Roger Federer führt Halle Berry durch die Schweiz
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Neue Werbung bricht Rekorde:Roger Federer führt Halle Berry durch die Schweiz

Hotspots völlig überlaufen – heftige Kritik an teurer Werbekampagne
Lockt Roger Federer zu viele Touristen in die Schweiz?

Der Werbekampagne von Schweiz Tourismus mit Roger Federer ist ein grosser Erfolg. Ein zu grosser Erfolg? Jetzt fragen Kritiker, warum so viel Geld investiert wird, um noch mehr Touristen aus der ganzen Welt anzulocken.
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Werbung für die Schweiz: Roger Federer und Halle Berry geniessen ein Fondue ...
Foto: Schweizer Tourismus

Darum gehts

  • Herbstkampagne mit Federer und Halle Berry erzielt grossen Erfolg
  • Video wurde auf Youtube über 125 Millionen Mal angeschaut
  • SP-Nationalrat Roth warnt vor noch mehr Touristen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Seit Roger Federer (44) Markenbotschafter ist, geht es mit dem Schweizer Tourismus steil nach oben. Die Tennislegende steht seit 2021 im Sold der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus – und seither kommen Sommer für Sommer immer mehr Touristen in die Schweiz.

Die damalige Corona-Delle ist längst überwunden. Die ganze Welt hat wieder das Reisefieber gepackt, das spürt auch die Tourismusdestination Schweiz. Der Sommer 2025 war hierzulande der beste überhaupt – über 25 Millionen Touristen aus der ganzen Welt haben zwischen Mai und Oktober die Schweiz besucht.

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Für die jährliche Werbekampagne scheut die Tourismus-Organisation keine Mühe, keinen Aufwand und keine Kosten. Dieses Jahr stand neben Roger Federer auch Hollywoodstar Halle Berry (59) vor der Kamera, in Szene gesetzt vom Schweizer Starregisseur Marc Forster (56).

Overtourism bedroht die schönsten Ziele

Das Werbevideo ist ein durchschlagender Erfolg: Auf Youtube wurde es weltweit bereits über 125 Millionen Mal angeschaut – doppelt so oft wie die letztjährige Kampagne mit Federer und Mads Mikkelsen (60).

Das Ziel der Werbekampagne mit Roger Federer: einen Teil des Touristenstroms auf die vermeintliche Nebensaison Herbst zu lenken. Doch der Erfolg hat auch seine Schattenseiten, wie Blick vor kurzem in Grindelwald BE beobachten konnte. Dort wären die Bewohnerinnen und Bewohner froh um eine touristische Verschnaufpause zwischen den Hochsaisons im Sommer und im Winter.

Der sogenannte Overtourism ist längst nicht nur in Grindelwald ein Thema. In Lauterbrunnen BE wollen alle den Staubbachfall sehen. Die Gemeinde leidet unter Abfallbergen und dem Verkehrschaos. Ein Steg in Iseltwald BE ist der heimliche Star einer südkoreanischen TV-Serie, alle wollen dort ein Selfie machen. Oder im Tessin: Im Sommer sind die malerischen Flusstäler der Maggia und der Verzasca ein Hotspot für in- und ausländische Touristen.

Steuergelder für noch mehr Touristen

Darum werden die Stimmen lauter, die fragen: Braucht es da noch einen Magneten wie Roger Federer, der noch mehr Touristen anlockt? Einer der Kritiker ist SP-Nationalrat David Roth (40). Der Luzerner prangert die Touristenmassen aus fernen Ländern und deren negative Folgen schon länger an. So fragte er etwa 2024 in einer Interpellation an den Bundesrat: «Ist die staatlich subventionierte Tourismuswerbung mit den Nachhaltigkeitszielen vereinbar?»

Auch die aktuelle Roger-Federer-Kampagne hinterfragt Roth: «Wurde hier mit Steuergeldern für zusätzlichen Traffic gesorgt?» Damit meint der Nationalrat, dass Schweiz Tourismus Geld dafür bezahlt, um für Federer-Video eine bessere Platzierung auf dem Social-Media-Kanal zu erwirken. Er ergänzt: «Macht es wirklich Sinn, mit einer teuren Werbekampagne Touristen aus der ganzen Welt in die Schweiz zu holen?» Wichtiger wäre es in Roths Augen, auf Nachhaltigkeit statt auf Ferntouristen zu setzen.

Wie viele Steuerfranken – im nächsten Jahr bekommt Schweiz Tourismus vom Bund 50 Millionen Franken – in die Kampagne geflossen sind, darüber schweigen die Tourismusförderer. «Zu einzelnen Projektbudgets geben wir keine Auskünfte», heisst es auf Anfrage von Blick. Zur Verdoppelung der Klickzahlen heisst es: Youtube belohne Inhalte, die lange und gerne geschaut würden, mit zusätzlicher Reichweite. «38 Prozent haben den über zwei Minuten langen Werbefilm bis zu Ende geschaut.»

Schweiz Tourismus versucht zu lenken

Dieser hat wohl einige zusätzliche Touristinnen und Touristen in die eh schon gut besuchte Schweiz gelockt. «Schweiz Tourismus überlastet die öffentliche Infrastruktur mithilfe von Steuergeldern», kritisiert Roth.

Die Schweiz-Vermarkter sind zwar je länger, je mehr darum bemüht, die Touristenströme auch an weniger bekannte Orte in der Schweiz zu lenken und über das ganze Jahr zu verteilen. «Das hilft, die Tourismus-Infrastruktur besser auszulasten und Nachfrage-Schwankungen besser abzufedern», so Schweiz Tourismus.

Eine grosse Herausforderung: Denn die Touristen, die dank der Kampagne zum ersten Mal in die Schweiz kommen, wollen wohl auch zuerst einmal die Top-Sehenswürdigkeiten wie Kapellbrücke, die Jungfrau oder das Matterhorn sehen.

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