Leandro Riedi scheidet in Wimbledon in der ersten Runde aus. Der Schweizer verliert das Qualifikantenduell gegen den Briten Oliver Tarvet 4:6, 4:6, 4:6.
Damit lässt Riedi (ATP 503) in seinem ersten Grand-Slam-Turnier eine günstige Ausgangslage ungenutzt. Der 23-jährige Zürcher hat den einzigen Spieler zugelost bekommen, der noch schlechter klassiert ist als er. Der zwei Jahre jüngere Tarvet ist auf Rang 733 zu finden. Er darf nur dank einer Wildcard zur Qualifikation antreten.
Die Matchkonstellation ist speziell: In Wimbledon ist es das erste Männer-Duell zweier Spieler ausserhalb der Top 500 seit 1984 (und seit die ATP eine solide Datenbank für Ranglistenpositionen oberhalb der Top 100 hat), wie die Championships auf Anfrage erklären. Ausserdem gab es seither auf Grand-Slam-Stufe überhaupt nur eine solche weitere Partie. Und zwar an den Australian Open 1992, als der Amerikaner Bret Garnett (ATP 540) den Australier Grant Doyle (ATP 538) schlug.
Riedi ohne Breakchance
Mit dem Heimpublikum im Rücken zeigt Tarvet eine souveräne Leistung und überzeugt vor allem bei eigenem Aufschlag. Er gewährt dem Schweizer in drei Sätzen keine Breakchance und benötigt für den Dreisatzsieg nur gut 2:20 Stunden. Dass der 21-Jährige, der an der Universität von San Diego spielt, davor noch keinen ATP-Match bestritten hat, ist ihm nicht anzumerken.
Während Riedi die Heimreise antreten muss, winkt Tarvet nun das ganz grosse Duell. In der 2. Runde dürfte der Newcomer auf Titelverteidiger Carlos Alcaraz treffen – vorausgesetzt der Spanier setzt sich gegen den Italiener Fabio Fognini durch.
«Er war eine echte Wand»
Riedi zeigt sich nach der Partie beeindruckt ob des starken Spiels seines Widersachers: «Wenn er so weitermacht, werden wir noch viel von ihm hören. Er trat heute wie ein Top-50-Spieler auf, er war eine echte Wand.» Sich selbst vorwerfen könne er nicht viel. Nur, dass er zu Beginn des zweiten Satzes «mental nicht auf der Höhe» gewesen sei.
Trotzdem: Nach der erfolgreichen Quali und der Grand-Slam-Hauptfeld-Premiere darf Riedi zurecht von sich behaupten, dass es wieder in die richtige Richtung geht. Nach zwei Knieoperationen seit letztem September meldet er sich stark zurück. «Ich bin stolz darauf, wie ich mich zuletzt geschlagen habe. Und ich merke: Mein Körper macht gut mit.»
Nun werde er erst einmal drei, vier Tage runterfahren: «Doch ich hätte diesen Wimbledon-Trip im Vornherein genau so unterschrieben.»