Ems-Chefin hämmert auf SonntagsBlick ein – und warnt ihre Belegschaft
«Wir möchten Sie an Ihre Geheimhaltungspflichten erinnern»

Magdalena Martullo-Blocher reagiert auf die Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen bei Ems-Chemie. In einer «vertraulichen» Mitteilung nennt sie die Artikel von SonntagsBlick «politisch motiviert» – und versucht, weitere Insider-Berichte zu verhindern.
Publiziert: 19.11.2023 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2023 um 10:28 Uhr
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Knallharte Unternehmerin: Magdalena Martullo-Blocher (54) will hohe Gewinne, keine schönen Arbeitsplätze.
Foto: Sobli
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Abteilungsleiter, die ihre Kosten auf den Stand von 2019 senken müssen. Produktionsanlagen, die 50 Jahre alt sind. Ein Auditbericht, der sicherheitsrelevante Mängel festhält. Produktionsbereiche, in denen es in einem Jahr pro 100 Mitarbeiter zu 7,6 Betriebsunfällen kam.

Die Zustände bei Ems-Chemie, die SonntagsBlick vor zwei Wochen publik machte, sind für die Konzernleitung kein Ruhmesblatt. CEO Magdalena Martullo-Blocher (54) befleissigte sich deshalb vergangene Woche, das Personal zu informieren. In einer als «vertraulich» deklarierten Mitteilung kritisierte sie die Berichte scharf als «imageschädigende Kampagne»: «Die Publikation ist politisch motiviert», so die Behauptung der SVP-Nationalrätin.

SonntagsBlick habe aus der Ems-Chemie – «nach hartnäckigen Anfragen» – «interne und vertrauliche Dokumente» erhalten. «Diese sind jedoch meist bereits überholt», so Martullo-Blocher. «Zum Teil» seien sie zudem «zusammenhanglos in Ausschnitten» publiziert worden.

In der Folge jedoch bestätigt die Ems-Chefin zentrale Punkte der SonntagsBlick-Berichte: etwa, dass die Arbeitsverträge von temporären und befristeten Mitarbeitenden nicht verlängert wurden. Oder dass einzelne Angestellte in anderen Betrieben oder Tätigkeiten eingesetzt werden.

Zu den «technischen Mängeln», die 2022 in einem internen Audit erfasst worden waren, schreibt Martullo-Blocher: «Sie sind inzwischen längst behoben.» Die Unternehmerin hält fest, man nehme die Belange von Ordnung und Sicherheit «sehr ernst» und erfasse auch kleinere Ereignisse. «Im 2023 konnten wir erhebliche Verbesserungen erreichen, haben allerdings unsere Ziele noch nicht erreicht.» Des Weiteren wird im Schreiben betont, dass Ems im Markt sehr gut positioniert sei. «Auch die Produktionsmengen auf dem Werkplatz Domat/Ems sind 2024 mit einem Wachstum geplant.»

Zum Schluss wird das Personal aufgefordert, sich bei weiteren Fragen an den jeweiligen Vorgesetzten zu wenden. «Im Übrigen möchten wir Sie generell an Ihre rechtlichen Geheimhaltungspflichten gegenüber Dritten erinnern.»

Es klingt wie ein Versuch, weitere Insider-Berichte zu verhindern.

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