Darum gehts
- Lidl-Mitarbeiter in Wädenswil planen Protest gegen Versetzung des Filialleiters
- Rechtliche Konsequenzen drohen bei Durchführung der Protestaktion
- Lidl will eine «für alle gangbare Lösung» finden
Aufruhr bei Lidl in Wädenswil ZH: Die Mitarbeitenden der dortigen Filiale des Discounters wollen am Freitag den Laden schliessen – aus Protest. Und aus Solidarität. Ihre Aktion haben sie gross angekündigt, auf einem Zettel an der Eingangstür. Der Grund für den Aufstand: Lidl will den Filialleiter an einen anderen Standort versetzen, doch der Mann möchte nicht aus Wädenswil weg. Darum verliert er jetzt dem Vernehmen nach den Job.
Die insgesamt 32 Mitarbeitenden sind enttäuscht, kämpfen um ihren langjährigen Chef. Sie wollen ihre Protestaktion durchziehen. Lidl dagegen beteuert, dass der Laden am Freitag offenbleibt. Wie der Discounter das sicherstellen will, ist offen. In der Branche ist es aber üblich, dass die Unternehmen ein Pool an Mitarbeitenden in der Hinterhand haben, die in einer Filiale kurzfristig einspringen können. Oder allenfalls gleich einen ganzen Standort betreiben.
Lidl hat «Vertrauenspersonen» involviert
Aber noch viel lieber will sich Lidl mit dem jetzigen Personal einigen. Auf erneute Anfrage heisst es: «Unser klares Ziel ist, dass wir mit dem Filialteam eine Lösung finden und die Filiale ganz normal offen bleibt.» Man sei zuversichtlich, im Dialog eine für alle gangbare Lösung zu finden.» Dafür setzt der Discounter sogar Vermittler ein. «Wir stehen aktiv im Austausch mit den Mitarbeitenden vor Ort und haben dafür auch unsere sogenannten Vertrauenspersonen, also für psychologische Betreuung ausgebildete Mitarbeitende, involviert», heisst es weiter. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes geht Lidl nicht weiter ins Detail.
Brisant an der geplanten Protestaktion: Die aufrührerischen Angestellten begeben sich auf rechtliches Glatteis. Denn: «Bei der Protestaktion handelt es sich aus meiner juristischen Sicht auf Basis der vorliegenden Informationen um keinen rechtmässigen Streik», sagt Samuel Sauter (41), Fachanwalt für Arbeitsrecht bei der Kanzlei Kalbermatter aus Bülach ZH, gegenüber Blick. Ein Streik sei unter anderem dann zulässig, wenn sich Angestellte für bessere Arbeitsbedingungen für alle einsetzen, die sich in einem Gesamtarbeitsvertrag regeln lassen. Beispielsweise für mehr Lohn oder kürzere Arbeitszeiten. Zudem sei fraglich, ob der geplante Protest verhältnismässig sei.
Angestellten könnte fristlose Kündigung drohen
Das bedeutet: Den Angestellten drohen Sanktionen, wenn sie ihre Aktion durchziehen und den Laden am Freitag schliessen wollen. Lidl könnte als Disziplinarmassnahme arbeitsrechtliche Schritte einleiten – von einer Abmahnung bis zur fristlosen Kündigung, wie Sauter erklärt. Auch finanzielle Konsequenzen sind möglich. Erstens hätte der Discounter das Recht, den Lohn für die nicht geleisteten Arbeitsstunden nicht zu zahlen. Und zweitens könnte Lidl bei möglichen Umsatzeinbussen Schadenersatz wegen Verletzung der Arbeitspflicht fordern.
Eine Möglichkeit für die Wädenswiler Lidl-Mitarbeitenden wäre, während der Pause einen symbolischen Protest abzuhalten. Doch auch da warnt Sauter: «Die Aktion muss im verhältnismässigen Rahmen stattfinden. Die Mitarbeitenden sollten nicht zu einseitig Partei gegen den Arbeitgeber ergreifen.» Denn schliesslich haben sie Treue- und Loyalitätspflichten gegenüber Lidl.