FIS sah die Protektoren als gefährliche Tempo-Beschleuniger
Mit diesem Kniff lösen Odermatt und Co. das Schoner-Problem

Einen knappen Monat vor dem Weltcupauftakt in Sölden wird deutlich, dass unsere Ski-Stars ihr grösstes Problem dank versierten Bastlern gelöst haben.
Publiziert: 16:54 Uhr
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Aktualisiert: 16:58 Uhr
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Marco Odermatt hat den Weltcup-Auftakt in Sölden (Ö) im Fokus.
Foto: Alain Grosclaude/Agence Zoom

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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Es hat im letzten Frühling nicht lange gedauert, bis sich im Schweizer Riesenslalom-Team die überschwängliche Freude über eine grandiose WM-Saison in grossen Kummer verwandelt hat. Der Grund: Das Alpin-Komitee vom Internationalen Ski-Verband hat sich im Mai für ein Verbot der Schienbein-Protektoren bei sämtlichen FIS-Wettkämpfen ausgesprochen.

Riesenslalom-Erfolgscoach Helmut Krug löste im Gespräch mit Blick Alarm aus: «Wenn der Council diesen Vorschlag vom FIS-Alpin-Komitee absegnen sollte, hätte das für Marco Odermatt, Thomas Tumler und Lenz Hächler verheerende Auswirkungen.»

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Rechtzeitig wurde bei Swiss-Ski eine Lösung für das Schoner-Problem um Odermatt gefunden.
Foto: Sven Thomann

Superstar Odermatt war sich auch in dieser Angelegenheit mit seinem Übungsleiter einig: «Ein solches Verbot wäre für mich und diverse andere Athleten ein Riesenseich. Ich könnte nicht mehr alle Rennen fahren, sofern sich keine Alternative finden lässt.»

Tempo-Beschleuniger statt Schutzvorrichtung?

Fakt ist: Marco Odermatt (27) hat bis zu seiner ersten Fahrt mit diesen Protektoren ähnlich wie Vize-Weltmeister Thomas Tumler (35) und der Zuger Youngster Lenz Hächler (22, Junioren-Weltmeister 2024) unter einer Überreizung der Schienbeinhaut gelitten. Doch die Entscheidungsträger der FIS haben im Schienbein-Protektor je länger je mehr einen gefährlichen Tempo-Beschleuniger als eine Schutzvorrichtung erkannt.

Renndirektor Markus Waldner ist zusammen mit einer Arbeitsgruppe zum Schluss gekommen, dass die mit den Protektoren bekleideten Athleten eine stärkere Kraftübertragung vom Skischuh auf das Schienbein realisieren und dadurch eine schnellere und gleichzeitig gefährliche Rennlinie fahren können. Und deshalb hat der FIS-Vorstand im Juni den Antrag des Alpin-Komitees gutgeheissen – das Tragen der Schienbein-Protektoren wurde verboten.

Experten haben jedoch schnell erkannt, dass das frisch aufgesetzte Reglement Schlupflöcher beinhaltet. Die Höhe der Skischuhzunge wurde beispielsweise nicht reglementiert. Und deshalb wartete der grosse Ski-Altmeister Bernhard Russi (77, Abfahrtsweltmeister 1970 und Olympiasieger 1972) im Blick-Talk mit einem aussergewöhnlichen Vorschlag auf: «Wenn ich der Ausrüster von Marco Odermatt wäre, würde ich einen Skischuh bauen, der bis unter die Knie geht.»

FIS hat Konstruktion abgesegnet

Am Ende haben die versierten Bastler von Stöckli und Swiss-Ski eine andere gewinnbringende Lösung für unsere Riesen-Helden gefunden. Cheftrainer Tom Stauffer klärt auf: «Die Präzisierung des Reglements sagt, dass ein Zusatzteil fix mit dem Skischuh verbunden sein muss. Das heisst: Wenn das Material im Zielraum kontrolliert wird, dürfen keine separaten Teile aus dem Skischuh herauskommen. Deshalb haben wir bei unseren Athleten den Schienbein-Protektor im Schuh fixiert.» FIS-Renndirektor Markus Waldner hat diese Konstruktion abgesegnet.

Dass Odermatt mit dieser Spezialkonstruktion sehr gut zurechtkommt, belegen seine konstant starken Zeiten im Trainingscamp in Chile. Anders ausgedrückt: Es spricht aktuell nichts dagegen, dass die Schweizer Ski-Fans auch im kommenden Olympia-Winter sehr oft Grund zum Jubeln haben werden.

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