Schon wieder kommt ein ausländisches Unternehmen zum Handkuss: Die SBB haben einen neuen Rahmenvertrag für die Digitalisierung ihres Bahnnetzes abgeschlossen. Der entsprechende Grossauftrag ging dieses Mal mitunter an Japan. Der Bahntechnikkonzern Hitachi Rail soll die SBB technisch auf Vordermann bringen, wie CH Media zuerst berichtet. Der Rahmenvertrag beläuft sich auf 1,5 Milliarden Euro (umgerechnet 1,4 Milliarden Franken).
Auf der Plattform Linkedin verkündet das Unternehmen den Abschluss des Rahmenvertrags. Begleitet von einem Foto, das SBB-Chef Vincent Ducrot (63) beim Handschlag mit dem zuständigen Hitachi-Verantwortlichen Kurt Sauerwein zeigt.
Auch Stadler und Siemens bekommen vielleicht Teilaufträge
Bei den SBB selbst hiess es bereits Anfang Oktober, dass man die entsprechenden Rahmenverträge vergeben hat. Allerdings tauchen noch zwei weitere bekannte Namen im Communiqué auf: «Die SBB hat heute die Rahmenverträge für Stellwerke im Umfang von 1,4 Milliarden Franken an Hitachi, Siemens und Stadler Rail vergeben», heisst es dort.
Somit besteht auch für den Schweizer Zugbauer mit Sitz in Bussnang TG sowie für den deutschen Konzern Siemens die Möglichkeit, zum Zug zu kommen. In welchem Umfang, ist allerdings noch nicht bekannt.
SBB nimmt Stellung – doch kein Auftrag vergeben?
Laut CH Media geht aber der Grossteil des Gesamtauftrags an die Firma aus Japan. Das dementieren die SBB: «Letzte Woche hat lediglich die finale Vertragsunterzeichnung mit allen drei Unternehmen stattgefunden», schreiben die Bundesbahnen in einem Statement. Und: «Es wurde noch kein Auftrag vergeben, wie gross die einzelnen Aufträge an die einzelnen Hersteller sein werden.» Zudem würde der Grossteil der Arbeiten bei allen drei Firmen in der Schweiz erledigt. Denn sowohl Siemens als auch Hitachi haben hierzulande Niederlassungen.
Für die Vergabe wird es ein Losprinzip geben, so die SBB: In Los 1 seien die Gesamtsysteme, also die Hardware- und Softwarelösungen für die neuen Stellwerke enthalten. Los 2 beinhalte die Lieferung von anderen elektronischen Komponenten. Für die Vergabe von Los 1 seien Siemens und Hitachi im Rennen. Sie können sich beide dafür bewerben. Bei Los 2 bietet zusätzlich der Thurgauer Zugbauer Stadler Rail mit.
Der Deal sieht vor, dass die Stellwerke über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren grösstenteils ersetzt werden. Konkret planen die SBB, bis zu 80 Prozent ihrer technischen Schalt- und Steuerzentralen zu erneuern. Viele der Anlagen stammen noch aus den 1950er-Jahren.
SBB-Auftrag an Siemens sorgte für Furore
Erst vor kurzem sorgte ein vergebener Grossauftrag der SBB für Aufsehen: Damals ging es nicht um das Streckennetz, sondern um neue Züge: 116 neue Exemplare für zwei Milliarden Franken bestellten die SBB. Und das bei Siemens Mobility in Krefeld (D) – Zugbauer Stadler Rail ging leer aus.
Ganz zum Verdruss von Stadler-Patron Peter Spuhler (66). Dieser hat Ende November Rekurs gegen die Vergabe eingelegt: «Nach eingehender Prüfung des Vergabeentscheides können wir die Bewertung nach wie vor nicht nachvollziehen», heisst es in einer Mitteilung des Konzerns.
Die SBB wehrten sich. Und veröffentlichten nach der Ansage von Stadler prompt eine eigene Mitteilung, in dem sie erstmals konkretere Angaben zum grössten Deal ihrer Unternehmensgeschichte machten: Anders als von Spuhler bislang dargestellt, sei der Preisunterschied der Angebote «signifikant»: «Er summiert sich über die ganze Lebensdauer von 25 Jahren auf einen dreistelligen Millionenbetrag, was die Steuerzahlenden im bestellten Regionalverkehr weniger Geld kostet», halten die SBB fest.