Bündner Gemeinde jagt Schummler
So dreist tricksen sich Unterländer zu Davoser Ferienwohnung

Feriendomizile in Davos GR sind gefragt – und deshalb sehr teuer. Immer mehr Auswärtige erschleichen sich darum Erstwohnungen, die eigentlich nur Einheimische nutzen dürfen. Die Gemeinde geht jetzt hart gegen Schummler vor. Und nennt deren fiese Maschen.
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In Davos GR werden Zweitwohnungen immer teurer.
Foto: Screenshot

Darum gehts

  • Davos kontrolliert Erstwohnungen auf illegale Nutzung als Zweitwohnungen
  • Unterländer nutzen Scheinanmeldungen und Firmengründungen für Wohnungstricks
  • Bis zu 40 Prozent der Erstwohnungen in Mehrfamilienhäusern zeigen Unregelmässigkeiten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Davos GR jagt die Wohnsitz-Trickser: Im Sommer hat die Bündner Gemeinde systematische Kontrollen dazu angekündigt, ob Erstwohnungen illegal als Zweitwohnung genutzt werden. Es gebe «viele, viele Verdachtsfälle», sagte damals Valérie Favre Accola (52), Vorsteherin des Davoser Hochbauamts. Jetzt sieht sich die Gemeindebehörde in ihrem Anfangsverdacht bestätigt – vermeldet in einer neuen Mitteilung erste Erfolge. Zuerst hat die «Südostschweiz» darüber berichtet.

Aber um was geht es eigentlich genau? In Davos ist mehr als jede zweite Wohnung eine Ferienwohnung. Zugelassen ist gesetzlich aber bloss ein Zweitwohnungsanteil von 20 Prozent. Deshalb darf die Gemeinde keine neuen Ferienwohnungen mehr bauen. Das macht Feriendomizile zu einem raren und teuren Gut. Entsprechend gehen die Preise zwischen Erst- und Zweitwohnungen immer stärker auseinander. Das macht gewisse Menschen erfinderisch. Damit auch Auswärtige sich eine Erstwohnung ergattern können, wenden sie verschiedene Tricks an. Und das immer häufiger.

Darum führt Davos nun eben solche Kontrollen durch. So will die Gemeinde den Erstwohnungsmarkt schützen. Die Wohnungsnot ist im beliebten Ferienort nämlich generell gross – auch für die Einheimischen. Im Schreiben wird die Gemeinde deutlich: «Jede illegal genutzte Wohnung ist grundsätzlich eine zu viel.»

Unterländer nutzen fürs Tricksen sogar eigene Firmen

Wie viele Verdachtsfälle die Gemeindebehörde bisher entdeckt hat, gibt sie nicht bekannt. Aber offenbar wird gerade bei Mehrfamilienhäusern im grossen Stil getrickst. «Teilweise weisen bis zu 40 Prozent der Erstwohnungen eines Wohnblockes verdächtige Unregelmässigkeiten auf und müssen genauer abgeklärt werden», schreibt die Gemeinde.

In der Mitteilung nennt sie zwei konkrete Maschen, wie Schummler den Einheimischen die Erstwohnungen auf illegale Art und Weise wegschnappen. Brisantes Detail: In den Ausführungen macht die Gemeinde auch klar, woher die Trickser kommen: aus dem Unterland. Dieses wird im Schreiben zwei Mal erwähnt.

Der erste oft angewendete Umgehungsversuch sind sogenannte Scheinanmeldungen. Dabei meldet eine Person ihren Wohnsitz in Davos an, obwohl sie weiterhin im Unterland wohnt. «Das ist ein klarer Missbrauch», so die Gemeinde. Laut ihr sind es oft Ehepaare, die diese Masche anwenden.

Bei der zweiten Trickserei gründen die Personen eine Aktiengesellschaft oder eine GmbH und legen dann Davos als Firmensitz fest. Der Inhaber lebt aber selbst nicht im Dorf, sondern verbringt nur seine Ferien dort. Damit sei die Erstwohnungsauflage jedoch nicht erfüllt, so die Gemeinde. Um eine Erstwohnung nutzen zu dürfen, seien die realen Lebensumstände ausschlaggebend.

Betrüger drohen bis zu drei Jahre Haft

Im Sommer hatte Hochbau-Vorsteherin Favre Accola öffentlich gemacht, dass ihrer Behörde 15 Verdachtsfälle vorliegen. Mittlerweile dürften es einige mehr sein. Diese Fälle nimmt Davos dann genauer unter die Lupe – und greift hart durch, sollte sich der Verdacht erhärten. Die Trickser müssen ihre Wohnung abgeben und haben ein Strafverfahren am Hals. Ihnen drohen bis zu drei Jahre Gefängnis. 

Das strikte Vorgehen der Gemeinde zeigt Wirkung. Einige Schummler haben laut der Mitteilung während des Verfahrens ihre widerrechtlich genutzte Erstwohnung Ortsansässigen überlassen. «Der rechtmässige Zustand kann so einfach und unkompliziert wiederhergestellt werden», feiert Davos die ersten Erfolge.


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