Darum gehts
- Coop-Kundinnen klagen über Probleme mit Gratismustern an Selfcheckout-Kassen
- KI-Kameras erkennen Produkte nicht als Gratismuster
- Werden die Probierpackungen nicht gescannt, schlägt die KI Alarm
Gibt es etwas kostenlos im Supermarkt, greift die Kundschaft gerne zu. So auch Leserreporterin Stefania Müller* (42) aus Frenkendorf BL. In ihrer Coop-Filiale gibt es an einem Probierstand kostenlos Pepsi in der PET-Flasche und Hirz-Hüttenkäse mit Schnittlauch. Als Gratismuster. Auf der Käseverpackung prangt ein oranger Geschenksticker. Bei der Pepsi ist «Gratis» aufs Etikett gedruckt.
«Das ist aber nett bei der Hitze», dachte sich Müller. Ihre Kleine habe sich eine Pepsi geschnappt, weil sie ihr das sonst nicht kaufe. Beim Bezahlen am Selfcheckout-Automaten gibts dann aber Ärger. «Nachdem ich meine sechs Artikel eingescannt hatte, leuchtete die Anzeige auf einmal rot», erinnert sich Müller. Ein kompletter Re-Scan aller Artikel sei nötig. Auf der Anzeige: «Bitte melden Sie sich beim Verkaufspersonal.»
Alarm-Meldungen am Selfcheckout – kein Einzelfall!
Auch Carol Bellmann* (38) ist das passiert. «Ich habe mir zwei Hirz-Hüttenkäse genommen. Diese Gratismuster habe ich zu Brot, Butter und Gurke in den Einkaufskorb gelegt», erzählt Bellmann. Natürlich habe sie die Gratismuster am Selfcheckout nicht gescannt. Das musste sie auch nicht tun. Prompt leuchtete aber die rote Anzeige auf. Der Bezahlvorgang war blockiert. Personal musste zu Hilfe kommen.
Der Verkäufer verdrehte bei Kundin Müller die Augen. Sie sei nicht die Erste, der das heute passiere, so der Coop-Angestellte. Über den Selfcheckout-Automaten seien Kameras mit künstlicher Intelligenz montiert. «Diese KI-Kameras merken, wenn die Kunden Waren nicht scannen», sagt der Mitarbeiter weiter. Ob sie ein Gratismuster genommen habe, wollte er wissen. Denn hier versagt die künstliche Intelligenz offenbar.
Blick berichtete bereits Anfang Jahr über den Einsatz von KI-Kameras in Coop-Supermärkten. KI-Kameras tracken in Supermärkten das Verhalten der Kunden in Echtzeit. Auffälligkeiten werden sofort identifiziert. Zum Beispiel erkennt die KI-Technik, wenn ein Produkt nicht über den Scanner gezogen wurde und direkt in den Einkaufssack wanderte. Gesichtserkennung verwende man keine, hiess es bei Coop damals auf Anfrage. Ob die KI andere biometrische Merkmale wie Körpergrösse, Statur oder Gangart zur Identifikation nutzt, stellte der Detailhändler nicht klar.
Das sagt Coop zu der KI-Panne
Coop-Kundin Müller kann nachvollziehen, dass der Grossverteiler etwas gegen Diebstahl und Tricksereien an den Bezahlautomaten tun muss. «Die können aber doch nicht Sampling mit Gratismustern in ihren Läden machen und mich am Schluss als Diebin hinstellen», so die Leserreporterin verärgert. Coop geht auf Nachfrage nicht darauf ein. «Wir haben Kenntnis davon, dass es in Einzelfällen zu Vorkommnissen mit Gratismustern kommt», bestätigt eine Sprecherin die Blick-Informationen. Sie verweist aufs Personal, dass den Kundinnen vor Ort zur Verfügung stehe.
Wie Coop das Problem mit den KI-Kameras in den Griff bekommen will, bleibt unklar. «Videoüberwachung ist Teil unseres Sicherheitsdispositivs und wird an unterschiedlichen Orten eingesetzt, so auch im Bereich der Selfcheckout-Kassen», so die Sprecherin. «Wir überprüfen ständig unsere Sicherheitsmassnahmen und entwickeln sie laufend weiter.» Die Kundschaft soll weiterhin von Gratismustern in den Filialen des Detailhändlers profitieren können. Um sich den KI-Ärger zu sparen, wollen sowohl Kundin Müller als auch Bellmann jedoch künftig die Gratis-Produktmuster links liegen lassen.
* Namen der Redaktion bekannt