Elektroautos boomen wie nie
Jetzt müssen Vermieter Ladestationen schaffen

Mit der Anzahl Elektrofahrzeuge steigt in der Schweiz auch der Bedarf an Ladestationen in Parkgaragen. Lösungen für Wohnsiedlungen können teuer kommen.
Publiziert: 27.12.2019 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2020 um 18:36 Uhr
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Nimmt die Zahl der Elektroautos zu und diejenige der Benzin- und Dieselfahrzeuge ab, so brechen dem Staat Einnahmen weg (Symbolbild)
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider

Die Anzahl Elektromobile in der Schweiz ist in den letzten Monaten explodiert. In den ersten drei Quartalen 2019 betrug die Anzahl Neuzulassungen bei den Steckerfahrzeugen laut dem Bundesamt für Energie (BFE) 11'067. Und damit mehr als doppelt so viele als im gesamten Jahr 2018.

Zudem will der Bund die Anzahl der Elektrofahrzeuge am Neuwagenmarkt von heute rund 5 Prozent auf 15 Prozent im Jahr 2022 steigern. Dann sollen es demnach bereits rund 45'000 Neuwagen pro Jahr sein.

Ladestationen für Wohnsiedlungen

In der Schweiz gibt es 3400 öffentliche Ladestationen. Doch wer ein E-Auto hat, muss es auch zu Hause einstecken können. Für Hauseigentümer kein Problem: Eine Industriesteckdose mit erhöhter Leistung reicht in den meisten Fällen aus, um den Akku über Nacht aufzuladen.

Komplizierter wird es, wenn mehrere Autos gleichzeitig parkiert und geladen werden müssen – wie dies in Parkgaragen von Wohnsiedlungen der Fall ist. In diesem Fall braucht es eine intelligente Ladestation, die Ladekapazitäten regeln und Verbrauchsspitzen vermeiden kann.

Pro E-Auto mindestens eine Ladestation

Wie hoch die Investitionen sind, die in den nächsten Jahren auf Eigentümer zukommen, ist schwierig abzuschätzen. Die Kosten von Ladestationen reichen von 500 Franken für eine Industriesteckdose bis zwischen 1500 und 8000 Franken für intelligente Stationen.

«Wir gehen davon aus, dass es für jedes dieser E-Autos mindestens eine Ladestation zu Hause oder am Arbeitsplatz braucht», sagt Vincent Jarno (38) von Green Motion. Das Schweizer Unternehmen fertigt Ladestationen für Elektrofahrzeuge an und betreibt Evpass, ein öffentliches Ladestationen-Netz der Schweiz, das 40 bis 50 Prozent Markanteil hat.

Investitionen in Millionenhöhe

Wenn 2020 also 45'000 neue Elektrofahrzeuge angemeldet würden, müssten Eigentümer in dem Jahr folglich entsprechend viele Steckdosen oder Ladestationen installieren. Das würden Investitionen im Wert von zwischen 22,5 Millionen und 360 Millionen Franken bedeuten.

Es ist eine Problematik, die in naher Zukunft sehr viele Eigentümer von Liegenschaften beschäftigen wird. Denn 63 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind Mieter. Für die meisten davon gibt es derzeit noch keine Lösung. Sie haben keinen Parkplatz mit Ladestation. Das Problem: Den Hauseigentümern fehlen oft die Anreize und das Interesse, um das zu ändern.

Branche kommt nur langsam in Fahrt

Das soll sich bald ändern: «Dass eine Lademöglichkeit für das Elektroauto verfügbar ist, wird bei der Wohnungs- und Haussuche schon bald ein zentrales Argument sein», sagt Christoph Erni (56), Gründer und CEO von Juice Technology.

Doch die Immobilien-Branche kommt nur langsam in Fahrt. Der Immobilien-Dienstleister Privera verwaltet schweizweit über 2000 Wohn- und Gewerbeliegenschaften. Zwar seien viele Einkaufszentren und diverse Gewerbeliegenschaften bereits mit Ladestationen ausgerüstet, erklärt Sprecherin Katharina Bornhauser dem BLICK. «Im Bereich der Mietwohnungsliegenschaften ist die Situation anders, wofür es diverse Gründe gibt», fügt sie jedoch an.

Noch ist die Nachfrage gering

Einerseits bestehe bei Mietwohnungen bisher noch keine oder nur eine sehr geringe Nachfrage. Andererseits ist bei Mietwohnungen, im Gegensatz zum Wohneigentum, die Umzugsquote höher, was die Anspruchshaltung beeinflusse. Die Ausrüstung der Parkplätze sei daher anspruchsvoll. Genaue Angaben zum Investitionsvolumen will Privera nicht machen.

Etwas konkreter wird Logis Suisse. Das Unternehmen besitzt Liegenschaften mit insgesamt knapp 3000 Mietwohnungen in der gesamten Deutschschweiz. Das Portfolio beinhaltet 2100 Parkplätze in Garagen und Einstellhallen. «Gerade mal zwei davon sind derzeit mit einer Ladestation ausgerüstet», sagt Geschäftsführerin Jutta Mauderli. Für mehr fehle zurzeit die Nachfrage.

Wincasa rüstet sich für Ansturm

Klar ist aber auch, dass das Aufladen zu Hause und im Büro langfristig rund 85 Prozent der Ladevorgänge ausmachen wird. «Lademöglichkeiten zu Hause und am Arbeitsplatz werden der am stärksten wachsende Markt sein», sagt Martin Pfenninger, Leiter Projektmanagement & Nachhaltigkeit beim Immobilien-Dienstleister Wincasa.

«Durch das wachsende Angebot an erschwinglichen Elektrofahrzeugen erwarten wir eine steigende Anfrage im Mietwohnungsmarkt», so Pfenninger weiter. Wincasa hat bereits reagiert: Der Immobilien-Dienstleister erarbeitet aktuell eine neue Dienstleistung, die den Prozess für die Ladeinfrastruktur von der Anfrage, über die Planung und Installation bis und mit dem Betrieb für Eigentümer und Mieter sicherstellen soll. Wie hoch die Kosten sind, die da auf den Immobilienverwalter zukommen, will Wincasa nicht sagen.

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