«Herabwürdigung ist Wahnsinn»
Snowboard-Olympiasieger schiesst scharf gegen eigenen Verband

Der österreichische Alpin-Snowboarder Benjamin Karl hat in seinem Sport alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nun steigt er in seine letzte Weltcup-Saison – und rechnet mit dem eigenen Ski-Verband ab.
Publiziert: 16.10.2025 um 20:47 Uhr
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Alpin-Snowboarder Benjamin Karl übt in einem Interview mit dem «Kurier» scharfe Kritik am österreichischen Skiverband.
Foto: IMAGO/Sipa USA

Darum gehts

  • Benjamin Karl kritisiert mangelnde Unterstützung für ÖSV-Snowboarder
  • Karls Motivation sinkt aufgrund fehlender Anerkennung und Ressourcen
  • Fünffacher Weltmeister und Olympiasieger plant Rücktritt im Frühling 2026
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Gian-Andri BaumgartnerRedaktor Sport

Benjamin Karl (40) kommt im Interview mit dem österreichischen «Kurier» schnell zur Sache: «Es ist für mich vor allem mental von Jahr zu Jahr anstrengender geworden. Es ist mühsam, wenn du ständig mit den gleichen Problemen konfrontiert bist», berichtet der Alpin-Snowboarder von seinen Erfahrungen mit dem Älterwerden. Mit «Problemen» meint er vor allem eines: Die Nichtbeachtung seiner Sportart durch die grossen Verbände.

Einer davon ist der Ski-Weltverband FIS, dem auch die Snowboarder angehören. Es störe ihn, «dass nie Geld da ist und wir im Weltverband so eine kleine Sportart sind.» Gleiches gelte für den österreichischen Skiverband ÖSV: «Wir können nie nach Übersee fahren zum Trainieren.» Auf die Frage, was geschehe, wenn im Herbst in Österreich nicht genug Schnee für das Training liege, habe er vonseiten des Verbandes lediglich die Antwort «Wir hoffen» erhalten – obschon die ÖSV-Snowboarder sehr erfolgreich unterwegs sind.

Daran hat Karl entscheidenden Anteil: Der Niederösterreicher ist unter anderem fünffacher Weltmeister in Parallelslalom und -riesenslalom und kürte sich 2022 zum Riesenslalom-Olympiasieger.

«Bei uns war nie jemand»

Im Zentrum von Karls Kritik: Roswitha Stadlober (62), die den ÖSV seit 2021 präsidiert. «Als Roswitha Stadlober Präsidentin geworden ist, war sie sofort da und dort und hat die Skifahrer besucht. Glauben Sie, dass sie einmal bei uns Snowboardern gewesen wäre? Bei uns war nie jemand», so der Vater von zwei Töchtern, und fügt an: «Diese Herabwürdigung von unserem eigenen Verband ist ein Wahnsinn.»

Neu sei dieser Kampf um Aufmerksamkeit nicht: «Mein Leben lang habe ich als Snowboarder kämpfen müssen. Ich habe laut sein müssen, weil sonst hätte man uns nie gehört», bemängelt Karl. Das habe viel Kraft gekostet, was er nun auch als Grund für seinen angekündigten Rücktritt angibt: «Ich habe mir den Arsch aufgerissen, aber ich bin jetzt müde vom vielen Kämpfen. Das Motivationsproblem ist dem geschuldet, dass es im Verband nicht gut läuft.» Auch Grossanlässe wie die Olympischen Spiele in diesem Winter oder die Heim-WM 2027 im Montafon würden ihn nicht mehr wirklich motivieren.

Einen grösseren Reiz sieht er stattdessen im Radfahren, mit dem er durch das Sommertraining bereits vertraut ist: «Es gibt so viele tolle Ultrarennen auf der ganzen Welt. In Gegenden, in die man sonst nie kommen würde.» Statt Siege stünden dann Erlebnisse im Vordergrund, blickt Karl auf die Zeit nach seinem Karriereende im Frühling 2026 voraus.

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