Das Ende des Superjumbos naht – Aviatik-Legende John Leahy weiss, warum
Ex-Airbus-Manager rechnet mit A380 ab

Einst Hoffnungsträger, jetzt Auslaufmodell: Das Ende des Superjumbos A380 naht. Nun rechnet auch Ex-Airbus-Manager John Leahy mit «seinem» Jet ab und erklärt die Fehler.
Publiziert: 30.05.2021 um 12:56 Uhr
Ex-Airbus-Manager John Leahy hat für den A380 seine Pensionierung verschoben.
Foto: Getty Images
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Nicola Imfeld

Das Herz der Aviatik-Fans blutet! Im März war der letzte A380 von Airbus aus den Fertigungshallen im französischen Toulouse gerollt. Der grösste Passagierflieger der Welt steht vor dem Ende. Einst mit Superlativen wie «Gigant der Lüfte», «Superjumbo» oder «Wundervogel» überhäuft, ist der Flieger zum Verlustjet avanciert.

Air France-KLM und Lufthansa haben den A380 bereits für immer gegroundet. Auch Etihad Airways denkt über eine Ausmusterung nach. Und Emirates – der grösste A380-Betreiber – benutzt von seinen über 120 Maschinen derzeit nur noch 15 bis 20 Stück.

Die heftigste Schelte kam aber aus Katar. Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker rechnete diese Woche öffentlich mit dem Airbus-Typ ab – wie noch kein CEO einer grossen Airline vor ihm. «Der Kauf von A380 war der grösste Fehler, den wir je gemacht haben», sagte er in einem Interview (Blick berichtete).

Ex-Airbus-Manager packt aus

Jetzt legt die Aviatik-Legende John Leahy (70) in einem Interview mit dem «Stern» nach. Der Amerikaner arbeitete für Airbus, verschob für den A380 sogar seine eigentlich für 2017 geplante Pensionierung. «Der A380 selbst war nicht der Fehler», so Leahy über «sein» Flugzeug. «Aber sie haben es nicht richtig hinbekommen.»

Das Hauptproblem aus Sicht des Ex-Airbus-Managers: die Triebwerke. Deren Hersteller hätten zum Start des Programms im Jahr 2000 versichert, dass es sich um die neuste Generation handle und es zehn Jahre bis zu den nächsten spürbaren Verbesserungen dauern würde. Aber es kam anders. Nur drei Jahre später sind für die Boeing 787 Antriebe mit bis zu 12 Prozent besserem Spritverbrauch gebaut worden.

Die Gewinnmarge des A380 verschob sich – plötzlich rentierte der Jet nur noch bei einer Besetzung von 85 bis 95 Prozent. «Eine sehr kleine Gewinnspanne für ein grosses Flugzeug», kommentiert Leahy.

«Wir haben einen Designfehler gemacht»

Dann geht er hart mit Airbus ins Gericht, rechnet dabei aber auch mit sich selbst ab: «Wir haben klar auch einen Designfehler gemacht», sagt Leahy. Damit meint er die geplante Einführung der gestreckten Version A380-900 als Frachter – nur wenige Jahre nach der Basisversion.

Verwirklicht wurde diese Idee nie. Trotzdem hatte der Plan negative Folgen für Airbus. Man habe laut Leahy schon in das Basismodell extra Gewicht eingebaut, damit der Schritt zur gestreckten A380-900-Variante einfacher gewesen wäre. Im Nachhinein eine unnötige Investition.

A380 von Pandemie stark betroffen

Trotz des Flops bleibt Leahy seinem Grundgedanken treu – der Airbus A380 hätte seiner Ansicht nach abheben können. «Hätten wir all die Fehler vermieden, die ich genannt habe, hätten wir ein absolutes Gewinner-Flugzeug gehabt», sagt er.

Die Realität ist eine andere. Nach der öffentlichen Schelte des Qatar-Airways-Chefs dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der A380 auch bei der Golf-Airline ausgemustert wird.

Das Ende des Superjumbos naht: Im Corona-Jahr 2020 gab es nur noch 25'000 Linienflüge mit dem Maschinen-Typ. 2019 waren es noch über 119'000. Bedeutet: Der A380 war von der coronabedingten Aviatikkrise überdurchschnittlich stark betroffen.

Blick-Leser: «Mein Herz blutet»

Das Schicksal des A380 bewegt die Leserinnen und Leser von Blick. «Ist so ein tolles Flugzeug, mein Herz blutet. Aber leider weder ökologisch noch ökonomisch», schreibt Rolf Spieler. «Ich fliege seit Jahren mit dem A380 von Singapore Airlines, und ich liebe dieses Flugzeug», meint Viktor Baumann.

Und Blick-Leserin Marisa Belaid wird nostalgisch: «Ich genoss die A380-Flüge mit Emirates sehr. In keinem anderen Flugzeug hat man in der Eco so viel Beinfreiheit. Bin immer mega gern mit diesem Jet geflogen.»

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