Kopiert er die Roche-Masche?
Novartis-Chef droht mit Markt-Rückzug von Medikamenten

Die Schweizer Pharmafirmen sehen sich starkem Druck aus dem Weissen Haus ausgesetzt. Sie antworten mit Drohungen und Forderungen in Richtung Europa. Jüngstes Beispiel: Der Novartis-Chef drängt auf höhere Medikamentenpreise – erneut.
Publiziert: 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 15:52 Uhr
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Novartis-CEO Vas Narasimhan fordert höhere Medikamentenpreise in Europa.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Novartis-Chef droht mit Medikamentenrückzug und fordert höhere Preise in Europa
  • Trump plant drastische Senkung der Medikamentenpreise in den USA
  • Mögliche Strafzölle von bis zu 200 Prozent auf ausländische Pharmaprodukte
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Spickt Novartis bei der heimischen Konkurrenz? Roche, ebenfalls in Basel beheimatet, hat erst kürzlich das hochwirksame Krebsmedikament Lunsumio vom Markt genommen – nach einem Preisstreit mit dem Bund. Und jetzt droht der CEO des anderen Schweizer Pharmariesen ebenfalls mit dem Markt-Rückzug von Medikamenten, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Demnach sagte Novartis-Chef Vas Narasimhan (48) bei der Präsentation der Halbjahreszahlen: «Wir versuchen Situationen zu vermeiden, in denen wir ein Produkt komplett vom Markt nehmen müssen. Aber ich denke, dass das häufiger vorkommen wird, ausser Europa reformiert seine Systeme.»

Konkret: Die europäischen Länder haben aus Sicht von Narasimhan zu tiefe Medikamentenpreise. Seine Drohung ist also auch als Forderung nach höheren Preisen für Arzneimittel zu verstehen. Eine Forderung, die er bereits Mitte April platziert hat. Damals veröffentlichte der Novartis-CEO zusammen mit Paul Hudson (57), CEO des französischen Pharmagiganten Sanofi, einen öffentlichen Brief in der renommierten britischen Wirtschaftszeitung «Financial Times». Darin warnten die beiden vor dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Pharmaunternehmen. Und verlangten, dass die EU ähnlich hohe Preise für Medikamente festlegen solle wie die USA.

Trump will die Medikamentenpreise drastisch senken

In den Vereinigten Staaten liegt das Ursprungsproblem der Pharmariesen. Das Land ist das Eldorado der Branche, weil es die höchsten Medikamentenpreise der Welt hat. Bislang konnten die Unternehmen die Preise für ihre Arzneien weitestgehend selbst bestimmen – im starken Kontrast zu Europa, wo die Preisfestsetzung klar reglementiert und reguliert ist. Dieser Umstand verärgert wiederum Donald Trump (79).

Dieser hat deshalb Mitte Mai angekündigt, die Medikamentenpreise in den USA deutlich zu senken – um 30 bis 80 Prozent, wie er damals hervorhob. Der Mechanismus, der dem US-Präsidenten vorschwebt: Die Vereinigten Staaten sollen künftig den gleichen Preis für ein Medikament zahlen wie das westliche Land, das den niedrigsten Preis entrichtet.

Zoll-Damoklesschwert schwebt über Big Pharma

Die Schweizer Branchenverbände reagierten empört. Sie sprachen von einem Schritt, der «wirtschaftlich nicht nachvollziehbar» sei. Und sprach von «gravierenden Folgen für die Innovationskraft der Branche». Das sind drastische Worte, die zeigen, wie wichtig der amerikanische Markt für die Pharmaunternehmen ist. Und genau dort droht noch weiteres Unheil.

Denn Trump hat schon mehrfach damit gedroht, Zölle auf pharmazeutische Produkte aus dem Ausland einzuführen. Das mögliche Ausmass: Strafzölle von bis zu 200 Prozent, wie er kürzlich sagte. Bereits ab dem 1. August könnte Trump mit dem Zollhammer zuschlagen, jedoch mit zuerst tieferen Tarifen.

Das alles bringt die Pharmaunternehmen in Bedrängnis. Mit ihren Drohungen und Forderungen geben die sie den Druck aus dem Weissen Haus geschickt weiter an die europäischen Regierungen. Gleichzeitig signalisieren Roche und Novartis, dass sie offenbar bereit sind, zu relativ drastischen Massnahmen zu greifen.

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