Blick-Leserin Anette L. nach Tresordiebstahlkrimi bei der Zürcher Landbank
«Bei dieser Bank passieren schon lange komische Dinge»

Die regionale Zürcher Landbank steht nach einer Veruntreuung durch Mitarbeitende im Rampenlicht. Dies führte zu personellen Konsequenzen und einem Vertrauensverlust. Eine ehemalige Kundin ist davon nicht überrascht, wie sie Blick sagt.
Publiziert: 01.06.2025 um 13:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2025 um 13:43 Uhr
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Bei der Filiale der Zürcher Landbank in Räterschen ZH kam es im letzten Herbst zu einer peinlichen Panne.
Foto: Dorothea Vollenweider

Darum gehts

  • Eine Kundin zog wegen seltsamer Vorfälle ihre Ersparnisse aus der Zürcher Landbank
  • Die Bank buchte irrtümlich Geld vom falschen Konto ab
  • Die ZLB verzeichnet aber weiterhin Wachstum und zählt über 10’000 Kunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Anette L.* (82) aus Elsau ZH war lange Zeit treue Kundin der Zürcher Landbank (ZLB). Also jener Regionalbank, deren Tresordiebstahlkrimi jüngst schweizweit für Schlagzeilen sorgte. Die ZLB wurde offenbar von eigenen Mitarbeitenden über Jahre hinweg bestohlen. «Die Tatverdächtigen arbeiten nicht mehr bei der Bank», erklärte Bankleiter Jürg Randegger (48) vor wenigen Tagen gegenüber Blick. Ermittlungen laufen.

Die rüstige Rentnerin L. zog im letzten September – ein halbes Jahr vor Bekanntwerden der Veruntreuung – ihre gesamten Ersparnisse von der ZLB ab. «Das hatte zwar keinen Zusammenhang mit den aktuellen Vorkommnissen, aber bei dieser Bank passieren schon lange komische Dinge», gibt die Leserreporterin zu Protokoll.

Geld von Fremden abgehoben

Sie schildert, wie sie im letzten Herbst zur ZLB-Filiale in Räterschen ZH ging, um Bargeld abzuheben. Die üblicherweise am Schalter tätige Filialmitarbeiterin war am Telefon beschäftigt und liess einen Kollegen das Geschäft tätigen. L. nahm die gewünschten 600 Franken entgegen und verliess die Bank, ohne die Quittung zu prüfen.

Zu Hause dann der Schock: Das Geld stammte gar nicht vom eigenen Konto. Die Kontonummer war eine komplett andere, dazu stand ein falscher Name da, plus ein Kontosaldo von 2274 Franken. «Solche Fehler sind inakzeptabel», regt sich die Elsauerin auf.

Sie suchte daraufhin den Geschädigten persönlich auf. Es ist ein Landwirt aus dem Weiler Gündlikon, der zur Gemeinde Wiesendangen ZH gehört. Zu ihrer Überraschung reagierte der Bauer gelassen: «Er sagte mir, das sei nicht das erste Mal, ihm seien schon weitaus grössere Beträge irrtümlich abgezogen worden.» Dennoch sei er weiterhin Kunde bei der Bank. «Er meinte, es sei halt die einzige Bank in seiner Nähe», so die Rentnerin. Der Bauer war für Blick nicht zu sprechen.

Kurz darauf musste die Rentnerin bei der Bank antraben, um für die Überweisung von 600 Franken auf das Konto des «Geprellten» zu unterschreiben. «Es gab keine Entschuldigung oder Erklärung, die wollten mich gleich wieder loswerden», erzählt sie.

Einzelfall oder nicht?

Doch ihr Vertrauen war dahin: Sie liess an Ort und Stelle ihr Konto saldieren. «Was, wenn es mich getroffen hätte?», fragt sie und sinniert darüber, wie schwierig es ist, bei einer Bank Rückerstattungen zu erhalten. Darüber hinaus erwähnt sie, dass der besagte Mitarbeitende kurz darauf freigestellt worden sei.

Blick hakt bei der ZLB nach. Der damalige Fall ist bekannt. Laut einem Sprecher ist aber im laufenden Jahr kein weiterer solcher Vorfall bekannt geworden. «Hinweise auf Fehler nehmen wir ernst, klären sie ab und ergreifen bei Bedarf Massnahmen.»

Nach Bekanntwerden des Tresorklaus seien Kundinnen und Kunden verunsichert, einige von ihnen hätten sogar einen Kontoauszug verlangt, weiss eine andere Leserreporterin. Aus Sicht der Bank eine unnötige Anfrage. «Keine Kunden sind zu Schaden gekommen. Für uns ist der Schaden verkraftbar, wir haben dafür Rückstellungen gebildet», sagte Bankleiter Randegger zu Blick.

Von Vertrauensverlust könne keine Rede sein, wiederholt auch der Sprecher der Bank. Die ZLB verzeichne weiterhin Wachstum und habe zu Jahresbeginn die 10'000ste Kundin willkommen heissen können.

*Name geändert 

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