Darum gehts
- Weltweite Militärausgaben steigen. Schweizer Unternehmen profitieren vom Verteidigungssektor
- Cicor, Montana Aerospace und Huber+Suhner haben Verbindungen zur Rüstungsbranche
- Cicor-Aktien stiegen zwischen Herbst 2024 und Juli 2025 von 50 auf 183 Franken
2024 sind die Militärausgaben weltweit um 9,4 Prozent auf rund 2,7 Billionen Dollar gestiegen. Das sei der steilste Anstieg seit dem Ende des Kalten Kriegs gewesen, teilte das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri im April mit. Die Regierungen haben zudem umfangreiche Verteidigungsausgaben auf den Weg gebracht, die Nato-Staaten wollen ab 2035 jährlich fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung und Sicherheit investieren.
Der Impuls, der von der Sicherheitspolitik ausgeht, hat die Unternehmen des Verteidigungssektors schon vor einiger Zeit erfasst. So sind die Aktien des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall seit Anfang November 2024 um rund 290 Prozent gestiegen, derweil die Valoren von Hensoldt ein 230-prozentiges Plus im gleichen Zeitraum verzeichnen.
Weniger offensichtlich als das Abschneiden der Rüstungsunternehmen ist der Konnex zwischen hauptsächlich zivil ausgerichteten Schweizer Unternehmen und dem Verteidigungssektor. Doch es gibt sie, die Firmen, die einen Teil des Umsatzes mit der Rüstungsbranche machen – im Nebenerwerb gewissermassen. Sie können für Anleger interessant sein, die ihr Geld nicht in klassische Waffenschmieden stecken wollen.
Cicor
Die Aktien des Elektronikkonzerns stiegen zwischen Herbst 2024 und Juli 2025 von 50 auf 183 Franken – sie haben sich also mehr als verdreifacht und bewegen sich auf dem Niveau eines Langzeitrekords.
Im vergangenen Jahr machte die Luft-, Raumfahrts- und Verteidigungssparte 25 Prozent des Gruppenumsatzes aus, nach 16 Prozent im Jahr 2023. Im laufenden Jahr wurden zudem drei Transaktionen bekannt: Die Übernahme des spanischen Elektronikunternehmen Mades soll die Plattform für den «schnell wachsenden europäischen Verteidigungsmarkt» ausgebaut werden; Mercury lagerte einen Teil der europäischen Elektronikfertigung an Cicor aus, und zwar «in Erwartung einer steigenden europäischen und weltweiten Nachfrage nach Rüstungsprodukten», wie es hiess; und durch die Übernahme wesentlicher Geschäftsaktivitäten der französischen Éolane-Gruppe eröffneten sich «enorme Chancen in Frankreich», teilte das Bronschhofer Unternehmen mit.
Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.
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Nach den Transaktionen erhöhte die Zürcher Kantonalbank die Gewinnschätzungen für die Jahre 2025 bis 2027 um 1, 11 respektive 14 Prozent. Hinzu komme, schrieb der zuständige Analyst, eine Neubewertung von Cicor aufgrund des gestiegenen Umsatzanteils der Luft-, Raumfahrts- und Verteidigungssparte - dieser Umsatzanteil werde künftig wohl über 40 Prozent betragen.
Inzwischen gehen die Kursziele teilweise über 200 Franken hinaus. Daran gemessen ist ein weiterer Anstieg der Aktie realistisch. Die ZKB hat in der Studie vom Juni jedenfalls festgehalten: «Die Defense-Bonanza hat gerade erst richtig begonnen.»
Montana Aerospace
Montana Aerospace erzielte 2024 mit Lieferungen an den Luft- und Raumfahrtsektor einen Nettoumsatz von 815 Millionen Euro. Das waren 16 Prozent mehr als im Jahr 2023. Für 2025 strebt das Management Verkäufe von über 850 Millionen Euro an.
Zu den grossen Kunden zählen die Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Zudem profitiere das Segment «Aerostructures» vom «generellen Aufschwung in der Verteidigungsindustrie», teilte Montana im Juni mit. Insbesondere habe man die Position im F-35-Programm von Lockheed Martin erweitert. Dabei geht es um den Kampfjet des amerikanischen Rüstungs- und Technologiekonzerns. Unternehmensexterne Angaben veranschlagen den Umsatzanteil des Verteidigungsgeschäfts von Montana Aerospace auf bis zu 5 Prozent.
Huber+Suhner
Der Verbindungstechniker Huber+Suhner machte 2024 rund 894 Millionen Franken Umsatz, rund 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Auftragseingang stieg um mehr als 10 Prozent auf 908 Millionen Franken. Gut lief es auch im Segment Industrie. Die Verkäufe gingen zwar leicht zurück, der Auftragseingang stieg aber deutlich – um 18,6 Prozent.
Das Industriesegment profitiere von Investitionen in kommerzielle Satellitenprogramme sowie von «wachsende Verteidigungsbudgets» und «steigenden Wehrausgaben», teilte das Management mit. Angaben von Marktbeobachtern zufolge erzielt Huber+Suhner bis zu 5 Prozent des Umsatzes mit dem Verteidigungssektor.
Angesicht solcher Umsatzanteile wie bei Montana Aerospace und Huber+Suhner ist kaum von steil nach oben schiessenden Geschäftszahlen auszugehen. Entsprechend äusserte sich auch Urs Ryffel, CEO von Huber+Suhner, im März gegenüber Analysten. Er ging aber davon aus, das Unternehmen werde infolge der steigenden Rüstungsetats ein langfristiges Wachstum im Geschäft mit Luftfahrt und Verteidigung sehen.
OC Oerlikon
OC Oerlikon hat die Rüstungssparte schon vor Jahren veräussert. Damit, so konnte man annehmen, hat sich das Unternehmen aus dem Verteidigungssektor verabschiedet. Doch: «Die Verteidigungsindustrie profitiert zunehmend vom Know-how Oerlikons», schrieb das Unternehmen Mitte Juni.
Es ist auf Oberflächentechnologie spezialisiert. Das Geschäft ist hauptsächlich zivil, Komponenten und Beschichtungen für militärische Zwecke zählen aber zu den Leistungen von OC Oerlikon.
Aktuell arbeite Oerlikon an weiteren Spezialbeschichtungen, die neben den zivilen auch die militärischen Ausrüstungen noch widerstandsfähiger und schwerer erkennbar machen, sagt Corina Hennig, Expertin der Basler Kantonalbank.
Sie verweist auch auf den Geschäftsgang 2024: Lösungen für Luftfahrt und Verteidigung erzielten einen Umsatz von über 200 Millionen Franken, was 14 Prozent des Kerngeschäfts – Oberflächentechnologien – entspricht. «Das Geschäftsfeld wird zukünftig eher wachsen als schrumpfen, dies aufgrund der höheren Verteidigungsausgaben und der Produktivitätszunahme im Verteidigungssektor.»
Der Effekt auf den Aktienkurs ist derweil noch unklar; bisweilen wird er von anderen Ereignissen überlagert. Die Titel von OC Oerikon haben seit Anfang Jahr rund 6,3 Prozent zugelegt, nachdem sie über längere Zeit gefallen waren. Schub erhielten die Valoren Anfang Mai, als Oerlikon den Verkauf von Barmag an das Winterthurer Textilmaschinenunternehmen Rieter bekanntgab. Damit hatte Oerlikon den Schritt zu einem reinen Spezialisten für Oberflächentechnologie vollzogen.
Starrag Tornos
Neben Cicor, Montana Aerospace und Huber+Suhner hat der Maschinenhersteller StarragTornos ein «relativ hohes Rüstungsexposure», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen. Die Sparte «Aerospace» beliefere neben der Zivilluftfahrt auch die Rüstungsindustrie mit Präzisions-Werkzeugmaschinen für die Metallverarbeitung. Der Umsatzanteil der Sparte, die zivile und militärische Anwendungen umfasst, bewege sich zwischen 15 und 20 Prozent. «StarragTornos sollte entsprechend mittelfristig von den deutlich steigenden Rüstungsausgaben profitieren», so Geissbühler
Laut dem Management erhielt Starrag Tornos 2024 «deutlich mehr Aufträge aus der Verteidigungsindustrie»; zudem eröffne die «gestärkte Marktposition in der Verteidigungsindustrie neue Wachstumschancen».
Zurzeit aber werden die Aktie und der Geschäftsverlauf gebremst. Ende Juni gab das Unternehmen eine Gewinnwarnung für das erste Halbjahr heraus. Als Gründe nannte die Gruppe geopolitische Verwerfungen sowie eine schwache Entwicklung einzelner Absatzmärkte.
Hingegen: «Ihre gute Marktposition in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Verteidigungsindustrie hat die StarragTornos Group im ersten Halbjahr 2025 behauptet», so die Mitteilung von Ende Juni. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet der Industriekonzern mit einem «deutlich positiven» Ergebnis.
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.
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