Darum gehts
- Bankensaläre unter Druck, besonders auf Direktionsebene.
- Banken können Konditionen diktieren aufgrund zunehmender Bewerberzahlen
- Bankdirektoren müssen mit Einbussen von 30 Prozent und mehr rechnen
In der Bankbranche herrschten lange paradiesische Verhältnisse. Es galt das ungeschriebene Gesetz, dass Banken ihren Angestellten für vergleichbare Anforderungsprofile in der Regel rund 30 Prozent mehr bezahlen als Unternehmen der sogenannten Realwirtschaft – also Firmen aus der Exportindustrie oder dem Gewerbe.
Die Sonderstellung der Banken bröckelt allerdings. Zwar wird auf den Chefetagen, bei den Beratern an der Kundenfront oder in hochspezialisierten Nischen weiterhin sehr viel Geld bezahlt. Doch auf der Hierarchiestufe der Bankdirektoren sind die Saläre stark unter Druck geraten.
Die Direktoren befinden sich in der Nomenklatura des Schweizer Bankwesens ziemlich genau in der Mitte. Unter ihnen befinden sich die Juniors oder Associates, die Vice Presidents und die Senior Vice Presidents, über ihnen liegen die Executive Directors, die Managing Directors und die Mitglieder der Konzernleitung.
200'000 Franken bei der CS
Bei der Credit Suisse bezog ein Director – wie Direktoren auf Neudeutsch heissen – ein Salär von rund 200’000 Franken pro Jahr. In der Bankenszene ist es ein offenes Geheimnis, dass die inzwischen untergegangene Bank ihre Angestellten sehr gut entlöhnte – besser als die UBS, die Privatbanken sowie die Kantonal- und Raiffeisenbanken.
Bald drei Jahre nach dem Kollaps der Bank hat sich der Druck auf die Löhne verschärft. Blick hat mit mehreren ehemaligen CS-Beschäftigten gesprochen, die bei der UBS oder einer anderen Bank untergekommen sind oder sich auf der Suche nach einem Job befinden. Das Bild ist eindeutig: Die hohen Löhne, die die CS den Bankdirektoren bezahlen konnte, sind Geschichte. Bei anderen Banken liegen die Lohnbänder zwischen 150’000 und 170’000 Franken – mit fallender Tendenz.
Bei der Privatbank Julius Bär sollen die Löhne auf dieser Stufe zum Teil deutlich tiefer liegen – bei 130’000 bis 140’000 Franken. Eine Sprecherin der Bank wollte sich zu den Lohnbändern nicht äussern. Wo sich die Löhne genau befinden, wissen auch die Personalvertreter nicht. Michael von Felten ist Präsident des Schweizerischen Bankpersonalverbands (SBPV), der Gewerkschaft der Banker. Er sagt: «Die Lohnbänder der Banken sind ein gut gehütetes Geheimnis.»
Für ihn ist allerdings klar: «Der Druck auf die Bankangestellten hat zweifellos zugenommen.» Das liege nicht allein am Verschwinden der Credit Suisse, wodurch sich viele Beschäftigte neu orientieren müssten. «Auch andere Banken haben Stellen abgebaut, was die Lage auch für gut qualifizierte Mitarbeitende verschärft.»
Banken können Konditionen diktieren
Die Banken sitzen derzeit am längeren Hebel. Weil sich immer mehr Bewerbende auf eine Stelle melden, können sie die Konditionen diktieren. Wie stark sich die Lage verändert hat, zeigt auch ein Blick auf die monatlichen Statistiken der Arbeitsämter. Im Bankenkanton Zürich schaukelt sich die Zahl der Arbeitslosen seit drei Jahren in Wellenbewegungen nach oben. Diese Woche vermeldete das Amt für Arbeit einen neuen Negativrekord im Bankensektor mit 1273 arbeitslosen Bankern – ein Anstieg von 100 Prozent gegenüber 2022.
Der Bankpersonalverband führt alle zwei Jahre Lohnumfragen durch – die letzte Anfang 2025, deren Ergebnisse noch nicht publiziert wurden. Präsident von Felten sagt, dass die Ergebnisse der Umfrage keinen «generellen Druck» auf die Löhne zeigen würden. Der Bankgewerkschafter erklärt aber auch, dass die Finanzinstitute in den letzten Jahren «mehrheitlich keine generellen Lohnerhöhungen» gewährt haben. Daher musste ein «signifikanter Teil» der Beschäftigten eine Reallohnsenkung hinnehmen.
Beim Staat steigen die Löhne
Während die Löhne im Banking unter Druck geraten, steigen sie beim Staat an. Letztes Jahr haben sie eine neue Schwelle überschritten: Dank vollem Teuerungsausgleich verdienen Bundesangestellte im Durchschnitt mehr als 130’000 Franken pro Jahr. Seit 2020 sind die Löhne um fünf Prozent gestiegen. Die Schere zwischen den Gehältern in der Privatwirtschaft und in der Verwaltung geht immer weiter auseinander. Gemäss einer Studie der Universität Luzern von 2023 beträgt die Lohnlücke 11,6 Prozent – so viel mehr zahlt der Staat für eine vergleichbare Tätigkeit.
Wer einen Lift für ein finanziell sorgenfreies Leben sucht, wird beim Staat inzwischen eher fündig. Das zeigt auch ein Blick auf die Jahresgrundlöhne, die Volksschullehrpersonen im Kanton Zürich erhalten. Lehrpersonen in der Primarschule und im Kindergarten kommen auf einen Einstiegslohn von 98’915 Franken. Nach zehn Jahren erhalten sie bereits über 130’000 Franken. Maximal können sie 158’841 Franken verdienen. In der Sekundarschule beträgt der Maximallohn 181’898 Franken pro Jahr.
Zwar gibt es auch im Bankgewerbe einen Mindestlohn. Dieser liegt bei 58’000 Franken und dient vor allem als Einstiegslohn für KV-Abgängerinnen und -Abgänger. Einen Mindestlohn für Banker auf Direktionsstufe gibt es hingegen nicht. Das will der Bankpersonalverband ändern: «Wir setzen uns dafür ein, dass Direktoren dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt werden und in den Personalkommissionen vertreten sind – was heute nicht der Fall ist», sagt Michael von Felten.
Laut dem Präsidenten des Bankpersonalverbands haben viele Leute ein falsches Bild von Bankern auf Direktionsstufe. Er sagt: «Oftmals sind das Teamleiter, die kaum über Gestaltungsspielraum verfügen. Sie setzen um, was von oben kommt. Sie bilden aber das Rückgrat einer Organisation, ohne die es nicht geht.»