Shiffrin out, Vlhova out, Gisin out, Goggia out. Die Ausgangslage für Wendy Holdener ist nach dem ersten Teil der Kombination rosig. Mit einem genialen, wilden Super-G-Ritt rast die Schwyzerin auf Rang 3, nur eine halbe Sekunde fehlt auf Platz 1. «Das hat Spass gemacht. Ich war am Limit – genau so muss es sein. Da bin ich stolz drauf», sagt sie strahlend.
Doch drei Stunden später ist ihre Gemütslage komplett anders. Der Grund: Wendy wirft die riesige Chance auf ihren vierten Weltcupsieg in den Frühlingsschnee von Zauchensee. Ihr Slalom ist schlicht zu wenig gut für den Sieg, sie kann die Halbzeit-Führende Federica Brignone (It) nicht überholen. Platz 2. Nur Platz 2. Der Frust ist der Slalom-Spezialistin ins Gesicht geschrieben. «Ich hätte gewinnen müssen, ganz klar», sagt sie. Am meisten schmerzt Holdener aber etwas anderes. «Ich hatte im Slalom zu wenig Mut.»
Heisst: Genau das, was sie im Super-G noch ausgezeichnet hat, lässt Holdener im Slalom vermissen. Sie löst die Handbremse nicht. Sicher: Brignone ist nicht niemand – die Italienerin gewinnt die dritte Weltcup-Kombi in Serie. «Und ein Podestplatz ist immer gut», sagt Holdener später. Stimmt. Doch im ersten Eindruck fühlt er sich nicht so an.
«Ich will in dieser Saison mehr auf Sieg fahren», hatte Holdener am Donnerstag noch zu BLICK gesagt. Diesem Credo wird sie im Kombi-Slalom untreu. Und so bleibt ihre Weltcup-Bilanz zwar stark, doch die grossen Glanzpunkte fehlen. In Zahlen ausgedrückt stehen 35 Podestplätze mit nur drei Siegen zu Buche. Ein Missverhältnis.
Dabei zeigt Holdener an Grossanlässen seit Jahren, was in ihr steckt. Während sie im Weltcup (193 Rennen) eine Siegesquote von 1,6 Prozent aufweist, sind es im bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen 11,7 Prozent. Würde man die Goldmedaillen in Teamevents dazurechnen, wären es gar 20 Prozent. Positiv gesagt: Holdener gewinnt halt die wichtigen Rennen. Doch das ist in einem Winter ohne Grossanlass kein richtiger Trost.