Darum gehts
Decathlon, der Sporthandelsriese aus Frankreich, ist in der Schweiz auf Expansionskurs. Am 11. Juni eröffnet Decathlon-Schweiz-Chef Fabrice Beschu (55) die neu grösste Filiale im Land. Blick trifft Beschu in Spreitenbach AG, wo im neuen Bereich des Shoppingcenter Tivoli die letzten Vorbereitungen für die Eröffnung laufen. Dort sagt Beschu auch, was die Kundschaft von Decathlons Expansionsoffensive erwarten darf.
Blick: Herr Beschu, in wenigen Tagen eröffnen Sie die grösste Decathlon-Filiale der Schweiz. Der Höhepunkt Ihrer Expansion?
Fabrice Beschu: Sicher ist die Eröffnung am 11. Juni ein Höhepunkt. Unsere Expansion geht jedoch weiter. Wir wollen näher zu unserer Kundschaft. Bis Ende 2026 planen wir, 12 bis 16 weitere Filialen in der Deutschschweiz zu eröffnen. In der Schweiz sind wir in den Stadtzentren noch nicht genügend präsent.
Welche Städte sind als nächste dran?
Am Hauptbahnhof in Zürich und in Schaffhausen haben wir eben eine Filiale eröffnet. Wir testen zurzeit auch kleinere Formate in Stadtzentren wie in Winterthur.
Decathlon kommt aus Frankreich. Seit Markteintritt 2017 betreiben Sie bereits 44 Filialen in der Schweiz. Das ist stark!
Am Anfang hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir im Jahr 2018 innert kurzer Zeit 18 Filialen der Sportkette Athleticum übernehmen konnten, die vorher der Manor-Besitzerin Maus Frères gehörte. Solch eine schnelle Expansion haben wir in keinem anderen Land hinlegen können. Danach haben wir Schritt für Schritt weitere Filialen eröffnet und wachsen auch heute weiter.
Fabrice Beschu (55) ist seit 2023 CEO von Decathlon in der Schweiz. Seine Karriere beim französischen Sportwarenhändler startete 1992 als Student mit einem Temporärvertrag. Später war er unter anderem als Länderchef in Rumänien und Russland tätig, verantwortete das Retailgeschäft in ganz Westeuropa und führte zuletzt das operative Geschäft der gesamten Decathlon-Gruppe, die einen Jahresumsatz von 16,2 Milliarden Euro macht. Privat wohnt der gebürtige Franzose mit seiner Familie in Lausanne und ist selbst begeisterter Sportler.
Fabrice Beschu (55) ist seit 2023 CEO von Decathlon in der Schweiz. Seine Karriere beim französischen Sportwarenhändler startete 1992 als Student mit einem Temporärvertrag. Später war er unter anderem als Länderchef in Rumänien und Russland tätig, verantwortete das Retailgeschäft in ganz Westeuropa und führte zuletzt das operative Geschäft der gesamten Decathlon-Gruppe, die einen Jahresumsatz von 16,2 Milliarden Euro macht. Privat wohnt der gebürtige Franzose mit seiner Familie in Lausanne und ist selbst begeisterter Sportler.
Sie haben versucht, mit der Migros einen Deal über die frei werdenden Ladenflächen von SportX zu machen – ohne Erfolg. Gibt es ein Problem mit der Migros?
Nein, überhaupt nicht (lacht). Wir sind uns bezüglich des Gesamtpakets einfach nicht einig geworden. Wir sind aber nach wie vor mit einzelnen, regionalen Migros-Genossenschaften in Kontakt.
Frühere SportX-Filialen werden doch noch zu Decathlon-Stores?
Richtig. Anfang Mai ging im Wallis ein Store in Brig auf. Dort war vorher eine SportX-Filiale drin. Das Gleiche in Schaffhausen: Dort findet man Decathlon neu im Migros-Zentrum Herblinger Markt.
Warum kann Decathlon Sportartikel so günstig anbieten?
Ich höre immer wieder, dass wir tiefe Preise haben – das ist aber gar nicht Teil unserer Kultur.
Wie meinen Sie das?
Wir kontrollieren die ganze Kette von der Entwicklung über die Herstellung bis zum Verkauf. Wir entwerfen und produzieren 92 Prozent unserer Artikel selbst. Man kann also sagen: Wir sind die Ikea unter den Sporthändlern.
Welche Auswirkungen hat der Handels- und Zollkrieg mit den USA auf Decathlon?
Ich sehe keinen grossen Einfluss der US-Zölle auf unsere Preise. Unsere Fahrräder produzieren wird beispielsweise ausschliesslich in Europa. Insgesamt haben wir fünf Fabriken auf diesem Kontinent, unter anderem in Portugal, Italien, Rumänien oder in Lille in Frankreich.
Aber?
Vor Preissteigerungen sind wir nicht völlig gefeit, wenn die Teuerung wegen der Zölle plötzlich wieder ansteigen sollte. Momentan haben wir noch die Möglichkeit, die Preise zu senken, wenn es nötig ist. So wie wir es letztes Jahr für Fahrräder in der Schweiz gemacht haben.
Wie stark haben Sie die Preise gesenkt?
Eine genaue Zahl kann ich nicht nennen. Wir haben den Preis, um das Maximum gesenkt, um ihn den umliegenden Ländern Frankreich und Deutschland anzugleichen. Das ist ganz im Sinne der Philosophie von Decathlon. Um den Sport für alle zugänglich zu machen, ist der erste Weg der Preis.
Wie viel Umsatz macht Decathlon in der Schweiz?
Der Schweizer Markt macht etwa 2 Prozent des Umsatzes von Decathlon aus, der 2024 bei 16,2 Milliarden Euro lag. Hierzulande ist unsere grösste Konkurrenz Ochsner Sport. Sie sind heute die Nummer eins im Land.
Wie unterscheidet sich die Schweizer Kundschaft von der französischen?
Schweizer Kunden erwarten mehr Dienstleistungen. Sie wollen zum Beispiel Produkte reparieren lassen können. Neben den Werkstätten bauen wir auch Rückkauf- und Miet-Angebote aus. Zudem sind die Schweizerinnen und Schweizer sportlicher.
Warum ist das so?
Es hat viele Berge und Seen – die ganze Schweiz ist ein Outdoor-Markt. Das ist sehr positiv für das Geschäftsmodell von Decathlon. Wir möchten die Menschen dazu bewegen, draussen Sport zu treiben.
Gibt es auch Unterschiede beim Sortiment?
Das Angebot hängt in jedem Store vom Einzugsgebiet ab. In Zermatt ist das Sortiment beispielsweise an die Berge angepasst: Es hat mehr Ski, Velos oder Outdoor-Kleidung. Generell können die Kunden mit «Click and Collect» aber alle Waren aus dem Onlineshop bestellen und im Decathlon-Store ihrer Wahl abholen.
Dann haben Sie lange Lieferzeiten?
Unser Ziel ist es, dass bis 2027 gut 80 Prozent der Bestellungen am nächsten Tag abgeholt werden können. Für dieses Jahr haben wir uns ein Ziel von 50 Prozent gesetzt. Das ist auch eine Dienstleistung, die die Kunden in der Schweiz schätzen.
Schweizer gehen gerne auf der Limmat oder Aare «bööteln». Macht sich das auch beim Sortiment bemerkbar?
Lokal gesehen gibt es in der Schweiz einige Orte, wo der Wassersport sehr stark vertreten ist. Wir haben auch eine Partnerschaft mit dem Startup Equip. In Schliessfächern stellen wir an öffentlichen Orten Sportgeräte wie Standup-Paddles oder Volleybälle zur Verfügung. Via App kann man diese stundenweise mieten. Mittlerweile haben wir 170 Schliessfächer im ganzen Land verteilt. Im Strandbad Hünenberg in Zug kann man beispielsweise Standup-Paddles mieten.
Generell vermietet Decathlon Artikel, zum Beispiel Fahrräder. Wie kommt das bei den Schweizer an?
Sehr gut! Die Schweizer mieten viel mehr als die Kundschaft aus anderen Ländern. Ein Fünftel der Kinderfahrräder vermieten wir mittlerweile via Abonnement. Wegen des schnellen Wachstums der Kinder macht das mehr Sinn, statt jedes Jahr ein neues Fahrrad zu kaufen.
Fahren Sie auch gerne Velo?
Mittlerweile fahre ich sehr gerne Rennrad. Ich habe schon viele verschiedene Sportarten praktiziert. Als junger Mann habe ich halbprofessionell Basketball gespielt. Viele Jahre lang war ich zudem Schwimmer und bin schon einige Marathons gerannt.
Sie arbeiten fast ihr ganzes Berufsleben bei Decathlon. Gefällt Ihnen die Schweiz?
Die Auswahl an Sportarten ist bei euch unglaublich – vieles hat man direkt vor der Haustür. Das ist ganz nach meinem Geschmack.