Sie haben eine neue Masche, die nervigen Callcenter-Agenten, die uns am Telefon eine neue Krankenkasse aufschwatzen wollen. Ihr Ziel: An Beratungstermine zu kommen, die sie dann für 80 Franken an Makler verscherbeln.
Silvia Hauser (50), Wirtin des Restaurants Le Bistro am Bahnhof Rüschlikon ZH, erinnert sich: «Ein Herr Wyss von der Firma Sanos hat mich angerufen, von einem Handy aus. Der Deutsche gab sich als eidgenössischer Beauftragter für Krankenkassenkunden über 50 Jahre aus.»
Er habe wie wild auf sie eingeredet. Sie sei dann unsicher geworden, weil das Ganze so amtlich getönt habe. «Zudem bin ich eben erst 50 geworden. Darum habe ich einem Termin zugestimmt», sagt Hauser. Sie lädt BLICK zum Gespräch ein, weil ihr das alles dubios vorkommt.
«Die Callcenter machen Falschaussagen»
Den Auftrag sichert sich der Winterthurer Versicherungsbroker S&Partner. A.Z.*, eine zierliche, junge Frau, erscheint pünktlich. Von einem eidgenössischen Beauftragten ist aber keine Rede mehr. «Ich bin nicht vom Bund, da bin ich ganz ehrlich», sagt sie und lacht. «Die Callcenter machen Falschaussagen, um an einen Termin zu kommen. Das sind externe Firmen, viele davon unseriös.»
Freundlich fragt Z. Wirtin Hauser über ihre persönlichen Verhältnisse aus. Das Gespräch verläuft sachlich. Es dauert 20 Minuten. Zu einem Abschluss kommt es nicht. «Die Masche mit dem Bund grenzt an Betrug. Bei so etwas mache ich nicht mit», schliesst Hauser das Gespräch ab.
Fristlos entlassen
Jetzt gibt sich BLICK zu erkennen. Z. erschrickt. «Ich habe den Auftrag von einem Kollegen übernommen. Ich verdiene nichts, auch wenn es zu einem Abschluss kommt», stammelt sie. Dann bricht sie in Tränen aus.
Der Grund: Vom ominösen Herrn Wyss landete der Auftrag bei S&Partner in Winterthur ZH. Z. arbeitet aber für das Versicherungs Informations Zentrum (VIZ) in Emmen LU. Die Firmen sind Konkurrenten auf dem hart umkämpften Markt.
Für Z. hat die Sache dramatische Konsequenzen. VIZ-Chef Serkan Dogan (30) feuert seine Mitarbeiterin fristlos. «Es kann nicht sein, dass ich ihr einen Fixlohn und die Ausbildung bezahle, sie aber hinter meinem Rücken bei der Konkurrenz Provisionen einsackt», sagt er. Seine Firma sei sauber. «Seit zwei Jahren arbeiten wir nicht mehr mit Callcentern zusammen», behauptet er.
Auch S&Partner wird sofort aktiv und erstattet bei der Polizei Anzeige, als man von BLICK vom Fall erfährt. «Wir kennen weder die Firma Sanos noch diesen Herrn Wyss», heisst es. Man habe mit vielen Versicherungen vereinbart, nur Termine mit Kunden abzumachen, die diese auch wirklich wollen. Auch S&Partner verzichte auf die Dienste von Callcentern.
Der dubiose Herr Wyss wollte nicht mit BLICK reden. Er dürfte weiter Jagd auf lukrative Termine machen und längst die Handynummer gewechselt haben.
* Name der Redaktion bekannt