Gewerkschaft-Chefökonom schlägt Alarm
Hinter den Isländern büezen Schweizer in Europa am längsten

SGB-Chefökonom Daniel Lampart warnt in einem neuen Blogbeitrag: Schweizer Männer schuften im europäischen Vergleich enorm viel. Nur in Island ist die Lebensarbeitszeit noch höher. In anderen Ländern arbeiten die Menschen zehntausende Stunden weniger.
Publiziert: 15:19 Uhr
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Aktualisiert: 18:56 Uhr
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Schweizer Berufstätige müssen besonders lange schuften.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer arbeiten viel, warnt Gewerkschaftsbund-Chefökonom Daniel Lampart in Blogbeitrag.
  • Schweizer Männer haben nach Island die höchste Lebensarbeitszeit in Europa.
  • Ein Schweizer arbeitet durchschnittlich 44,5 Lebensjahre, ein Deutscher 41,7 Jahre.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Die Schweiz gilt als fleissig und arbeitsam. Hier wird angepackt und viel geschuftet, so das Selbstbild vieler Schweizer. Doch genau vor den hohen Arbeitsstunden in der Schweiz warnt Daniel Lampart (57), Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, in einem neuen Blogbeitrag. Zu Recht? 

«Die Schweizerinnen und Schweizer arbeiten viel», schreibt Lampart. Er begründet das mit Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) und von Eurostat, dem Statistikamt der EU. Da wird ersichtlich: Nach Island weisen Schweizer Männer die höchste Lebensarbeitszeit in Europa auf. Sie büezen mehr als 10'000 Stunden länger als männliche Angestellte in Österreich, Frankreich oder Italien. Im Blogbeitrag beschränkt sich Lampart auf Zahlen zu männlichen Arbeitern – «aus Gründen der Vergleichbarkeit», so der Gewerkschafter. 

Ein Schweizer arbeitet 44,5 Lebensjahre

Der Arbeitszeit-Vergleich zwischen verschiedenen Ländern ist aber auch bei Männern nicht ganz einfach. So liegt die tatsächliche Wochenarbeitszeit der Männer gemäss dem BFS beispielsweise bei 35,5 Stunden pro Woche. Eurostat weist der Schweiz allerdings einen Wert von 39,9 Stunden zu. In seinem Blogbeitrag rechnete Lampart noch mit dem höheren Eurostat-Wert. Auf Rückfrage von Blick wertete er die Daten dann mit den Zahlen des BFS aus. 

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Das Ergebnis: Mit knapp 72'000 Arbeitsstunden im ganzen Leben gehören die Schweizer zu den fleissigsten Arbeitern. Der Hauptgrund: Ein Schweizer chrampfet gemäss Eurostat insgesamt 44,5 Lebensjahre – trotz eines Rentenalters, das sich im europäischen Vergleich im Mittelfeld befindet. Ein Deutscher arbeitet im Schnitt 41,7 Jahre, ein Italiener 37,2. Kombiniert mit der wöchentlichen Arbeitszeit steht die Schweiz fast an der Spitze. Für die Rechnung geht der Chefökonom von rund 45 Arbeitswochen jährlich aus.

Politische Forderungen

Für Lampart ist klar: Egal, wie man rechnet, die Schweiz gehört immer zu den Ländern mit den höchsten Lebensarbeitszeiten. «Immer mehr Leute haben genug von den langen Arbeitszeiten und der steigenden Belastung am Arbeitsplatz», folgert er deshalb in seinem Blogbeitrag. Und weiter: «Viele sind müde und wollen eher weniger als mehr arbeiten.»

Nur: Seine Forderung scheitert immer wieder an der politischen Realität. Zuletzt sprach sich der Nationalrat 2023 gegen die Verkürzung der Arbeitszeit aus – zur Freude des Arbeitgeberverbands. «Angesichts des akuten Arbeitskräftemangels haben bereits heute viele Unternehmen Mühe, die benötigten Arbeitskräfte zu rekrutieren», schrieb dieser damals in einer Mitteilung. Geringere Arbeitszeiten würden diese Problematik noch verschärfen. Unabhängig davon lässt sich konstatieren: Wir Schweizer büezen viel. Ob es zu viel ist, darüber scheiden sich die Geister.

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