Darum gehts
Es war die vielleicht «dynamischste» Preisfestlegung des Onlinehändlers Zalando. Ein Paar Sandalen gab es eigentlich für 60 Franken. Ausser bei der häufig verkauften Schuhnummer 42. Die kostete Mitte September Fr. 100.40. Zwei Drittel mehr. (Daneben gibt es auch das Modell der personalisierten Preise.)
Kein Einzelfall. Onlineshops wie Zalando und Galaxus verlangen für diverse Schuhmodelle teilweise unterschiedliche Preise – je nach Grösse des Fusses.
Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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Die Migros-Tochter Galaxus verlangte etwa für den Turnschuh Veja V-10 White Black California in der meistverkauften Frauengrösse 39 mit Abstand am meisten: 173 Franken. In den meisten anderen Grössen kostete der Schuh Fr. 13.10 weniger. Wer Schuhgrösse 44 hat, zahlte sogar 26 Franken weniger.
Die meistverkauften Schuhgrössen
Bestrafen die Händler also Kundinnen und Kunden, die durchschnittlich grosse Füsse haben? Also Frauen, die in der Schweiz Schuhnummer 39 tragen, und Männer, die die Nummern 42 oder 43 haben?
Denn dies sind die meistverkauften Modelle, wie Zahlen des Onlinehändlers Galaxus bestätigen: Ein Fünftel aller verkauften Frauenschuhe haben Schuhgrösse 39, die Grösse 35 macht hingegen nur 4 Prozent der Verkäufe aus.
Keine «künstliche» Preiserhöhung …
Galaxus bestreitet, dass die höhere Nachfrage nach Durchschnittsgrössen diese Schuhnummern teurer machen würde. «Wir erhöhen die Preise für eine besser verkaufte Schuhgrösse nicht künstlich», sagt ein Sprecher zum Beobachter.
Vielmehr komme es vor, dass ein Schuhmodell nicht in allen Grössen vom selben Anbieter eingekauft werden konnte. Dann gebe es unterschiedliche Einkaufspreise und somit unterschiedlich hohe Verkaufspreise.
Das leuchtet ein. Denn nicht immer sind die bestverkauften Schuhgrössen die teuersten. Manchmal ist auch Grösse 35 die mit dem höchsten Preis.
… aber «marktgesteuerte» Preiserhöhung
Trotzdem ist das nur die halbe Wahrheit. Denn gleichzeitig bestätigt Galaxus, dass einzelne Schuhgrössen sogenannt dynamischen Preisen unterliegen. Das bedeutet, dass höhere Preise der Konkurrenz die Preise bei Galaxus nach oben drücken können, wie das Unternehmen in einem Blogbeitrag selbst offenlegt.
Der «Preisanpassungs-Algorithmus» von Galaxus kann also theoretisch dazu führen, dass die Schuhnummer 42 stärker verteuert wird als die Schuhnummer 41, weil das bei Zalando auch so ist.
Die Schuhgrösse 42 wird in diesem Beispiel zwar nicht «künstlich» extra verteuert, sondern aufgrund von «Marktveränderungen». Das Resultat für die Kundschaft ist dasselbe.
Bei Zalando sind Fremdanbieter schuld
Zalando schreibt, die Preisunterschiede nach Schuhgrösse kämen dadurch zustande, dass nicht immer alle Grössen vom selben Verkäufer stammten. Das werde den Kunden beim Einkaufsvorgang transparent ausgewiesen.
Die Folge: Bei einem Adidas-Turnschuh sind beispielsweise alle Grössen, die Zalando direkt verkauft, um 20 Prozent reduziert. Die häufigen Grössen 40 bis 41 verkauft hingegen Adidas selbst über die Plattform Zalando. Und diese Schuhgrössen sind nicht reduziert.
Dass diese Preisgestaltung bei Zalando die Preise von Galaxus beeinflusst, ist aufgrund der Funktionsweise des Galaxus-Algorithmus wahrscheinlich.
Das rät der Konsumentenschutz
Deshalb sagt der Konsumentenschutz: «Kundinnen und Kunden setzen sich in der Regel nicht aktiv mit der Preisgestaltung eines Anbieters auseinander. Dass die gleichen Schuhe je nach Grösse unterschiedlich viel kosten, ist deshalb für viele nicht verständlich.»
Man solle bei Onlinebestellungen die Preise von mehreren Anbietern vergleichen, rät der Konsumentenschutz.