Darum gehts
- Geplanter Nachtzug Basel–Malmö wackelt trotz Ticketverkauf seit drei Wochen
- Nachtzüge sind unrentabel wegen begrenzter Nutzung und hoher Betriebskosten
- CO2-Fussabdruck des Nachtzugs ist etwa 20-mal kleiner als der des Flugzeugs
Nicht mal abgefahren und schon auf dem Abstellgleis: Der geplante Nachtzug von Basel nach Malmö wackelt, obwohl seit drei Wochen schon fleissig Tickets gekauft werden. Ende Oktober wurde der neue Nachtzug nach Malmö vorgestellt. Damit er ab April 2026 fahren kann, braucht es finanzielle Unterstützung vom Bund – auch in den Folgejahren. Geplant sind rund 47 Millionen Franken bis 2030, finanziert über das CO2-Gesetz.
Der Ständerat hat die Subventionen abgelehnt, der Nationalrat wird am Montag darüber entscheiden. Lehnt er ab, fährt der Nachtzug nicht.
Darum ist der Nachtzug unrentabel
Laut dem ZHAW-Verkehrsexperten Thomas Sauter-Servaes (51) sind Schweizerinnen und Schweizer Europameister bei den Bahnreisen. Kein anderes Land nutzt den Schienentransport so viel wie die Schweiz. Jeder Schweizer legt jährlich im Schnitt 2'500 Kilometer mit dem Zug zurück. Beliebt sind auch Fahrten mit Nachtzügen. «Die Nachfrage übersteigt insbesondere während Feiertagen und Ferienzeiten das Angebot», heisst es bei den SBB. Auch zu anderen Reisezeiten seien Nachtzüge oftmals gut gebucht. Sauter-Servaes: «Der Nachtzug hat zwar grosses strukturelles Potenzial – doch die aktuelle Lage ist problematisch.»
Trotz Nachfrageboom sind Nachtzüge schwer finanzierbar. Ihr Betrieb ist teuer, ein Nachtzug fährt eine Strecke nur einmal pro Tag. Den Rest der Zeit steht er leer. Ein Flugzeug kann dagegen mehrmals täglich eine Destination anfliegen. Beispiel Strecke Zürich–Berlin: Einer Nachtzugfahrt stehen täglich sechs bis sieben Flüge gegenüber. Die begrenzte Nutzung, Einsatz und Sitzplatz-Zahl machen Nachtzüge per se unrentabel. Auch die grosse Nachfrage kann die Kosten nicht decken. Deshalb braucht es Subventionen vom Bund.
Hausgemachte SBB-Probleme
Sauter-Servaes hält fest: «Bahn und Luftverkehr stehen derzeit in keinem fairen Wettbewerb». Flugbetreiber begleichen nur einen Bruchteil ihrer wahren Klimakosten und werden somit faktisch staatlich hoch subventioniert. «Müssten sie pro Tonne CO2 die vom deutschen Umweltbundesamt angesetzten gesellschaftlichen Kosten von 880 Euro zahlen, wären die Ticketpreise um ein Vielfaches höher», führt der Experte aus. Schon der empfohlene Preis von 300 Euro pro Tonne würde dem Nachtzug einen klaren Vorteil verschaffen.
Doch es gibt auch hausgemachte Probleme, die den Betrieb heute ineffizient machen. Einerseits: Die Wagen stehen still. «Das Rollmaterial im Nachtzugsegment ist leider heutzutage furchtbar ineffizient. Die Hälfte des Tages stehen die Züge ungenutzt herum», kritisiert Sauter-Servaes. Andererseits: Abhängigkeit bremst. Die SBB besitzen keine eigenen Nachtzugwagen. Sie ist auf Partner wie die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) angewiesen. Deren Wagen sind stark ausgelastet. Deshalb ist Ersatz bei Ausfällen oft nicht möglich.
In der Konsequenz sind die Kunden direkt betroffen: Liege- oder Schlafwagen fallen immer wieder aus. Passagiere werden kurzfristig auf Sitzplätze herabgestuft und müssen die Nacht im Sitzen verbringen – trotz anderslautender Buchung.
Sauter-Servaes fordert: «Wir brauchen einen A320 des Nachtzugverkehrs.» Gemeint ist analog zu einem Kurz- und Mittelstreckenflugzeug ein flexibler, effizienter Zug, der europaweit einsetzbar ist und sich als Standardfahrzeug günstig bauen lässt. Doch das Bahnnetz in Europa ist ein Flickenteppich: unterschiedliche Vorschriften, Leitsysteme, Stromarten. Im Vergleich zum A320, der überall fliegen kann, sind Züge unflexibel. Bauarbeiten führen oft zu Umleitungen, Ausfällen und Verspätungen.
Per sofort rollen Nachtzüge der neuen Generation auf Schweizer Schienen. Zunächst auf der Strecke zwischen Zürich und Hamburg. Im nächsten Jahr dann auch auf den Linien Zürich-Wien und Zürich-Amsterdam. Sie bringen den Reisenden mehr Komfort und mehr Privatsphäre dank den neuen Mini Cabins, zeigt ein Augenschein von Blick. «Wir haben hier den modernsten Nachtzug Europas auf der Schiene», sagt ÖBB-Personenverkehrschefin Sabine Stock am Donnerstag bei der Zugvorstellung in Zürich. Das bietet der neue Nightjet:
- Fix montierte Betten in den Schlaf- und Vierer-Liegewagen
- Schlafwagen comfort plus: eigene Dusche, Toilette und Sitzgelegenheit
- Moderne Mini Cabins: Privatsphäre auf kleinstem Raum, inklusive verschiebbarem Frühstückstisch, Spiegel, Leselampe
- Zutritt in Schlaf- und Liegewagen mit NFC-Karte (aus Hotels bekannt), eigenes Bediendisplay, UBS-Ladestationen
- Barrierefreies Abteil mit Niederflureinstieg und modernem WC
- Mehr Platz für Velos und Sportausrüstung
- WLAN während der Nachtfahrt in allen Abteilen
- Neues Fahrgastinfo-System und Videoüberwachung ausserhalb der Kabinen
Billette sind auf der SBB-App, auf der SBB-Website und in Reisezentren der SBB buchbar. Ulrich Rotzinger
Per sofort rollen Nachtzüge der neuen Generation auf Schweizer Schienen. Zunächst auf der Strecke zwischen Zürich und Hamburg. Im nächsten Jahr dann auch auf den Linien Zürich-Wien und Zürich-Amsterdam. Sie bringen den Reisenden mehr Komfort und mehr Privatsphäre dank den neuen Mini Cabins, zeigt ein Augenschein von Blick. «Wir haben hier den modernsten Nachtzug Europas auf der Schiene», sagt ÖBB-Personenverkehrschefin Sabine Stock am Donnerstag bei der Zugvorstellung in Zürich. Das bietet der neue Nightjet:
- Fix montierte Betten in den Schlaf- und Vierer-Liegewagen
- Schlafwagen comfort plus: eigene Dusche, Toilette und Sitzgelegenheit
- Moderne Mini Cabins: Privatsphäre auf kleinstem Raum, inklusive verschiebbarem Frühstückstisch, Spiegel, Leselampe
- Zutritt in Schlaf- und Liegewagen mit NFC-Karte (aus Hotels bekannt), eigenes Bediendisplay, UBS-Ladestationen
- Barrierefreies Abteil mit Niederflureinstieg und modernem WC
- Mehr Platz für Velos und Sportausrüstung
- WLAN während der Nachtfahrt in allen Abteilen
- Neues Fahrgastinfo-System und Videoüberwachung ausserhalb der Kabinen
Billette sind auf der SBB-App, auf der SBB-Website und in Reisezentren der SBB buchbar. Ulrich Rotzinger
Nachtzug als Klimalösung
Trotz vieler Probleme ist für Sauter-Servaes eine Reise mit dem Nachtzug lohnenswert: «Wer klimafreundlich durch Europa reisen will, findet kaum eine bessere Lösung». Dank grünem Strom und geringer Reibung ist der Nachtzug ökologisch kaum zu schlagen. «Der CO2-Fussabdruck des Nachtzugs ist etwa 20-mal kleiner als der des Flugzeugs», sagt der Verkehrsexperte. Aber es brauche politischen Willen. «Moderne Nachtzugkonzepte können rentabel betrieben werden, wenn die Politik für faire Wettbewerbsbedingungen sorgt».