Inventurfirma wirft Ramush Xhuli (43) raus
Fristlos! Weil er Pause für sein Team fordert

Ramush Xhuli war mit einem 30-köpfigen Team bei Obi in Winterthur für eine Inventur engagiert. Weil sein Team nach vier Stunden eine Pause machte, kam es zum Eklat.
Publiziert: 25.01.2017 um 23:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:20 Uhr
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«Meine Leute machen die Pause, die ihnen zusteht.» Ramush Xhuli
Foto: STEFANO SCHROETER
Patrik Berger

Im Januar sind sie in Scharen unterwegs. Dutzende Angestellte mit einem Scanner in der Hand. Es ist Inventur-Zeit in Schweizer Warenhäusern und Baumärkten. Die meisten Firmen lagern diese mühsame Arbeit aus. Etwa an den französischen Konzern Ivalis mit seiner Schweizer Tochter in Kriens LU.

Monotone Arbeit, bescheiden entlöhnt

Diese Firma karrt täglich Dutzende Angestellte in Kleinbussen zu ihren Auftraggebern in der ganzen Schweiz. Sie arbeiten auf Abruf. Scannen Artikel für Artikel – stundenlang, unter enormem Zeitdruck. Eine monotone Arbeit, die bescheiden entlöhnt ist. Pro Stunde zahlt Ivalis 24 Franken brutto. Einen 13. Monatslohn gibts nicht. Wer krank ausfällt, bekommt kein Geld.

Ein knallhartes Geschäft, das zuletzt noch rauer geworden ist. Die Ivalis-Chefs wollen ihren Angestellten nun gar die Pausen streichen, behaupten mehrere Betroffene gegenüber BLICK.

Ivalis-Kadermann brüllt herum

Freitag, 13. Januar: Im Obi-Baumarkt in Winterthur ZH kommt es zum Eklat. Das 30-köpfige Ivalis-Team von Ramush Xhuli (43) geht um 9.30 Uhr geschlossen in den Pausenraum. Sie haben bereits vier Stunden gearbeitet. Fünf Minuten später betritt ein Ivalis-Kader den Raum. «Wer hat das entschieden?!», brüllt er. Totenstille. Xhuli steht auf: «Ich. Meine Leute machen die Pause, die ihnen zusteht.»

Ein zweiter Ivalis-Chef hört vom Tumult. Beide fordern Xhuli auf, mit ihnen den Raum zu verlassen. Der weigert sich. «Ich bleibe bei meinen Kollegen», sagt er. Das hat Folgen. «Du bist entlassen und hast ab sofort Hausverbot!», schreit ihn der eine an. «Pack deine Sachen und geh raus, sonst ruf ich die Polizei!»

Rausschmiss per Telefon

Der Obi-Marktleiter muss die Streithähne trennen. Nach der Pause arbeitet das Team weiter. Auch Xhuli. Nach der Schicht bekommt er einen Anruf vom Ivalis-Sitz in Kriens. Er sei fristlos entlassen. Sechs Jahre hat er für Ivalis (vormals Sigma) gearbeitet.

BLICK konfrontiert Ivalis mit den Vorwürfen. Darauf folgt sofort eine Einladung nach Kriens. Doch statt Ivalis-Schweiz-Chef Daniel Kamphausen – ein Ex-Kadermann von Aldi Süd – sitzt der CEO der französischen Gruppe an seinem Platz. Frédéric Marchal ist extra in die Schweiz geflogen, um nach dem Rechten zu schauen. Zuvor hatte er Kamphausen gefeuert. Mit dem Fall Obi habe das nichts zu tun, sagt der Franzose.

CEO spricht von «Konflikt» im Pausenraum

«Wir gewähren unseren Angestellten die Pausen, die ihnen zustehen», sagt Frédéric Marchal. Nur motivierte Mitarbeiter würden gute Leistungen erbringen. Die 30 Ivalis-Leute in Winterthur hätten nach vier Stunden Arbeit eine halbe Stunde Pause gemacht. Er bestätigt aber einen «Konflikt» im Pausenraum. «Das war ein normaler Zwischenfall, wie er in jeder Firma passieren kann.» Dass Xhuli noch vor Ort entlassen wurde, bestreitet er. «Wir entlassen niemanden mündlich, wir respektieren die Gesetze.»

Obi hat sofort reagiert. «Nach Bekanntwerden des Falles sind die Kontrollen verstärkt worden», sagt Sprecher Christoph Frei. «Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, ist eine weitere Zusammenarbeit nur schwer vorstellbar.» Ein schwacher Trost für Xhuli. Er würde noch einmal gleich handeln. «So geht man nicht mit Menschen um.»

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