Darum gehts
- Amanda Anisimova kämpft sich nach Schicksalsschlag zurück an die Tennisspitze
- Vaters Tod führte zu Burn-out und Pause, Malerei half bei Erholung
- Von Weltranglisten-Platz 373 auf 9 in zwei Jahren aufgestiegen
Amanda Anisimova (24, WTA 9) hätte in der Bedeutungslosigkeit verschwunden sein können. Doch stattdessen spielt sie am Samstag an den US Open um ihren ersten Grand-Slam-Titel. Dass die Amerikanerin das Talent dazu hat, ist schon als Teenager erkennbar, als sie 2019 als 17-Jährige bis in die Halbfinals von Roland Garros vorstösst.
Doch auf den rasanten Aufstieg folgt der ebenso schnelle und harte Fall: Nur zwei Monate nach dem Erfolg in Paris stirbt ihr Vater Konstantin 52-jährig an einem Herzinfarkt. Anisimova verliert damit nicht nur ihre wichtigste Bezugsperson, sondern auch ihren Coach. Die Lust am Tennis ist weg, ab Mitte 2022 bleiben auch die grossen Resultate aus.
Burnout und Pause
Erst 2023 zieht sie die Reissleine. «An Turnieren zu sein, ist unerträglich geworden», sagt Anisimova. «Ich habe seit Sommer 2022 mit meiner psychischen Gesundheit und meinem Burn-out zu kämpfen.» Sie legt eine Pause ein, beginnt zu malen – Pinsel statt Racket. «Ein paar Stunden meine Gedanken zu ordnen und etwas Kreatives in die Welt zu setzen, hat mir wirklich geholfen», blickt sie auf jene Zeit zurück.
Als Anisimova im Januar 2024 ihr Comeback auf der Tour gibt, ist sie noch die Weltnummer 373. Turnier für Turnier kämpft sie sich nach oben. Anfang 2025 holt sie am 1000er-Turnier in Katar den grössten Titel ihrer Karriere. Im Sommer folgt in Wimbledon der erste Grand-Slam-Final, in dem sie Iga Swiatek brutal mit 0:6, 0:6 unterliegt.
Doch wer vom Schicksal derart gebeutelt wurde wie Anisimova, lässt sich von so einer Niederlage nicht aufhalten. Im Viertelfinal von New York gelingt die Revanche gegen Swiatek. Folgt nun die Krönung? Die finale Hürde am Samstag könnte nicht höher sein als die Weltnummer 1 Aryna Sabalenka, die ihren Titel verteidigen will. Doch ob Sieg oder Niederlage: Im Leben hat Amanda Anisimova schon gewonnen.