Darum gehts
- Mögliche Schäferstündchen junger Sportler sind Thema beim Eidgenössischen Turnfest
- Organisatoren sehen weniger Probleme als bei den Olympischen Spielen
- 65’000 Turnerinnen und Turner nehmen am Mega-Anlass in Lausanne teil
Tausende junge Menschen in Turnanzügen, die zehn Tage lang gemeinsam in Turnhallen oder auf Campingplätzen übernachten – was da wohl abseits der Wettkampforte so alles passiert? Diese Frage stellt sich beim aktuell in Lausanne laufenden Eidgenössischen Turnfest. Beim Mega-Anlass vom 12. bis 22. Juni sind rund 65'000 Turnerinnen und Turner am Start.
Die Athletinnen und Athleten sind von 7 bis 77 Jahre alt. Lenken wir darunter den Fokus auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Die Mischung aus sportlichen Leistungen, Jubel und heissem Sommerwetter scheint in dieser Altersgruppe dazu zu verleiten, die Party in den Schlafsälen zu verlängern. Wie es eben ist, wenn Tausende Sportler zusammenkommen – zum Beispiel gabs zuletzt an den Olympischen Spielen in Paris viel Getuschel um häufige und wilde Schäferstündchen im Olympischen Dorf.
Drei Gründe, warum es weniger Sex gibt als in Paris
Doch die Sexualität der jungen Sportlerinnen und Sportler ist auch ein grosses Thema auf den Turn-Partys in Lausanne, wie mehrere Quellen gegenüber Blick berichten. Wie gehen die ETF-Organisatoren mit der Frage nach gegenseitiger Einwilligung, nach sexuell übertragbaren Krankheiten oder ungewollten Schwangerschaften um?
OK-Generaldirektor Gaël Lasserre sagt, dass es in Lausanne zwar wie bei Olympia Kondome an Automaten gäbe, aber von einem Sex-Problem wie in Paris will er nichts wissen.
«Es war nie ein Thema wie bei den Olympischen Spielen», sagt Lasserre und nennt die Gründe dafür. Es hat vor allem mit der Unterbringung der Turnfest-Teilnehmenden zu tun. «Sie schlafen in Gruppen, da gibt es keine wirkliche Intimität. Man ist immer mit mehreren Leuten unterwegs. Wir können uns gut vorstellen, dass es einigen gelingt (sich für Sex zu verabreden, d. Red.), aber der Nährboden ist nicht sehr günstig.»
Ebenso ein Faktor: der Ablauf des Festes. Die einzelnen Turnerinnen und Turner verbringen keine zwei Wochen am Stück in Lausanne. «Sie sind einen Tag und eine Nacht vor Ort. Der Turner macht seinen Wettkampf, feiert und schläft in der Regel. Tagsüber ist der Campingplatz fast leer.»
Anlaufstelle für Opfer von Belästigungen
Ein weiterer Unterschied zu Olympia: Am Turnfest gibt es mehrere gemischtgeschlechtliche Disziplinen, viele Vereine reisen gemischtgeschlechtlich an – und übernachten auch als Gruppe am selben Ort. Direktor Lasserre: «Es würde nicht gut ankommen, wenn die Sportler nachts getrennt würden. Das entspricht nicht der Praxis.»
Dennoch ist die Frage erlaubt: Wie steht es um die Sicherheit? Die Antwort: Auf dem Campingplatz drehen nachts Patrouillen ihre Runden. Und in den örtlichen Turnhallen, die zu Schlafsälen umfunktioniert wurden, machen Sicherheitsbeamte nächtliche Rundgänge. Für mögliche Opfer von Belästigungen wurde vom grossen Musikfestival Paléo in Nyon das dafür geschaffene Dispositiv «Angela» übernommen.
Und wenn der Alkohol auf der Festmeile enthemmt? Um zu verhindern, dass die Party nach ein paar Gläsern in die Hose geht, erinnert eine Präventionskampagne an ein Grundprinzip: Man lässt eine verletzliche, alkoholisierte Person nie allein.