Darum gehts
Es ist ein Stich ins Herz des Schweizer Bobsports: Mitten in der Olympia-Vorbereitung muss der Verband Swiss Sliding wegen einer ausgebliebenen Sponsorenzahlung drastisch sparen. Nun fällt ausgerechnet die «Swiss Sliding Bob Trophy» von Olympiasieger Beat Hefti (47) den Kürzungen zum Opfer.
Mit der Trophy suchte der Verband bisher Anschiebe-Talente, vor allem aus der Leichtathletik und dem Turnsport. Hefti tourte mit einer mobilen Anschiebebahn durchs Land und gab Athleten so eine zweite Chance. Ohne die Trophy bricht ein wichtiges Projekt weg, das eigentlich die Zukunft sichern sollte.
Doch beim Verband Swiss Sliding herrscht Alarmstufe Rot. Nicht nur Hefti ist betroffen: Auch im Europacup und selbst bei den Weltcup-Budgets im Bob, Rodeln und Skeleton muss gespart werden.
Die Medaillenhoffnung an Olympia ist gross
Trotzdem hält der Verband am Ziel fest: Auch im kommenden Winter will man mit dem Maximum von drei Mannschaften bei den Frauen und Männern im Weltcup starten. Nur so könne man die Olympia-Medaillenhoffnungen optimal unterstützen.
Präsident Sepp Kubli erklärt die Zwickmühle: «Wir müssen unsere knappen Mittel dort einsetzen, wo wir an Titelkämpfen Medaillen gewinnen können. Das würde uns in den kommenden Jahren einiges mehr an Fördergeldern einbringen.»
Kubli peilt damit den Aufstieg in die höchste Swiss-Olympic-Vergütungskategorie an, welche nur mit einer EM-, WM- oder Olympia-Medaille erreicht werden kann. Aktuell befindet sich der Verband auf der zweithöchsten Stufe.
Für Hefti bedeutet das: Solange kein Sponsor einspringt, gibt es für seine Trophy ab nächster Saison kein Geld mehr. Auch wenn dem Olympiasieger bewusst ist, dass irgendwo gespart werden muss, bedauert er diesen Entscheid. «Ich finde es problematisch, dort die Sparschraube anzusetzen, wo die Talente der Zukunft herkommen», sagt er zu Blick.
Verband sucht verzweifelt nach Lösungen
Die Lage kennt nur Verlierer: Athleten, die plötzlich Reisen und Unterkünfte zum Teil selbst bezahlen müssen, ein Verband, der auf versprochene Gelder wartet, und Talente, deren Weg nun steiniger wird.
Gearbeitet wird deshalb an allen Ecken und Enden. «Wir suchen mit Hochdruck neue Sponsoren, schreiben Stiftungen an, und für den Nachwuchs ist auch Crowdfunding ein Thema», sagt Kubli kämpferisch.
Auch die Hoffnung auf die fehlende Zahlung ist noch nicht gestorben. «Beim Sponsor, der nicht zu den langjährigen Top-Unterstützern gehört, sind wir daran, das Geld mit Anwälten einzufordern», betont Kubli.
Auch Hefti möchte man nicht ganz ohne Hilfe zurücklassen: Statt Geld stellt ihm der Verband nun eine Unterkunft im Engadin zur Verfügung und sponsert einen Teil der Trainingsfahrten auf der Bobbahn im Engadin.
Hoffnungsträgerin Kora steigt in den Bob
Einen Lichtblick gibt es dennoch: Die Sprinterin Salomé Kora, eine der schnellsten Frauen der Schweiz, wechselt über den Winter von der Leichtathletik zum Bobsport. Als Anschieberin könnte sie zum neuen Aushängeschild werden und vielleicht schon in Mailand-Cortina für Edelmetall sorgen. Ihre ersten Bob-Gehversuche machte sie ... bei Beat Hefti.