Darum gehts
- Zürcher Regionalbank von eigenen Mitarbeitenden bestohlen
- Kundengelder nicht betroffen, Kundenvertrauen erschüttert
- Tatverdächtige arbeiten nicht mehr bei der Bank
Als Laura C.* (39) die Schlagzeilen über die Zürcher Landbank (ZLB) liest, ist ihr plötzlich klar, warum sich ihr Bankberater trotz mehrerer Mails nicht bei ihr meldet. Die Blick-Leserin müsste dringend ein wichtiges Bankgeschäft erledigen. Doch die kleine Regiobank mit Sitz in Elgg ZH hat gerade anderes zu tun.
Vor einigen Tagen wird bekannt, dass die Bank bestohlen wurde – offenbar von eigenen Angestellten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte gegen zwei Schweizerinnen und einen Schweizer im Alter zwischen 28 und 54 Jahren. Den Antrag zur Anordnung von Untersuchungshaft für eine beschuldigte Person lehnte das Zwangsmassnahmengericht ab. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Filmreife Geschichte
«Die Tatverdächtigen arbeiten nicht mehr bei der Bank», erklärt Bankleiter Jürg Randegger (48) gegenüber Blick. Die Bank habe Anfang Mai – interne – Hinweise erhalten, dass es innerhalb der Bank zu einer möglichen Veruntreuung durch einzelne Mitarbeitende gekommen sei. «Die Enttäuschung ist gross, viele haben jahrelang mit diesen Leuten zusammengearbeitet», schildert Randegger die Stimmung unter den Angestellten.
Man kennt sich innerhalb der Bank. Das kleine Finanzinstitut verfügt über vier Filialen im Grossraum Winterthur ZH, beschäftigt knapp 40 Mitarbeitende und hat im letzten Jahr bei einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Franken einen Gewinn von drei Millionen Franken erwirtschaftet – das beste Ergebnis in der 174-jährigen Geschichte der Bank.
Nicht nur die Mitarbeitenden sind enttäuscht: «Mein Vertrauen in die Zürcher Landbank wurde erschüttert. Es kommt mir vor wie im Film», sagt Kundin Laura C. Was genau passiert ist, ermitteln die Untersuchungsbehörden. «Die Sicherheitssysteme der Bank wurden mit krimineller Energie ausgehebelt», so Randegger. Mehr kann oder darf er zum Tathergang nicht sagen.
Möglicherweise haben die mutmasslich kriminellen Mitarbeitenden regelmässig Bargeld aus einem kleineren Tresor entwendet. Bargeld, das wohl für die Auffüllung der Schalterkassen gedacht ist. Der kleine Tresor dürfte in einem grösseren Tresorraum stehen, dessen schwere Tür tagsüber offen ist – so wie in vielen Banken. «Unsere Kontrollmechanismen haben funktioniert – sonst hätten wir die Hinweise auf möglicherweise strafbares Verhalten gar nicht erst erhalten», sagt Randegger.
Jahrelang unbemerkt?
Haben die Kontrollmechanismen wirklich so gut gegriffen, wie der Bankleiter nicht müde wird, zu betonen? Laura C. hat ihre Zweifel: «Ich habe gehört, das sei offenbar über Jahre so gegangen. Das kann doch kein einmaliges Ereignis gewesen sein.» Viele Kunden seien verunsichert, einige von ihnen hätten sogar einen Kontoauszug verlangt, weiss die Blick-Leserin.
Aus Sicht der Bank eine unnötige Anfrage. Für Randegger ist es wichtig, festzuhalten: «Kunden sind keine zu Schaden gekommen. Für die Bank ist der Schaden verkraftbar, wir haben dafür Rückstellungen gebildet.» Wie hoch die Schadensumme ist, weiss die Bank, bekannt geben will sie diese aber nicht.
Laura C. wird weiterhin Kundin der Bank bleiben: Sie hat ihren Bankberater inzwischen erreicht, wird auch weiterhin Geschäfte mit der ZLB machen. Auch weil die Mitarbeitenden sehr bemüht sind, den guten Ruf der Bank wiederherzustellen.
*Name geändert