SMI, Dow Jones, DAX – was ist das eigentlich?
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Leitindizes erklärt:SMI, Dow Jones, DAX – was ist das eigentlich?

Experten warnen – aber an der Wall Street wirds immer verrückter
Droht nach dem Rekordhoch jetzt ein Börsen-Crash?

Wenn sogar der US-Notenbankchef Jerome Powell vor zu hohen Aktienkursen warnt, ist das bemerkenswert. Was steckt hinter der Rekordjagd an der Wall Street? Und sind die Crash-Sorgen gerechtfertigt?
Publiziert: 03.10.2025 um 17:34 Uhr
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Auf dem Parkett der New Yorker Börse wird es immer mal wieder hektisch.
Foto: imago/UPI Photo

Darum gehts

  • Rekordkurse an der Wall Street trotz geopolitischer Spannungen und Wirtschaftsrisiken
  • Experten warnen vor möglicher Korrektur, sehen aber keine unmittelbare Crash-Gefahr
  • KI-Boom treibt Investitionen, Nasdaq-Index seit Jahresbeginn um über 18 Prozent gestiegen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

An der Wall Street jagt gerade ein Rekord den nächsten. Egal ob der Tech-Index Nasdaq, der breit angelegte S&P 500 oder der Leitindex Dow Jones; überall stehen die Zahlen am Freitag auf Grün – und sind so hoch wie nie. Trotz Donald Trumps (79) Strafzöllen. Trotz US-Shutdown. Trotz geopolitischen Spannungen in Nahost und Europa. Der Nasdaq hat seit Anfang Jahr beispielsweise über 18 Prozent zugelegt. In der Schweiz und in Europa sind die Börsenindizes ebenfalls sehr stark – und nur knapp von den Allzeithochs entfernt.

Doch wer zu heftig feiert im Leben, hat am nächsten Tag oft einen Kater. Um genau das zu verhindern, schlagen gerade immer mehr Experten Alarm. Der prominenteste ist US-Notenbankchef Jerome Powell (72), der sich Ende September zu einer bemerkenswerten Aussage hinreissen liess: «Die Aktienkurse sind relativ hoch bewertet.»

Auch Investoren sehen dunkle Wolken aufziehen. Mark Spitznagel (53), Hedgefonds-Manager von Universa Investments, warnt vor Parallelen zur Grossen Depression von 1929. Damals stiegen die Kurse zunächst stark, bevor es zum Absturz kam. Spitznagel, der 2015 mit einer Wette gegen den Markt an einem einzigen Tag über eine Milliarde Dollar verdiente, gilt als «Crash Guy» der Wall Street.

«10-Prozent-Korrektur wäre nicht ungesund»

«Rekorde sind kein Argument für das Ende von Kursanstiegen», sagt Roman Przibylla (40), Anlageexperte bei Maverix Securities, gegenüber Blick. Entscheidend seien viel mehr die Erträge, Zinsen und die Liquidität am Markt. Allen Befürchtungen wegen Trumps Strafzöllen zum Trotz stimme es auf der Ertragsseite der Unternehmen weiterhin. Das macht Przibylla zuversichtlich. «Eine harte Gewinnrezession, also stark fallende Firmengewinne, sehe ich aktuell nicht.» 

Der Anlageexperte glaubt deshalb nicht an einen Börsencrash. «Historisch werden neue Hochs häufiger von weiteren Hochs als von Crashes gefolgt», sagt er im Gespräch mit Blick. Es gelte, Emotionen von Marktprozessen zu trennen. «Solange die Gewinndynamik und Liquidität stabil bleiben, ist ein Crash nicht das realistische Szenario.» Eine Gegenreaktion ist aber möglich, das weiss auch Przibylla. «Eine 10-Prozent-Korrektur ist jederzeit Teil des Zyklus und wäre auch nicht ungesund. Das wäre aber kein Trendwechsel.»

KI-Boom – worauf du achten solltest

Das grösste Thema an der Wall Street ist die Künstliche Intelligenz. Die Firmen pumpen derzeit enorme Summen in KI – und die Anleger setzen darauf, dass die Technologie die nächste grosse Wirtschaftsrevolution einleitet. Für Investoren eröffnet das laut Przibylla gewaltige Chancen: ein nachhaltiger Produktivitätsschub über Jahre hinweg und satte Gewinne für jene Unternehmen, die das nötige «Werkzeug» für den KI-Boom liefern – also etwa Halbleiterhersteller, Cloud- und Netzwerkanbieter, Stromproduzenten oder spezialisierte Softwareentwickler. Doch die Risiken sind ebenso real: «Überdrehte Investitionszyklen, Margenkompression durch harten Preiskampf und regulatorische Eingriffe könnten die Euphorie jederzeit bremsen», sagt der Anlageexperte.

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Den aktuellen KI-Boom vergleicht Przibylla am ehesten mit der Einführung des Internets und später der Cloud: «Es gibt Phasen der Übertreibung, gefolgt von Selektion. Langfristig bleiben Plattformen und Infrastruktur die Konstanten.» Übertreibungen sieht er dort, wo Bewertungen fast ausschliesslich auf Erzählungen statt auf Fakten beruhen. Potenzial erkennt er dagegen bei jenen Firmen, die den Fortschritt tatsächlich ermöglichen, sei es durch Rechenleistung, Speicher oder Energie-Bereitstellung. Sowie bei Software, die nachweisbare Effizienzgewinne bringt. «Kosten raus, Umsatz rauf», so Przibylla. 

Einfluss von Trump und Krisen

Auffällig ist, dass Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin nicht im gleichen Tempo von der Rekordjagd an den Börsen profitieren. «Der Bitcoin reagiert stärker auf globale Liquidität, Regulierungssignale und interne Angebots- und Nachfragefaktoren», erklärt Przibylla. Dies ändere zwar das Tempo, aber nicht zwingend den übergeordneten Trend.

Eine noch grössere Rolle spielen laut Przibylla derzeit geopolitische Risiken: Der Krieg in der Ukraine, die Spannungen zwischen Trump und Putin und die Missachtung von Nato-Grenzen hätten erhebliches Eskalationspotenzial. Zwar preisten die Märkte Konflikte oft ein, doch jede neue Eskalationsstufe – etwa bei Lieferketten oder Energiepreisen – könne heftige Reaktionen auslösen.

«Für Portfolios heisst das: Diversifizieren, diversifizieren und nochmals diversifizieren», sagt er. Besonders die US-Politik stehe mit Trump im westlichen Fokus: «Politik setzt den Rahmen, Gewinne treiben Kurse. Die Märkte mögen Klarheit – je präziser die politischen Leitplanken, desto geringer die Schwankungsbreite.» Da hilft der Zickzack-Kurs von Donald Trump natürlich nicht.

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.

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