Eurocity fährt noch 70 km/h
Schweiz drohen neue Mega-Verspätungen wegen Deutscher Bahn

Wer mit dem Zug von Zürich nach München fährt, braucht Nerven. Verspätungen sind an der Tagesordnung. Nun wird alles noch schlimmer. Wegen des veralteten Streckennetzes der Deutschen Bahn dürfen Züge nur noch mit 70 statt 160 Kilometer pro Stunde fahren.
Publiziert: 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 15:01 Uhr
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Der Eurocity zwischen Zürich und München ist praktisch immer verspätet.
Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Darum gehts

  • Zugverbindung Zürich–München wird langsamer wegen Mängeln im deutschen Streckennetz
  • Deutsche Bahn drosselt Tempo auf mehreren Abschnitten, Fahrzeit verlängert sich
  • Statt 160 km/h dürfen Züge künftig nur noch 70 km/h fahren
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Irgendwie wird das einfach nichts mit der Zugverbindung zwischen Zürich und München (D). Es gibt kaum eine Strecke, auf der es derart regelmässig zu Verspätungen kommt. Mal kommt der Eurocity mit 35 Minuten Verspätung aus der Bayern-Metropole an, dann sind es «nur» deren 20 Minuten. Pünktlich sind die Züge praktisch nie. In den Lautsprecherdurchsagen heisst es dann trocken: «Grund dafür ist ein Ereignis in Deutschland.»

Bald wird alles noch viel schlimmer. Die Verbindung zwischen Zürich und München, erst 2020 für 440 Millionen Euro ausgebaut und elektrifiziert, wird ab kommendem Jahr wieder langsamer, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Der Grund: Die Deutsche Bahn (DB) – seit Jahren bekannt für ihre Verspätungen – muss auf mehreren Abschnitten das Tempo drosseln. Und zwar wegen «Mängeln im Streckennetz».

«Drohendes Bahn-Chaos»

Statt mit 160 km/h dürfen die Züge zwischen München und Buchloe (D) künftig nur noch 70 Kilometer pro Stunde fahren. Auf einer Strecke von 25 Kilometern Länge verkehren die Züge mit reduzierter Geschwindigkeit, um die Infrastruktur nicht zu beschädigen. Diese Bummel-Passage verlängert die Fahrtzeit um rund 15 Minuten. Noch immer ist die Strecke zudem vielerorts nur einspurig befahrbar. Auch Stellen, an denen Züge kreuzen können, fehlen.

Die angepeilten 3,5 Stunden Fahrzeit dürften so nicht mehr realistisch sein. Wird das Angebot auf der Problemstrecke deshalb reduziert? Und drohen mehr Verspätungen und Ausfälle? Das weiss man bei den SBB noch nicht genau. Man stehe mit der DB «in engem Austausch», sagt eine SBB-Sprecherin zur «Aargauer Zeitung».

Auch die DB selbst bleibt vage: Man arbeite «mit Hochdruck» an Reparaturen – ohne Termin. Teilnehmer einer DB-Videokonferenz sprachen laut der «Allgäuer Zeitung» aber Klartext. Für sie sind die neuen Bummel-Passagen schlicht eine «Katastrophe für die Fahrgäste». Die Zeitung schreibt gar von einem «drohenden Bahn-Chaos». Klar ist aber jetzt schon: Fernbusbetreiber wie Flixbus dürften sich die Hände reiben. Schon heute verkehren bis zu 17 der giftgrünen Busse täglich zwischen Zürich und München – pro Richtung.

Probleme auch in Basel und Schaffhausen

Der deutsche Bahnbetreiber sorgt aber nicht nur mit der Verbindung nach München für Ärger. Auch in Schaffhausen ist man nicht gut auf die DB zu sprechen. Der Kanton Schaffhausen will die ständigen Verspätungen und Zugausfälle der Deutschen Bahn nicht länger akzeptieren. In einem offenen Brief an SBB-Chef Vincent Ducrot (63) fordert er «sofortige Massnahmen».

Der Kanton Schaffhausen will von den SBB, dass sie die internationale Verbindung Stuttgart–Zürich in zwei Teile aufteilen: eine Strecke von Stuttgart bis nach Singen und eine zweite von Singen via Schaffhausen nach Zürich. Ziel ist, dass die Schaffhauserinnen und Schaffhauser trotz DB pünktliche Verbindungen nach Zürich haben.

In Basel hat man diesen harten Schnitt bereits vollzogen. Die SBB haben zwei DB-Verbindungen in die Schweiz gekappt. Wegen der Verspätungen aus Deutschland enden die DB-Verbindungen aus Hamburg und Dortmund seit April dieses Jahres in Basel. Für die Schweizer Strecke übernehmen dann die SBB. Mit der gewohnt schweizerischen Pünktlichkeit.

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