EZB schlägt in neuer Studie Alarm – Experte ordnet die Gefahr ein
Würde Gold-Krise einen globalen Finanz-Crash auslösen?

Eine EZB-Studie warnt vor grossen Risiken im Goldhandel und löst Diskussionen aus. «Das strukturelle Risiko ist unübersehbar», sagt ein Gold-Experte zu Blick. Aber es gibt auch andere Ansichten. Wie gross ist die Gefahr?
Publiziert: 14.06.2025 um 17:48 Uhr
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Der Goldpreis hat sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt.
Foto: Bloomberg

Darum gehts

  • EZB warnt vor Risiken im Papiergoldhandel. Goldpreis erreicht Rekordhöhen
  • Investoren bevorzugen Gold-Futures-Kontrakte mit physischer Abwicklung
  • Goldmarkt hat ein durchschnittliches tägliches Handelsvolumen von 165 Milliarden Dollar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Diese Studie sorgte für Aufsehen: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals offiziell vor systematischen Risiken im Papiergoldhandel gewarnt. Die Studie bestätigte, dass nur ein Bruchteil der gehandelten Goldforderungen durch physische Bestände tatsächlich gedeckt sind – ein erhebliches Risiko im Falle eines plötzlichen Gold-Run.

Derzeit eilt der Goldpreis, der wie der Schweizer Franken als sicherer Hafen gilt, von Rekord zu Rekord. Bemerkenswert: Aktuell bevorzugen die Investoren sogenannte Gold-Futures-Kontrakte mit physischer Abwicklung. Das Gold wird also nicht einfach digital hin- und hergeschoben, sondern wird auch physisch zum neuen Eigentümer transportiert. In den letzten Monaten haben etwa die USA und Grossbritannien das Edelmetall oft hinter die eigenen Grenzen gebracht.

Weil die geopolitischen Risiken auf absehbare Zeit nicht kleiner werden dürften, sind die Sorgen eines Engpasses gross. Marktteilnehmer würden dann hohe Verluste machen. Im schlimmsten Fall könnte sich gemäss EZB der Schock auf das gesamte Finanzsystem ausbreiten. 

Experte warnt

Wie realistisch ist dieses Horror-Szenario wirklich? «Die EZB-Studie ist mehr als eine Marktanalyse – sie ist ein institutioneller Weckruf», sagt Goldexperte Robert Vitye, CEO von Solit, einem der führenden Edelmetall-Detailhandelsunternehmen in Europa aus Tägerwilen TG, zu Blick.

Papiergold sei nichts anderes als ein Versprechen. «Und Versprechen sind nur so gut wie die Fähigkeit, sie im Ernstfall einzulösen.» Seit Jahren seien diese Risiken in der Branche ein Thema. Dass nun die Bestätigung «von ganz oben» kommt, ist für den Experten bemerkenswert. «Laut der EZB wurden an der Comex, der grösste Handelsplatz für Gold Futures, zuletzt mehr physische Auslieferungen angemeldet als je zuvor seit 2007 – ein klares Zeichen, dass immer mehr Investoren den Unterschied zwischen Forderung und Eigentum aktiv machen.»

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Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.

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«EZB hat vor Gold genauso viel Angst wie vor Bitcoin»

Nicht wenige Kleinanleger haben Gold in ihrem Portfolio. Oft gehalten in einem Exchange Traded Fund (ETF). «Wer einen Gold-ETF hält, besitzt kein Gold – er besitzt eine Forderung. Das ist ein fundamentaler Unterschied, der in Krisen entscheidend ist», sagt Vitye. Die meisten Anleger hätten diese Differenzierung bisher ignoriert. Warum? «Weil sie vertraut haben: auf Märkte, auf Settlement-Systeme, auf Liquidität.» Robert Vitye und seine Solit-Gruppe lagert und verkauft physisches Gold. Er sieht sein Geschäftsmodell aufgrund der EZB-Studie bestätigt.

Aber es gibt auch andere Stimmen. Joseph Cavattoni, Chefmarktstratege des World Gold Council, hält die EZB-Warnung für übertrieben. «Tatsächlich hat Gold in den letzten Monaten seine Liquidität und Stabilität beibehalten, selbst auf dem Höhepunkt der Handelsspannungen», schrieb er in einem Statement. Er wies darauf hin, dass der Goldmarkt mit einem durchschnittlichen täglichen Handelsvolumen von 165 Milliarden Dollar zu den grössten Märkten der Welt gehöre und deshalb resilient sei. Der amerikanische Investmanager Frank Holmes wurde noch deutlicher: «Die EZB hat vor Gold genauso viel Angst wie vor Bitcoin.»

Auch Vitye selbst will sich nicht darauf festlegen, ob es tatsächlich zur grossen Gold-Krise und zum Crash kommt. Er hält gegenüber Blick aber fest: «Das strukturelle Risiko ist unübersehbar.»

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.

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