Zu Besuch im Training von Leandra Tzimpoukakis (16)
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Grosses Eiskunstlauf-Talent:Zu Besuch im Training von Leandra Tzimpoukakis (16)

16-jährige Schweizermeisterin Leandra Tzimpoukakis
Limite erfüllt, aber Eiskunstlauf-Hoffnung darf nicht zu Olympia!

Die 16-jährige Leandra Tzimpoukakis ist ein aufstrebendes Talent im Schweizer Eiskunstlauf. Vor Weihnachten holt sie ihren ersten SM-Titel bei den Aktiven. Die Zürcherin trainiert über 20 Stunden wöchentlich. Aber der Olympia-Traum muss noch länger warten.
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Leandra Tzimpoukakis: Eines der vielversprechendsten Talente im Schweizer Eiskunstlauf.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Leandra Tzimpoukakis: Junges Eiskunstlauf-Talent gewinnt SM-Titel bei den Aktiven
  • Tzimpoukakis strebt Olympia-Teilnahme an, arbeitet am dreifachen Axel
  • Über 20 Stunden Stunden Training pro Woche, Familie hilft auch finanziell mit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sie ist jung, dynamisch und eines der vielversprechendsten Talente im Schweizer Eiskunstlauf: Leandra Tzimpoukakis. Blick besucht die 16-jährige Zürcherin zuerst im Training, dann bei ihr zu Hause. Ein paar Wochen bevor sie an diesem Wochenende an der SM in Lugano eine glanzvolle Talentprobe abliefert: Tzimpoukakis startet dank Sondergenehmigung erstmals bei den Aktiven – und holt sich prompt sogleich den Titel. 

Dahinter steckt viel Arbeit. Auf der Eisbahn in Dübendorf ZH trainiert Tzimpoukakis regelmässig in ihrem Klub. Was beim Zuschauen sofort auffällt: Sie bewegt sich schneller, dynamischer und deutlich eleganter über das Eis als viele ihrer Kolleginnen. 

«Olympia ist mein grosses Ziel»

Unter der Woche trainiert der Teenager 22, 23 Stunden – auf und neben dem Eis. Abseits des Sports besucht Tzimpoukakis die United School of Sports in Zürich. Eine Schule, an der bereits Stars wie Manuel Akanji oder Sven Andrighetto ihren Bildungsweg abgeschlossen haben.

Trotz ihres vollen Programms bezeichnet sie den Sport immer noch als Hobby und (noch) nicht als Beruf. «Es ist ja meine Leidenschaft.» Neben dem Eis bleibt ihr kaum Freizeit. Die wenige Zeit, die sie hat, verbringt sie mit ihren Freundinnen.

Dass sie ihr ganzes Leben dem Sport widmet, hat einen Grund: Leandra Tzimpoukakis hat ein grosses Ziel vor Augen. «Irgendwann will ich mich für Olympia qualifizieren und eine Medaille gewinnen.» Eigentlich ist das Supertalent gut genug für die Spiele in Mailand nächsten Februar, sie hat beim SM-Triumph die Limite locker geknackt. Aber für die Winterspiele 2026 ist Tzimpoukakis ein Jahr und 14 Tage zu jung – nach dem Dopingskandal um die damals 15-jährige Russin Kamila Walijewa wurde die Altersgrenze auf 17 Jahre angehoben. Tzimpoukakis zuckt mit den Schultern und sagt: «Jetzt ist diese Saison einfach die Junioren-WM mein grosses Ziel.» 

Im Moment arbeitet Tzimpoukakis an nichts Geringerem als am dreifachen Axel – einem Sprung, der bisher noch keiner Schweizerin sauber im Wettkampf gelungen ist. Die Zürcherin hat ihn an der vergangenen Junioren-WM gezeigt, jedoch nicht komplett rotiert, weshalb der Sprung nicht entsprechend gewertet wurde. Im Training beschäftigt sie sich intensiv mit genau dieser Rotation.

Im Training trifft Blick auch ihre Mutter. Diese muss beim Zuschauen auf der Tribüne Platz nehmen, da sie aufgrund von Vorurteilen gegenüber Eiskunstlauf-Mamis wie alle Eltern nicht an der Bande stehen darf.

Für die Eltern ist alles anders

Dass ihre Tochter ein so grosses Talent im Eiskunstlauf ist, prägt das gesamte Leben ihrer Eltern, Sofia und Ioannis Tzimpoukakis. «Es ist ihr Traum, und jetzt ist sie schon so weit gekommen, dass wir einfach mitziehen. Klar, das Familienleben ist nicht mehr wie früher. Früher waren wir dreimal in den Ferien, haben viel mehr Zeit miteinander verbracht.»

Das grösste Opfer, das die beiden in Leandra Tzimpoukakis Laufbahn bringen mussten, sind eindeutig die Finanzen. Zwar erhält die Eiskunstläuferin Unterstützung vom Verband und hat immer mehr Sponsoren, dennoch ist der Sport für die Familie finanziell stark belastend. Trainings, Camps, Kleider und Reisen kosten pro Jahr einen mittleren fünfstelligen Betrag. Für Mutter Sofia ist klar: «Das ist einfach Eiskunstlauf.»

So fand Tzimpoukakis zum Eiskunstlauf

Bei Eltern mit griechischen Wurzeln ist Eiskunstlauf vielleicht nicht die naheliegendste Sportart. Trotzdem stand Leandra daheim in Glattbrugg ZH bereits mit dreieinhalb Jahren auf dem Eis. Da ihre sieben Jahre ältere Schwester schon früh mit dem Eiskunstlauf begann, «musste» Leandra immer mit ihrer Mutter mit an die Bande, da sie nicht alleine zu Hause bleiben konnte.

Irgendwann wurde ihr das langweilig, und so wollte sie ebenfalls aufs Eis. «Bereits mit sechs Jahren war ich besser als meine Schwester», sagt Tzimpoukakis fast entschuldigend. Ihre Mutter erzählt, dass sie einfach keine Angst gehabt und alles ausprobiert habe. Irgendwann wollte sie auch ein so schönes Gewand wie ihre Schwester und nicht mehr die langweiligen Skikleider und den Helm. Das bekam sie dann auch – und nur wenig später wurde ihr Talent entdeckt. Nun ist sie mit 16 schon olympiawürdig – wann da die Altersgrenze nicht wäre. 

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