Darum gehts
- Eisstücke gefährden Sicherheit im Reussen-Quartier von Andermatt
- Andermatt Swiss Alps plant zusätzliche Überdachungen für mehr Sicherheit
- 2,5-Zimmer-Wohnungen kosten zwischen 1,2 und 3,8 Millionen Franken
Nur noch die höchsten Gipfel tragen Schnee und Eis. Unten im Urserental sind die Wiesen grün und saftig. Der Winter ist vergessen – oder wenigstens fast. Wenn da nicht die bösen Erinnerungen an die herunterfallenden Eisstücke wären, die den Sicherheitsverantwortlichen im Reussen-Quartier Sorgen bereiten – dem Retortendorf von Samih Sawiris (68) bei Andermatt.
Im vergangenen Winter, so erzählen Einheimische, sei es zu gefährlichen Szenen im Resort gekommen: Eisbrocken, so schwer wie Medizinbälle, donnerten auf die schmalen Gassen hinunter. Ein schweres Eisstück verfehlte ein Baby nur knapp. Sein Vater war mit dem Kinderwagen unterwegs, als der Brocken auf den Boden knallte.
Millionen für 2,5-Zimmer-Wohnung
Der Vorfall ereignete sich in der sogenannten Furkagasse, der erst im Dezember eröffneten Prestigemeile mit teuren Läden und dem Nobelrestaurant Igniv von Spitzenkoch Andreas Caminada (48). Ein Ladenbesitzer brachte daraufhin behelfsmässig ein Warnschild an: Vorsicht vor Schneelawinen und Eisschlag.
Das passt nicht zum High-End-Anspruch, den die Resort-Betreiberin Andermatt Swiss Alps (ASA) im Resort verfolgt. Die Preise für eine 2,5-Zimmer-Wohnung reichen von 1,2 bis 3,8 Millionen Franken. Wer so viel Geld ausgibt, darf erwarten, das Haus sicher verlassen zu können – ohne von einer Schneelawine verschluckt oder von einem grossen Stück Eis erschlagen zu werden.
Die Problematik war letzten Winter besonders akut, da vor Weihnachten enorm viel Schnee gefallen war. Zudem sind die Häuser im Quartier sehr hoch, um möglichst viel Geld pro Quadratmeter zu verdienen. Eis- und Schneemassen entwickeln bis zum Aufprall eine enorme Wucht. Andrea Müller ist Chief Development Officer Real Estate der Betreibergesellschaft ASA. Sie verweist darauf, dass das Unternehmen seit über zehn Jahren Immobilien in den Bergen baut.
«Wir haben daher einen grossen Erfahrungsschatz, was die Schneemengen, Temperaturschwankungen und die klimatischen Verhältnisse in Andermatt angeht», sagt Müller. Aus den ersten Bauten habe man «wichtige Learnings» ziehen können, die unterdessen in jede Planung einfliessen würden. «So haben wir beispielsweise gezielt auf Dächern und Fenstersimsen Schneefänger eingesetzt», erklärt Müller, die in der Geschäftsleitung der ASA sitzt. Besonderes Augenmerk legt die Betreiberin auf die «neuralgischen Stellen, wo wir vermehrte Fussgängerströme» haben – wie unter anderem in der Furkagasse.
«Die Natur ist und bleibt unvorhersehbar»
Doch das reicht nicht, wie man jetzt gesehen hat. Es sind zusätzliche Überdachungen geplant. Müller sagt: «Zusätzlich zu den Schneefängern und weiteren Massnahmen werden wir nächstes Jahr zum Beispiel die Treppe neben den Gotthard Residences überdachen.» Allerdings seien einige Umsetzungen abhängig von der Bauetappe. So könne das Dach beispielsweise erst angebracht werden, wenn das neue Hotel The Alpinist Andermatt im Bau weiter fortgeschritten sei. Dabei handelt es sich um ein weiteres Fünf-Sterne-Haus in Andermatt.
Trotzdem bleibt ein Restrisiko. «Die Natur ist und bleibt unvorhersehbar», sagt Müller. Der Mensch könne nur sein Möglichstes tun, um Risiken zu minimieren – idealerweise sogar zu vermeiden. «Genau darin sehen wir unsere Verantwortung. Daran arbeiten wir mit Nachdruck.»