Darum gehts
- Aserbaidschan wird ab der Saison 2025/26 Premiumpartner aller FIS-Weltmeisterschaften
- Schweizer Skifahrer sind überrascht von der Partnerschaft mit Aserbaidschan
- Vereinbarung gilt bis zur Saison 2029/30 und geht über Sponsoring hinaus
Kennst du Gaia Bassani Antivari (46)? Sie ist wohl nur den sehr eingefleischten Skifans ein Begriff. An der WM 2009 und bei Olympia 2010 startete die gebürtige Italienerin unter Aserbaidschans Flagge. Im Riesenslalom wurde sie 51. (WM) und 57. (Olympia).
Mehr als eine solche kleine Nebenrolle hat Aserbaidschan im Skisport bisher kaum einmal gespielt. Nun ändert sich das. Denn der vorderasiatische Staat wird zu einem zentralen Akteur im Wintersport: «Ab der Saison 2025/26 wird Aserbaidschan Premiumpartner aller FIS-Weltmeisterschaften», verkündete der internationale Ski- und Snowboardverband FIS Anfang Mai. Und nicht nur das. Hinzu kommt die Rolle als «Titelpartner des FIS-Weltcups in den Disziplinen Buckelpiste, Aerials, Skicross und Snowboardcross und Präsentationspartner der Nordischen Kombination.»
Die Vereinbarung gilt bis zur Saison 2029/30. Und geht, wie Präsident Johan Eliasch (63) auf der FIS-Homepage betont, weit über einen gewöhnlichen Sponsoringvertrag hinaus. «Sie bringt einen Mehrwert für alle unsere Disziplinen, fördert die Entwicklung des Schneesports auf allen Ebenen – vom Freizeitbereich bis zum Spitzensport – und eröffnet uns einen neuen, spannenden Wachstumsmarkt.»
«Noch nicht mitbekommen»
Premiere als Sponsor einer alpinen Ski-WM feiert Aserbaidschan in der Schweiz – 2027 in Crans-Montana. Vor allem bei Wallisern Touristikern kommt das alles andere als gut an. Und was sagen die Schweizer Athleten? Als Blick die Slalom-Asse Ende Mai im Trainingslager am Gardasee besucht, zeigen sie sich überrascht.
«Ich habe das noch nicht mitbekommen», meint Luca Aerni (32), dessen Heimatgemeinde Crans-Montana ist. Die Partnerschaft mit Aserbaidschan bezeichnet er als «speziell». Und sieht durchaus Positives darin. «Wenn vielleicht ein bisschen mehr Geld in den Skisport kommt, ist das auch eine gute Sache.»
Und wie kommts bei den anderen Walliser Stangenkünstlern an? Für Daniel Yule (32) ist es ein etwas heikles Thema. «Wenn sie viel Geld reinbringen, was kann man da sagen?» Er fügt an: «Wenn es Firmen oder Länder gibt, die bereit sind, so viel Geld zu zahlen, müssen wir vielleicht ein bisschen umdenken und unsere Erwartungen ein wenig herunterschrauben.»
Er betont aber auch, dass das nicht in seinen Händen liege. Zudem glaubt Yule noch nicht daran, dass das Wallis, welches so viel Geld in den Grossanlass investiert, nicht als grosser Sponsor auftreten wird. So oder so ist für ihn klar: «Für mich ist Aserbaidschan an einem schönen Wintertag für das Wallis keine Konkurrenz.»
Aserbaidschan auf den Startnummern?
Auf die Frage, wie er es finden würde, mit Aserbaidschan auf der Startnummer in Crans-Montana um Medaillen zu fahren, meint Ramon Zenhäusern (33) ganz pragmatisch: «Ja, du ... Geld befiehlt.» Und überlegt dann, ob es in Aserbaidschan überhaupt ein Skigebiet gibt. Mit einem Lachen schiebt Zenhäusern hinterher: «Vielleicht gibt es mal ein Wüstenrennen oder so.»
Auch wenn man bei Wintersport nicht unbedingt an Aserbaidschan denkt, gibt es dort mehrere hoch gelegene Skigebiete. Etwa das Shahdag Mountain Resort – dessen Pisten den FIS-Vorgaben entsprechen und eine moderne Infrastruktur für internationale Wettkämpfe bieten.