Frühzeitig in Pension? «Das kann ich mir nicht leisten», sagt Corinne K.* (58). Wenn sie den Ausweis ihrer Pensionskasse studiert, wird ihr Angst und Bange. Selbst wenn sie bis 64 arbeitet, kommt sie zusammen mit der AHV nicht auf ein Einkommen von 60 Prozent des letzten Lohnes.
K. zog nach der Scheidung zwei Kinder gross, arbeitete erst im Verkauf und dann in der Pflege. Nur gerade zwei Jahre blieb sie zu Hause, als die Kinder ganz klein waren, sonst war sie immer berufstätig. Und doch reicht die voraussichtliche Rente nirgends hin. «Ich kann rechnen, wie ich will: Es bleibt nach der Pensionierung nicht viel übrig zum Leben.»
Dabei erhält sie sogar mehr als das BVG-Minimum. Ihr Arbeitgeber und sie selber zahlten freiwillig mehr ein, als das Gesetz verlangt. Damit kommt sie über das Obligatorium hinaus, ihr Umwandlungssatz mit 64 beträgt aber gerade mal 4,65 Prozent. Wegen des Erwerbsunterbruchs erhält sie auch bei der AHV nicht den Maximalbetrag.
Spontan auswärts essen? Liegt nicht drin
Die Aussicht, im Alter jeden Rappen zweimal umdrehen zu müssen, verunsichert sie. «An so etwas wie Weltreisen denke ich gar nicht. Aber mal mit einer Freundin eine Bahnfahrt machen, spontan etwas essen oder einen Kaffee trinken gehen, das sollte doch drinliegen!» Doch selbst das dürfte schwierig werden.
Was hält sie vom Vorschlag der Sozialpartner, die Rentenschmelze mit einer Sonderzahlung auszugleichen? Kommt die Reform durch, könnte sie mit einem monatlichen Zustupf von bis zu 200 Franken rechnen. «Natürlich würde mir das helfen», sagt K. «Mein finanzieller Spielraum würde sicher etwas grösser.»
Für die nächste Generation wird es noch schwieriger
Das Problem gehe aber tiefer, sagt K. «Wir Frauen übernehmen die ganze Verantwortung in der Erziehung und der Pflege, doch unsere Arbeit wird nicht honoriert.» Das Problem sei die schlechte Entlöhnung in typischen Frauenberufen. «Um wirklich etwas zu ändern, braucht es faire Löhne.»
Deshalb stimmte sie nach langem Zögern zu, mit Foto in die Zeitung zu kommen. Mitglied der Gewerkschaft Unia ist sie ebenfalls. Sie will auf die Situation von Frauen aufmerksam machen, die ein Leben lang gearbeitet haben und doch kaum etwas auf der Seite haben. «Wie mir geht es vielen meiner Kolleginnen. Und die nächste Generation hat es noch schwieriger, wenn sich nichts ändert.»
* Name geändert