Kampfansage an Tiktok, Meta und Co.
Wie sich Schweizer Medienhäuser gegen Tech-Giganten wehren

Werbegelder sind das Lebenselixier der Medienbranche. Doch dieser edle Saft fliesst zu einem Grossteil ins Ausland. Deshalb schliessen sich die Schweizer Medienhäuser zusammen, um dank ihrer hohen Glaubwürdigkeit einen Teil der Gelder zurückzuerobern.
Publiziert: 12:47 Uhr
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Aktualisiert: vor 19 Minuten
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Der VSM stellt seine Kampagne «Glaubwürdigkeit wirkt besser» vor.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Schweizer Medien starten wegen Werbegeldern Kampagne gegen Techgiganten
  • Studien zeigen Vorteile journalistischer Medien gegenüber Social Media
  • Verlegerverband will bis zu 200 Millionen Franken zurückholen
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Das Goldene Zeitalter der Schweizer Medien endete im Jahr 2000. Damals erzielten die Zeitungsverlage, Radiostationen und TV-Sender einen Werbeumsatz von drei Milliarden Franken. Seither geht es bergab, die Werbeeinnahmen schrumpfen – oder noch schlimmer: Sie wandern ab zu ausländischen Techgiganten, die mit ihren Social-Media-Kanälen das mit Abstand grösste Stück des Schweizer Werbekuchens abschneiden. 

Stopp! So nicht, sagt der Verlegerverband Schweizer Medien (VSM). Mit der heute Donnerstag lancierten Kampagne «Glaubwürdigkeit wirkt besser» will der VSM einen kleinen Teil des Kuchens zurück in die Schweiz holen. Von maximal 200 Millionen Franken ist die Rede, ein Erfolg wäre aber schon ein etwas geringerer Betrag.

Glaubwürdigkeit und Vertrauen

«Fake News haben einen grossen Einfluss darauf, wie Werbeumfelder beurteilt werden – sowohl von Konsumentinnen und Konsumenten wie von Werbeauftraggebern», sagt VSM-Präsident Andrea Masüger (61). Im Gegensatz zu den Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder Tiktok können Schweizer Medien mit ihrem Qualitätsanspruch punkten: «In zwei Studien, die im Auftrag des VSM von PwC und GFS Zürich durchgeführt wurden, zeigen sich die Vorteile journalistischer Medien gegenüber Social Media. Sowohl bezüglich Glaubwürdigkeit, Vertrauen, Sympathie und Professionalität schneiden sie besser ab.»

Ladina Heimgartner (45), Vizepräsidentin VSM und CEO Ringer Medien Schweiz, spricht gar von einem «historischen Moment». Denn diese Studien zeigen weltweit erstmals, dass die Konsumentinnen und Konsumenten den klassischen Medien grosses Vertrauen schenken und dass dies nicht einfach dem Wunschdenken der Medienschaffenden entspringt. «Medien sind wichtig für eine starke und funktionierende Wirtschaft», so Heimgartner. Und ergänzt: «Journalistische Medien punkten mit Glaubwürdigkeit.»

Mit der Kampagne rückt der VSM journalistische Medien als Werbeumfelder in den Fokus und ruft zugleich deren Bedeutung als vertrauenswürdige, faktengeprüfte Informationsquellen in Erinnerung. Dabei setzt der Verband auf Inserate, Anzeigen, Radio- und TV-Spots in den eigenen Medien. 

Werbung sollte Chefsache sein

Die Zielgruppe: Die Entscheidungsträger in den Unternehmen, die die Werbebudgets verwalten. Denn diese sind unter grossem Druck, mit Zahlen zu belegen, dass ihre Werbekampagnen auch tatsächlich etwas bringen. Der Vorteil von Google, Meta und Co.: Sie können mit ihren Messmethoden eben diese Fakten liefern, die das Überleben der Marketingleiter sichern. 

Deshalb richtet sich die Kampagne auch an die Chefs: «Wir alle wissen um die Bedeutung der Medien. Buchen dann die Kampagne aber woanders», gibt sich Gustav Baldinger (53), CEO von PwC Schweiz selbstkritisch. «Das Verwalten der Werbebudgets sollte eigentlich Chefsache sein.»

Die Hoffnung der Verleger: Dass sich viele Chefs dies zu Herzen nehmen und so ein kleiner Teil des Werbekuchens wieder in die Taschen der Schweizer Verlage und Medienhäuser fliesst.

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