Darum gehts
- Schwacher Polarwirbel erhöht Wahrscheinlichkeit für arktische Kaltluft in den Alpen
- Stratosphärische Erwärmung kann Polarwirbel destabilisieren und Kältewellen verursachen
- Verstärkte Schneefälle und Kälteperioden in der Schweiz möglich, besonders im Januar und Februar
In etwa 20 bis 30 Kilometern Höhe dreht sich über dem Nordpol ein riesiges Tiefdrucksystem – der sogenannte Polarwirbel. Er entsteht vor allem im Winter, wenn die Stratosphäre über der Arktis stark abkühlt. Ist der Wirbel stabil und kräftig, hält er die eiskalte Polarluft über den nördlichen Breiten fest und verhindert, dass sie weit nach Süden vordringt. Kurzum: Ein kräftiger Polarwirbel stabilisiert in der Regel die Westströmung und lenkt dadurch milde, feuchte Atlantikluft nach Europa.
Wird der Polarwirbel jedoch gestört – etwa durch eine plötzliche Erwärmung der Stratosphäre –, kann er an Stabilität verlieren oder sich gar aufspalten. Dann schwächt sich auch der Jetstream ab, was Hochdruckgebieten mehr Spielraum gibt. In der Folge können arktische Kaltluftmassen plötzlich bis nach Mitteleuropa vordringen.
Was bedeutet schwächelnder Polarwirbel für die Schweiz?
Wie «wetter.at» nun berichtet, fällt der Polarwirbel laut aktuellen Wettermodellen deutlich schwächer aus als in den vergangenen Wintern. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass arktische Kaltluft vermehrt auch bis in die Alpenregion vordringt.
Was bedeutet das konkret für die Schweiz? Das wollte Blick von Meteo News-Experte Michael Eichmann wissen.
«Klassisches Muster für winterliche Kältewellen»
Er erläutert: «Die Entwicklung des Polarwirbels spielt eine zentrale Rolle in der Prognose.» Die derzeitigen Modelle würden darauf hindeuten, dass er in den frühen Wintermonaten relativ schwach ausgeprägt sein wird.
Das ist allerdings keine gute Nachricht. «Kommt es im Laufe des Winters zu einer sogenannten plötzlichen stratosphärischen Erwärmung (SSW), kann das den Polarwirbel massiv destabilisieren und kalte Luftmassen nach Süden lenken», erklärt der Meteorologe weiter. Das sei «ein klassisches Muster für winterliche Kältewellen der Nordhalbkugel».
Kälterer Winter und mehr Schneefall
Bestimmte ozeanische Muster, etwa eine wärmere Anomalie im Nordpazifik in Kombination mit dem Phänomen La Niña, bei dem sich das Oberflächenwasser im östlichen Pazifik abkühlt, was weltweit zu veränderten Wind- und Niederschlagsmustern führt, könnten ferner «ungewöhnliche Druckverteilungen» fördern. Der Blick auf vergleichbare Jahre verrät laut Eichmann, «dass solche Konstellationen oft mit kälteren Wintern und mehr Schneefall verbunden waren».
Die Folge: «In der Schweiz könnten verstärkte Schneefälle und Kälteperioden auftreten, vor allem im Januar und Februar.»