Eigentlich ist beim grossen Highlight zum Ende des Eidgenössischen Turnfests vorgesehen, dass die Spannung bis zum Auftritt des letzten Vereins anhält. Doch beim dreiteiligen Vereinsturnen, eine Art Königsklasse beim nur alle sechs Jahre stattfindenden Breitensport-Grossanlasses, legen die Aktiven des STV Zihlschlacht schon am Freitag derart überragend vor, dass den erst am Samstag turnenden Gegnern eine scheinbar unüberwindbare Messlatte vorgesetzt wird.
Die Thurgauer erzielen mit ihren Disziplinen Fachtest, Schleuderball, Steinstossen und Steinheben mit Gesamtpunktzahl 29.99 einen Traumwert. Was das Maximum wäre? 30.00!
Da beissen sich nicht nur die Turnerinnen und Turnerin vom STV Wettingen die Zähne aus. Die Aargauer sind frühere Turnfest-Seriensieger und wollten nun dieses Jahr in Lausanne auf den Thron zurückkehren. Doch mit 29,80 scheitert Wettingen an der Vorgabe aus dem Thurgau.
Ganz anders dann am Samstag der STV Wangen. Die Schwyzer gewannen das Vereinsturnen am Eidgenössischen 2019 in Aarau, sind nun als Titelverteidiger an den Genfersee gereist. Und Wangen legt so stark los, dass sie virtuell mit lauter Maximalnoten sogar die Führung übernehmen.
Richterurteil und nicht messbare Fakten
Es kommt zum Showdown am Barren, wo ein Richterurteil und nicht messbare Fakten über die Note entscheiden. Wangen verpasst die erneute Maximalnote, wird am Ende mit der Gesamtpunktzahl 29,91 Zweiter hinter Triumphator Zihlschlacht. Das Verrückte: Wangen hätte theoretisch die Barren-Übung streichen können und hätte das Fest so gewonnen.
Aber jedem der rund 65'000 Teilnehmenden am seit 12. Juni laufenden Turnfest ist klar: Das hätte nicht dem Geist und Charakter des Turnsports entsprochen.
Am Sonntag endet das Eidgenössische mit der Schlussfeier im ausverkauften Fussballstadion Tuilière.