkerung bezogen mindestens ein Medikament über die Grundversicherung
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Mehr Patientinnen und Patienten, mehr Medikamente pro Person und ein Kostenanstieg neuer Arzneimittel sind nur drei Gründe für den neuen Rekord: 9,4 Milliarden Franken. Noch nie waren die Ausgaben für Medikamente laut dem neuen Helsana-Report in der Grundversicherung so hoch wie 2024. Im Jahr zuvor lagen die Ausgaben erstmals über der 9-Milliarden-Marke.

Der Bericht der grössten Schweizer Krankenkasse zeigt auch: Fast 7 Millionen Menschen – rund drei Viertel der Schweizer Bevölkerung – haben im letzten Jahr mindestens ein Medikament über die Grundversicherung bezogen. Im Durchschnitt erhält heute jeder Bezüger 20 Medi-Packungen pro Jahr. 

Teuerste Medis treiben Kosten

Die zehn kostenintensivsten Medikamente verursachten Kosten von 1,13 Milliarden Franken – dies entspricht mehr als 12 Prozent der Gesamtkosten für Medikamente. Welche Präparate haben die höchsten Kosten verursacht? 

Allein auf die drei teuersten Medis – Keytruda zur Behandlung von Krebs, Eylea zur Behandlung der feuchten Makuladegeneration sowie den Blutverdünner Xarelto – entfallen Kosten von über 465 Millionen Franken. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren betrugen die Ausgaben für die drei kostenintensivsten Präparate noch 396 Millionen Franken, vor zehn Jahren waren es 288 Millionen Franken.

Der Hauptgrund für den Anstieg

Laut Helsana-Report ist es Tatsache, dass neu zugelassene Produkte zu immer höheren Preisen auf den Markt gelangen. Habe ein neu zugelassenes Medikament zwischen 2010 und 2014 im Schnitt noch 860 Franken gekostet, so seien es zwischen 2020 und 2024 bereits über 1500 Franken gewesen. «Dies entspricht beinahe einer Verdoppelung innerhalb von zehn Jahren – auch bei Produkten ohne Innovationspotenzial», kritisiert der Krankenversicherer. 

Prüft das Bundesamt für Gesundheit nicht regelmässig die Preise? Ja, aber nur alle drei Jahre. Womöglich werde dann der Preis eines Medikaments gesenkt, heisst es. Allerdings geschehen laut Helsana Preissenkungen bei kostenintensiven Medikamenten «viel zu selten, um die immer höheren Markteintrittspreise kompensieren zu können».

Jedes Jahr die Preise überprüfen

Eine jährliche Preisüberprüfung durch das BAG wäre nötig. Der Krankenversicherer will sich dafür einsetzen. Aber auch dafür, dass das Einsparpotenzial von Nachahmerpräparaten, sogenannten Generika und Biosimilars, besser und konsequenter in der Schweiz genutzt wird. 

Der Helsana-Report untersucht die Medikamentenkosten, aber nicht den konkreten Nutzen der einzelnen Präparate. Dies wird von der Pharmaindustrie jeweils kritisiert. So hätten beispielsweise verbesserte Krebsmedikamente die Sterblichkeit im letzten Jahrzehnt erheblich senken können.

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