Die grosse Übersicht
7 Fakten zu Mindestlöhnen in der Schweiz

Die Gewerkschaften feierten in dieser Woche 25 Jahre Mindestlohn. Was bislang in der Schweiz gelaufen ist, warum es auf Bundesebene keinen Mindestlohn gibt, aber immer mehr Kantone einen haben, und was Ungelernten in Tieflohnbranchen gezahlt wird. Die Übersicht.
Publiziert: 18.11.2023 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2023 um 18:17 Uhr
Die Gewerkschaften feierten kürzlich 25 Jahre Mindestlohn-Kampagnen.
Foto: keystone-sda.ch
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Vor einem Viertel-Jahrhundert: Im November 1998 haben die Delegierten am Kongress des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds ihre erste Mindestlohn-Kampagne lanciert. Wie sieht es 25 Jahres später bei den Tieflöhnen in der Schweiz aus? Was läuft derzeit auf politischer Ebene. Einige Fakten.

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Mehr Kantone und Städte mit Mindestlohn

Im Jahr 2014 sagte das Volk Nein zur eidgenössischen Mindestlohninitiative. Obwohl es keinen Mindestlohn (4000 Franken monatlich sollten es sein) auf nationaler Ebene gibt, haben seitdem die Kantone Neuenburg, Jura, Genf, Tessin und Basel-Stadt aufgrund kantonaler Volksinitiativen einen Mindestlohn beschlossen. In diesem Jahr sagten die Städte Zürich und Winterthur Ja zu ähnlichen Mindestlohn-Initiativen. In Winterthur soll dieser mindestens 23 Franken pro Stunde und in Zürich mindestens 23.90 Franken pro Stunde betragen. Hochgerechnet auf ein Pensum von 100 Prozent entspräche dies rund 4100 bis 4300 Franken monatlich, mal 13. Allerdings sind Rekurse eingegangen. Ob sie Anfang 2024 in Kraft treten, ist noch offen.

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Wo kantonal Mindestlohn-Initiativen laufen

«Es ist noch nicht vorbei», hiess es diese Woche an der Jubiläumstagung zum Mindestlohn der Gewerkschaften. Demnach laufen Mindestlohn-Initiativen auch in den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft, Waadt und Wallis sowie in der Stadt Luzern. In den Kantonen Freiburg, Appenzell Ausserrhoden, St. Gallen und Thurgau sowie in den Städten Bern und Biel fänden Diskussionen für die Einführung eines Mindestlohns statt, so die Gewerkschafter. Sie bestätigen: «Die Tieflohnbeschäftigung hat in den vergangenen Jahren abgenommen.» Verschwunden seien Tief- und auch Armutslöhne nicht.

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Wie die Tieflohnsituation heute aussieht

Als Tieflohn werden international die Löhne bezeichnet, die unter 66 Prozent des Medianlohns der Gesamtwirtschaft liegen. Gemäss der Statistik hatten 2020 in der Schweiz 16 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer einen Tieflohn. Sprich: ein Bruttomonatslohn von weniger als 4399 Franken auf eine 40-Stundenwoche gerechnet.

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Branchen mit höchsten Tieflohnanteilen

Laut einer eigenen Auswertung des Gewerkschaftsbundes der Lohnstrukturerhebung 2020 des BFS bleiben das Gastgewerbe, die Reinigung und auch der Detailhandel Tieflohnbranchen. «Besonders virulent ist das Tieflohnproblem in den persönlichen Dienstleistungen, darunter Coiffeure- und Kosmetikstudios, wo mehr als die Hälfte der Beschäftigten einen Tieflohn verdient», heisst es bei den Gewerkschaften auf Nachfrage. Hierzu gehören auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der 1100 Schweizer Tankstellenshops. Die tiefsten Mindestlöhne gibt es im Tessin, ab 3600 Franken pro Monat. Im Wallis, Jura, Graubünden, Schaffhausen und im Thurgau liegt der Mindestlohn bei 3730 Franken, in der übrigen Schweiz bei 3830 Franken.

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Mindestlöhne im Detailhandel steigen

Mit den deutschen Discountern Aldi und Lidl wuchs in den vergangenen Jahren nicht nur der Wettbewerb um tiefere Preise im Laden, sondern auch um Mitarbeitende an der Verkaufsfront. Und dieser Wettbewerb wird auch über die Löhne ausgetragen. Bei Denner erhalten Ungelernte bei einem Pensum von 100 Prozent neu 4400 Franken im Monat. Ein Blick zu Lidl und Aldi zeigt: Bei Lidl sind es derzeit ohne Ausbildung 4500 Franken monatlich. Aldi Suisse ist der Mindestlohn-Spitzenreiter: 2023 bekommen Angestellte zumindest 4646 Franken pro Monat. Weniger als die statistische Tieflohngrenze von 4399 Franken pro Monat erhalten Ungelernte bei Coop und Migros (Mindestlohn 4200 Franken). Allerdings kommt es auch auf die sozialen Leistungen und Zahlungen an die Pensionskasse der Arbeitgeber sowie Ferientage an.

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Gastrobranche und ihre Mindestlöhne

Die Sozialpartner im Gastgewerbe haben sich bereits im Juli 2023 auf die Mindestlöhne für das kommende Jahr geeinigt. Mindestlöhne gemäss L-GAV in Franken pro Monat (brutto): Mitarbeitende ohne Berufslehre verdienen neu 3666 Franken, Mitarbeitende mit eidg. Fähigkeitszeugnis und Weiterbildung 4576 Franken. 

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Temporär-Branche macht etwas vorwärts

400'000 Arbeitnehmende können sich freuen! Nach intensiven Verhandlungen haben sich die Sozialpartner Mitte November auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag Personalverleih für die nächsten vier Jahre geeinigt. Dieser bringt Ungelernten einen Mindestlohn von 3744.86 Franken im kommenden Jahr. Der Hochlohn für Ungelernte Temporärkräfte beträgt 3951.26 Franken monatlich.

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