Offener Brief von Roman Josi an Kumpel Feuz
«Du musst niemandem mehr etwas beweisen»

Am Sonntag jagt Beat Feuz Abfahrts-Gold. «Egal, wie diese WM enden wird: Ich werde mich tief vor dir verneigen», schreibt ihm Kumpel Roman Josi vorab in einem offenen Brief.
Publiziert: 13.02.2021 um 17:58 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 16:35 Uhr
Vor der WM-Abfahrt am Sonntag schreibt Roman Josi seinem Kumpel Beat Feuz einen Brief.
Foto: Sven Thomann
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Roman Josi

Lieber Beat

Der Skisport hat in meinem Leben schon früh eine besondere Bedeutung eingenommen. Ich denke heute noch oft an die unbeschwerten Tage zurück, die ich mit meinen Eltern und meinem Bruder im Ski-Urlaub erleben durfte.

Es war für mich etwas vom Wohltuendsten, wenn ich im Bergrestaurant Rahmschnitzel mit Nüdeli verspeisen durfte. Und auf der Piste habe ich damals meinem grossen Idol Mike von Grünigen nachgeeifert.

MvG hat mich in meiner Kindheit nicht nur mit seiner genialen Ski-Technik beeindruckt. Er hat mir auch imponiert, weil er trotz seinen gigantischen Erfolgen immer mit beiden Füssen auf dem Boden geblieben ist. Deshalb bin ich heute auch ein grosser Fan von dir, lieber Beat, auch wenn du im Gegensatz zum grossen Helden meiner Jugend keinen so markanten Schnauz trägst.

Ich erinnere mich gerne an unsere erste Begegnung im Berner Tennisclub «Lawn». Wenn ich mich nicht irre, war das im Sommer 2015. Du hast damals ähnlich Tennis gespielt, wie du Ski fährst – mit extrem viel Gefühl. Deine genialen Stoppbälle waren für mich nahezu unerreichbar, obwohl ich mich ja auf dem Sandplatz nicht so schlecht bewege.

Auch deine Rückhand ist sehr stark. Besonders wohltuend waren für mich aber die Stunden, die ich nach unserem Schlagabtausch auf dem Court Nummer 2 mit dir in der Gartenwirtschaft verbringen durfte. Ich kenne einige namhafte Leute, die sich vor der Kamera ganz anders verhalten als in ihrem Privatleben. Aber du warst in der Lawn-Beiz genau so, wie ich dich von deinen TV-Auftritten gekannt habe: total bodenständig, freundlich und witzig. In jeder Lebenslage authentisch.

Ich bin stolz darauf, dass ich einen Landsmann wie dich habe. Und deshalb werde ich bei dieser WM-Abfahrt von Nashville aus besonders kräftig für dich die Daumen drücken. Ich weiss ja, dass die Erwartungshaltungen in der Schweiz riesengross sind. Auf deinen Schultern lastet einmal mehr ein riesengrosser Druck. Trotzdem möchte ich dir sagen, dass du deine Fahrt über die neue Piste in Cortina auch ein bisschen geniessen solltest. Du musst ja mit deinem grandiosen Palmarès niemandem mehr etwas beweisen.

Egal, wie diese WM enden wird: Ich werde mich tief vor dir verneigen. Weil du genau wie mein Jugendheld Von Grünigen nicht nur ein grandioser Sportler, sondern eben auch ein aussergewöhnlicher Mensch bist.

Ich würde mich freuen, wenn wir im Sommer wieder einmal zusammen Tennis spielen könnten. Vielleicht mit einem Teller Rahmschnitzel mit Nudeln zum Après-Tennis …

Machs gut, dein Roman

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