Die Inventurfirma Ivalis mit Sitz in Kriens LU gerät immer mehr unter Druck. Angestellte protestierten gegen gestrichene Pausen. Mindestens vier Angestellte wurden deswegen entlassen. Zudem meldeten sich mehrere Ivalis-Leute bei BLICK: Sie beklagen sich über zu lange Arbeitszeiten, unrealistische Zielvorgaben und grossen Zeitdruck.
Jetzt droht Ivalis, die bei Warenhäusern, Modeketten oder Baumärkten wie Obi und Hornbach in der ganzen Schweiz Inventuren macht, Ungemach auch von den Behörden!
Die Industrie- und Gewerbeaufsicht des Kantons Luzern hat gegen Ivalis ein Verfahren eingeleitet. Das bestätigt Leiter Peter Schwander (46). «Wir untersuchen verschiedene Sachverhalte.» Mehr dürfe er wegen des Amtsgeheimnisses nicht sagen.
Die Industrie- und Gewerbeaufsicht setzt sich für die Bekämpfung von Schwarzarbeit ein und kontrolliert Firmen auf Lohn- und Sozialdumping. Zudem kümmert sie sich um den Schutz der Gesundheit und die Arbeitssicherheit von Angestellten, wie es auf ihrer Homepage heisst.
Schweiz-Chef gefeuert
Frédéric Marchal (51), CEO der französischen Ivalis-Gruppe, hat diese Woche den Schweiz-Chef gefeuert und führt nun interimistisch die Schweizer Niederlassung. Er sagt zu BLICK: «Weder ich noch der Ivalis-Anwalt wissen von einem Verfahren.»
Die Firma ist auch bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) des Kantons Luzern keine Unbekannte. «Zurzeit sind 14 Personen bei den RAV im Kanton Luzern gemeldet, die zuletzt bei der Firma Ivalis gearbeitet haben», sagt Karin Lewis (47), Leiterin Arbeitsmarkt des Kantons Luzern. «Wir haben der Ivalis letztmals im Jahr 2014 Stellensuchende vermittelt.» Seither bestehe keine Zusammenarbeit mehr.
Unia reagiert mit Brief
Auch die Gewerkschaft wird aktiv: Gestern hat die Unia den Ivalis-Kadern einen Brief geschrieben. «Wir machen sie darin auf die unhaltbaren Zustände in ihrem Betrieb aufmerksam. Und weisen sie darauf hin, dass sie das Schweizer Arbeitsgesetz verletzen», sagt Giuseppe Reo (52), Unia-Regionalleiter Zentralschweiz.
Man wolle sich in den nächsten Tagen mit den Ivalis-Chefs an einen Tisch setzen, um die Situation der Angestellten zu verbessern. «Es braucht dringend einen Gesamtarbeitsvertrag für die Branche», so Reo. «Dass 2017 in der Schweiz solche Arbeitsbedingungen noch toleriert werden, ist ein Skandal.»