Grosse Lohnanalyse
So viel verdienen deine Chefs

Bis zu 317'000 Franken Lohn: Spartenleiter sind die neuen Lohnkönige der Schweizer Wirtschaft. Die grosse Lohnanalyse zeigt, wie viel deine Chefs verdienen.
Publiziert: 09:22 Uhr
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Aktualisiert: 09:29 Uhr
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Die höchsten Löhne auf Stufe Führungskräfte schafft dieses Jahr ein Newcomer: die Spartenleitung. (Symbolbild)
Foto: IMAGO/peopleimages.com

Darum gehts

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Tina Fischer
Handelszeitung

Abseits der Schlagzeilen über Millionengehälter und Bonuszahlungen der obersten Konzernchefs spielt sich in der Schweizer Wirtschaft ein weitaus intensiveres Gefeilsche ums Lohnpaket ab. Besonders bei den Kadersalären der oberen, mittleren und operativen Führungsebene – jener Tausenden von Chefinnen und Chefs, die täglich die Schweizer Unternehmen am Laufen halten, Teams vorantreiben, Strategien mit einer verwegenen Truppe umsetzen und die Angriffe von Cyberkriminellen abwehren. Ihre Einkommen sind entscheidend für die Attraktivität der Schweiz als Arbeitsstandort – und variieren enorm.

Die Handelszeitung schafft – wie schon seit mehr als vierzig Jahren – mit der Salärstudie von Kienbaum Transparenz. Wir klären unter anderem diese Fragen: Wie viel verdient der Chef? Die Kollegin auf gleicher Stufe? Welchen Lohn kann man bei der nächsten Führungsposition fordern – und welche Vergütung ist für die ausgeschriebene Stelle angemessen? Das Co-Projekt der Unternehmensberatungsfirma Kienbaum Consultants International und der Handelszeitung listet die Daten von über 20'000 Positionen aus fast 1000 Unternehmen auf.

Artikel aus der «Handelszeitung»

Dieser Artikel wurde erstmals im Angebot von handelszeitung.ch veröffentlicht. Weitere spannende Artikel findest du unter www.handelszeitung.ch.

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Die grossen Lohnsprünge sind vorbei

Die höchsten Löhne auf Stufe Führungskräfte schafft dieses Jahr ein Newcomer: die Spartenleitung. Nachdem in den letzten zwei Jahren die Zinsen angezogen hatten und wieder gesunken waren und sich die Inflation in der Konsumentenstimmung bemerkbar gemacht hatte, stoppten viele Firmen ihre Experimente. Statt das Portfolio zu diversifizieren, fokussieren sie auf ihr Kerngeschäft. Und genau dafür braucht es die Spartenleiter, sie, die das Geschäft bis ins Innerste kennen. Ihr Medianlohn liegt bei 243'000 Franken – ein neuer Topwert! Im oberen Quartil – oberste 25 Prozent – haben sie gar einen Lohn von 317'000 Franken. Damit ziehen sie gleich mit dem Medianlohn eines KMU-Inhabers.

Foto: HZ Grafik

Der Median besagt, dass gleich viele Personen mehr als diesen Wert verdienen wie weniger. Da gibt es natürlich riesige Unterschiede: Der Legal Counsel im Grosskonzern sitzt meistens in der Konzernleitung und kassiert – wie bei der UBS – locker ein paar Millionen im Jahr. Diese Ausreisser verzerren das Bild, deshalb wird der Medianlohn erhoben und nicht der arithmetische Durchschnitt. Auch die jährlichen, variablen Vergütungen – Boni – sowie weitere Fringe Benefits sind in diesem Medianlohn enthalten.

Nach der Spartenleitung gewinnen seit Jahren ebenso die technischen sowie kaufmännischen Leiter an Gewicht. Ihr Medianlohn knackt locker die Grenze von 200'000 Franken. Auch Key-Account-Manager und Unternehmensentwickler gehören zu den gesuchten und hoch bezahlten Positionen. Das verwundert nicht, denn diese Experten sind gerade in Zeiten des Fachkräftemangels stark umworben.

Die Personalabteilung gewinnt, das Marketing verliert

Der Kampf um Talente beeinflusst auch die Personalabteilung. Die Studie führt dieses Jahr neu die Leiter der Abteilungen Compensation und Benefits, Personalrekrutierung sowie die Salärabrechnung auf – drei HR-Positionen, welche die Suche nach neuen Fachkräften und das Halten der Leute verantworten. Das kostet: In diesen Positionen beträgt der Medianlohn 150'000 bis 160'000 Franken, bei erfahrenen Personalern sind es 200'000 bis 210'000 Franken.

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Demgegenüber litten dafür die Produktentwicklung, die Bilanzbuchhaltung sowie die Laborleitung. Der Median bewegt sich hier zwischen 125'000 und 150'000 Franken. Im historischen Vergleich hat vor allem auch die Marketingabteilung Federn gelassen: Ein Marketingchef verdiente 2017 noch 223'000 Franken, heute sind es knapp 190'000 Franken Medianlohn – falls es die Stelle so überhaupt noch gibt, denn viele Unternehmen haben sie der kaufmännischen Gesamtleitung untergeordnet.

Bei den Branchen herrscht seit einigen Jahren das gleiche Bild vor: Die Topbranchen bezüglich Lohn sind das Bankwesen, die Versicherungen und die Pharmabranche. Dieses Jahr schwangen neu die Energieabteilung und die Umwelttechnik oben mit. Am anderen Lohnende tummeln sich die Medien, der Handel, die Telekommunikation sowie das Textilgeschäft.

Jährliche Boni fallen überall ins Gewicht

Die Banken bilden nicht nur die Branche mit den höchsten Löhnen, sie erregen auch Aufmerksamkeit wegen der viel diskutierten Boni. Vor allem die traurige Bilanz der untergegangenen Credit Suisse: Gemäss PUK-Bericht erhielt das CS-Management zwischen 2010 und 2022 insgesamt 39,8 Milliarden Franken an Boni. Im gleichen Zeitraum häufte sie einen Gesamtverlust von 33,7 Milliarden Franken an.

Diese Entwicklung führte dazu, dass Schweizer Firmen ihre jährlichen Bonuszahlungen heute stark am Geschäftsgang ausrichten. Vordergründig partizipieren Mitarbeitende so bei einer guten Entwicklung am Geschäftsjahr. Und bei einer schlechten Performance hat das Unternehmen die Kostenkontrolle, weil die Personalkosten sinken – denn 90 Prozent aller Führungskräfte weisen eine solche variable Komponente auf.

In Zahlen für die Schweizer Kaderwirtschaft heisst das, dass die Hälfte der CEOs in einem guten Jahr mit rund 131'000 Franken an Boni rechnet. Die obere Führungsetage freut sich derweil bei einem erfolgreichen Geschäftsjahr über 42'000 Franken Boni, und die operative Ebene erhält noch 16'000 Franken für ihren Einsatz.

Die klassische Karriere verliert an Gewicht

Ein zweites Bonisystem kennt das Topmanagement, das absolut oberste Kader. Wer hier sitzt, verdient auch den höchsten Medianlohn. Mitglieder der Geschäftsleitung rechnen mit 380'000 Franken – wer den Vorsitz der Geschäftsführung hält, rechnet mit 481'000 Franken auf dem Konto. On top binden Unternehmen jede zweite Person dieses Kaders mittels mehrperiodiger variabler Vergütungen an sich. Wie hoch die mehrjährigen Vergütungen ausfallen, weist die Studie nicht aus. Eine weitere Eigenheit des Topmanagements ist auch der Besitz eines Firmenwagens: Nur noch rund jede fünfte Führungskraft fährt einen solchen, beim Topmanagement sind es noch immer zwei Drittel. Bevorzugt wird die Marke Audi.

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Ein weiterer Trend lässt sich aus der Studie erahnen: Die realisierte Gehaltsentwicklung fiel beim unteren sowie beim mittleren Management höher aus als bei den oberen Führungsebenen sowie beim Topmanagement. Laut Timon Forrer, Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung von Kienbaum, könnte das ein Indiz dafür sein, dass klassische Führungskarrieren für jüngere Arbeitnehmende an Attraktivität verlieren. Denn ein Aufstieg auf der Karriereleiter bringt automatisch Verantwortung. Etwas, das nicht alle mögen.

Immerhin: Wer in einem grösseren Unternehmen arbeitet, hat zwar mehr Verantwortung und komplexere Aufgabenstellungen – aber auch mehr Lohn. Bei einem Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitenden sind es rund 150'000 Franken. Mit zunehmender Anzahl Mitarbeitenden knackt dieser Wert auch die magische 200'000-Grenze. Was möglicherweise zukünftige Chefinnen und Chefs motiviert.

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