Neymar und Ronaldo sind Fans, Federer sein Idol – und Basel sein Sprungbrett?
Supertalent Fonseca lässt ganz Brasilien träumen

Ist Joao Fonseca (19) endlich derjenige, der Alcaraz und Sinner mittelfristig Konkurrenz macht? Der Brasil-Youngster mit einigen Schweizer Berührungspunkten stürmt in den Final der Swiss Indoors – und in die Herzen vieler.
Publiziert: 11:29 Uhr
|
Aktualisiert: 11:54 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/7
Final! Joao Fonseca lässt seinen Emotionen in Basel freien Lauf.
Foto: imago/Action Plus

Darum gehts

  • Joao Fonseca: Brasiliens Tennis-Hoffnung beeindruckt bei den Swiss Indoors Basel
  • Fonseca traf Idol Roger Federer und lehnte Angebot von Federers Agentur ab
  • Euphorie in seinem Heimatland ist gross – wohin führt sein Weg noch?
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_563.JPG
Marco PescioReporter Sport

Brasilien ist das Land des Sambas, Karnevals, Caipirinhas und des Fussballs. Tennis hingegen erlebte seit dem dreifachen Grand-Slam-Sieger Gustavo «Guga» Kuerten (49) und dessen Erfolgen um die Jahrtausendwende eine lange Durststrecke. Filzball-Talente aus dem gigantischen 200-Millionen-Einwohner-Staat sind selten. Jetzt aber könnte die Antwort auf die Gebete der brasilianischen Tennis-Fans Joao Fonseca (19) heissen.

Der junge Mann aus Rio de Janeiro klopft gerade an der Weltspitze an. An den Swiss Indoors in Basel untermauert er das enorme Potenzial, das ihm nachgesagt wird, mit einer spektakulären und reifen Leistung gegen den Spanier Jaume Munar (28, 7:6, 7:5) – und dem Einzug ins Endspiel, wo am Sonntag um 15.30 Uhr Alejandro Davidovich Fokina (Sp, 26) auf ihn wartet.

Führung durch die Tabuzone an den Swiss Indoors
3:51
Exklusiver Einblick:Führung durch die Tabuzone an den Swiss Indoors

Mit seiner krachenden Vorhand und der angriffigen Spielweise sorgt er gleich in seinem ersten ATP-Tour-Jahr für beste Unterhaltung und so manches erstauntes Gesicht auf der anderen Netzseite. 2025 hat der Emporkömmling viele gestandene Top-Spieler düpiert. An den Australian Open warf er zum Auftakt – bei seinem Grand-Slam-Debüt notabene – direkt den damaligen Top-10-Spieler Andrej Rublew (28) aus dem Turnier. Kurz darauf gewann er in Buenos Aires auf Sand das ATP-250-Turnier und entfachte damit auf dem ganzen südamerikanischen Kontinent grosse Euphorie.

In den Monaten bis zum Exploit in Basel etablierte er sich schliesslich mit konstant guten Auftritten auf höchster Stufe, sodass er aktuell Platz 46 im ATP-Ranking belegt. Doch dies scheint nur ein Zwischenstopp des Riesentalents, das 2024 die NextGen-Finals gewann. Sollte Fonseca nun an den Swiss Indoors triumphieren, stünde er bereits unter den besten 30 der Welt.

«Egal, wie viel Geld die anderen bieten: Ich will das machen!»

Fonseca stammt aus guten Verhältnissen, er wuchs unweit eines exklusiven Tennisklubs in Rio de Janeiro auf. Sein Vater Christiano ist Mitbegründer von IP Capital Partners, dem ersten unabhängigen Hedgefonds Brasiliens. Die Nähe zu den Courts hat ihn früh Feuer fürs Tennis fangen lassen. In Basel erzählt er, er habe «mit sieben, acht Jahren» stets ein Federer-Shirt getragen: «Ich wollte wirklich nur darin spielen.» Der Schweizer sei sein grosses Idol gewesen. Die Liebe zum 20-fachen-Grand-Slam-Champion war so gross, dass Fonseca gar die einhändige Rückhand ausprobierte. Aber weil ihm nach dem Training der Arm schmerzte, liess er es am Ende doch bleiben.

Die Berührungspunkte mit Federer kamen trotzdem. Bereits mit 16 unterschrieb Fonseca beim Schweizer Sportartikelhersteller On, bei dem Federer Investor ist. Fonseca erinnert sich: «Ich war noch ein Junior, als On meinen Vater kontaktierte. Es gab auch noch andere Brands, die Interesse zeigten. Doch das Konzept überzeugte mich: Sie wollten auf Iga (Swiatek, d. Red.), Ben (Shelton) und mich setzen. Ich sagte mir: Das ist anders! Das ist eine Chance! Egal, wie viel Geld die anderen bieten: Ich will das machen!»

Ein Korb für Federers Agentur

Im Rahmen des Laver Cups im September traf Fonseca schliesslich erstmals auf Federer: «Ich zitterte und meine Hände schwitzten», erzählt er lächelnd. Es sei eine lockere, lässige Begegnung gewesen. In einem anderen Punkt wurden sich die beiden – zu einem früheren Zeitpunkt – jedoch nicht einig. Federers Managementfirma Team8 hatte ihre Fühler nach ihm ausgestreckt, doch der Brasil-Youngster fühlte sich noch nicht bereit für einen auswärtigen Agenten.

Mittlerweile hat diesen Job ein Familienmitglied von Fonseca übernommen. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, dass dieser mit weiteren Marken-Anfragen überhäuft wird. Wie gross die Begeisterung für Fonseca in Brasilien ist, haben alleine die Reaktionen auf seinen Buenos-Aires-Titel gezeigt. Fussball-Grössen wie Neymar (33) und Ronaldo (49) zeigten sich als Fans und gratulierten dem Jungspund. Und die Stadt Rio liess gar die weltberühmte Cristo-Redentor-Statue ihm zu Ehren in den brasilianischen Farben erleuchten. Was wohl in seiner Heimat los ist, sollte er in Basel gewinnen oder bald – wie von allen erhofft – zu Carlos Alcaraz (22) und Jannik Sinner (24) aufschliessen?


Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen