28'000 Wahlzettel gefälscht
Polizei ermittelt wegen Betrug bei Migros-Wahl

Die Posse um den Migros-Regionalfürsten Damien Piller geht in die nächste Runde. Bei der Wahl im letzten Herbst kam es zu Betrug in ganz grossem Stil
Publiziert: 10.06.2020 um 21:53 Uhr
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Wahlzettel der Migros: In grossem Stil gefälscht.
Foto: keystone

Das Resultat einer Urabstimmung in der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg gegen die Abberufung der Genossenschaftsverwaltung ist laut der Staatsanwaltschaft durch Wahlfälschung zustande gekommen. Die Polizei verhörte am Mittwoch mehrere Personen und beschlagnahmte Material.

Von den rund 50'000 eingegangenen Stimmzetteln zur Vertrauensabstimmung über den umstrittenen Migros-Regionalchef Damien Piller seien rund 28'000 gefälscht gewesen, teilte die Neuenburger Generalstaatsanwaltschaft mit. Wären nur gültige Stimmzettel berücksichtigt worden, hätte sich laut Angaben der Behörde das Abstimmungsergebnis gekehrt.

Gemäss dem bislang kommunizierten Abstimmungsentscheid sprachen sich 64,5 Prozent der Teilnehmenden gegen die Entlassung der Genossenschaftsverwaltung unter dem Vorsitz von Piller aus. Dieser steht im Verdacht, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) reichte Strafanzeige gegen ihn ein. Piller wies die Vorwürfe von Beginn weg zurück.

Klares Votum gegen Piller

Laut der Neuenburger Staatsanwaltschaft sprachen sich bei der Abstimmung in Wahrheit 17'600 Stimmzettel für eine Aufhebung der Mandate an der Spitze der regionalen Genossenschaft aus, nur 4600 dagegen. Dies ergab eine neuerliche Auszählung der Hochschule für Kriminalwissenschaften in Lausanne.

Die Polizei von Neuenburg intervenierte mit Unterstützung aus den Kantonen Freiburg und Waadt bei mehreren Personen, wie es in der Mitteilung hiess. Diese hätten mit der Straftat in Verbindung gebracht werden können.

Weitere Angaben machte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht. Die Untersuchung laufe weiter.

Enthüllung des RTS

Die schriftliche Abstimmung war im vergangenen November durchgeführt worden. Von 120'000 ausgegebenen Stimmzetteln waren rund 50'000 eingegangen. Die Rücklaufquote betrug demnach 41,7 Prozent.

Nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses reichte der Genossenschaftsrat Anzeige wegen Fälschung und versuchten Betrugs ein.

Die Anzeige folgte auf Enthüllungen des Westschweizer Fernsehens RTS über den Fund von 400 Stimmzetteln, die in Briefkästen einer kleinen Gemeinde ausserhalb der Kantone Neuenburg und Freiburg gefunden wurden. Alle lauteten auf den Namen von Piller. (SDA/ise)

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