Wieder einmal steht Coca-Cola am Pranger. Dieses Mal nicht wegen zu viel Zucker im Süssgetränk. Es sind Preiserhöhungen des Schweizer Abfüllers, die Detailhändler wie Migrolino zum Schäumen bringen. Und das zur Unzeit: Der Einkaufstourismus im Ausland lockt, ebenso die massiv tieferen Cola-Preise bei deutschen Lebensmittelketten, klagt Migrolino-Chef Markus Laenzlinger (57) im Interview.
Mit seinem Abzocker-Vorwurf ist Laenzlinger nicht allein. Als Erster hat sich Denner auf den Getränke-Multi eingeschossen. Mit Cola aus Tschechien baute der Disounter Druck auf. Das Ziel des Parallelimports: die Cola-Preise in der Schweiz ins Rutschen zu bringen. Der nächste Ost-Import folgte im Sommer 2015: die Landi ersetzte Schweizer Cola durch polnische. Otto's kam aus der Deckung und gab bekannt, ebenfalls Cola aus Polen und Tschechien zu beziehen.
In den meisten Fällen begruben die Streithähne das Kriegsbeil wieder. Hinter den Kulissen einigte man sich auf bessere Konditionen, nahm die Preiserhöhung zurück oder erhöhte die Volumen für Aktionen im Laden. Über Details will keiner in der Öffentlichkeit sprechen.
Coca-Cola kontert Detailhändlern
Doch geht die Rechnung wirklich für alle auf? Immerhin füllt der Getränke-Multi in der Schweiz ab. Das Unternehmen beschäftigt 802 Mitarbeiter in Vollzeit. Der Zucker für die Herstellung stammt von Schweizer Zuckerrüben-Bauern. Laut eigenen Angaben bezahlt der Abfüller jährlich 181 Millionen Franken für Rohstoffe und Dienstleistungen an Schweizer Lieferanten.
Jeder in der Schweiz produzierte Liter Coca-Cola ermögliche eine Wertschöpfung von zwei Franken: Bei über 450 Millionen Liter im letzten Jahr kommen so 916 Millionen Franken für die Schweizer Volkswirtschaft zusammen, lautet die Rechnung des Abfüllers.
«Wir laden Herrn Laenzlinger gerne in unseren Produktionsbetrieb ein, um sich von unserer Wertschöpfung in der Schweiz zu überzeugen», sagt Patrick Bossart, Geschäftsleitungsmitglied von Coca-Cola HBC Schweiz.
Zu der von Migrolino öffentlich gemachten Preiserhöhung durch Coca-Cola Schweiz will sich Bossart nicht äussern.