Schneider, Künzli, Botteron, ESAF
Der kleine Kanton Glarus hat eine bewegte Sportgeschichte

Die Sportschweiz schaut beim Eidgenössischen Schwingfest nach Glarus. Der kleine Kanton hat eine bewegte Sportgeschichte. Die Kolumne von Felix Bingesser.
Publiziert: 08:47 Uhr
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Mit der Verpflichtung des 72-fachen deutschen Nationalspielers Hans-Peter Briegel (hier gegen Maradona) sorgt der FC Glarus 1989 landesweit für Schlagzeilen.
Foto: pixathlon / GPG

«Estavayer wird zum Glarnerland», lautet die Schlagzeile im August 2016 im Blick. Matthias Glarner übertölpelt beim Eidgenössischen Schwingfest den bis zum Schlussgang überragenden Armon Orlik und krönt sich zum König. 

Jetzt ist das Glarnerland nicht nur Namensgeber für eine Schlagzeile. Jetzt blickt bald die ganze Sportschweiz in den Zigerschlitz. Zum Eidgenössischen in Mollis. Glarus ist mit 40'000 Einwohnerinnen und Einwohnern der viertkleinste Kanton des Landes. Und wird für zwei Tage zum Nabel der Sportschweiz.

Trotz seiner Enge hat der Kanton eine bewegte Sportgeschichte. Da ist zum einen die Jahrhundertsportlerin Vreni Schneider. Vreni hat jeweils vor dem Kaffee am Pistenrand die Rennen zwischen den Toren nach Belieben dominiert. Eine Ausnahmeerscheinung.

Das Glarnerland ist aber auch die Heimat von Abfahrtsweltmeister Patrick Küng. Oder vom schnauzbärtigen Urs Freuler, einem der besten Sprinter seiner Zeit auf zwei Rädern. Die Rakete aus dem Glarnerland.

Nicht zuletzt hat Glarus auch eine bemerkenswerte Fussballgeschichte. Schon in den 60er-Jahren ist der legendäre FCZ-Präsident Edi Nägeli ins Gasthaus der Eltern von Fritz Künzli nach Glarus gereist. Er hat den teuersten Wein bestellt und sich dann für 8000 Franken die Dienste von Fritz Künzli gesichert. Und damit Mitbieter GC ausgebremst. «Ziger-Fritz» Künzli wird zum Bomber der Nation. 

Der Sunnyboy und Lebemann Künzli ist als 15-jähriger Bub auch Zeitzeuge einer beispiellosen Tragödie in der Geschichte des kleinen Kantons. Am 10. Februar 1961 ist er mit seiner Schule im Skilager in Lenzerheide. Ein Schneebrett erfasst die Gruppe, zehn junge Menschen aus Glarus sterben. Fritz ist ein guter Skifahrer und wird am Ende der Gruppe eingeteilt. Er überlebt. 

Und macht eine grosse Karriere, die ihn bis in die USA führt. Dahin, wo mausarme Glarner schon im 19. Jahrhundert ausgewandert sind und im Bundesstaat Wisconsin im Jahr 1845 unter anderem den Ort New Glarus gegründet haben. Künzli wechselt nicht nach New Glarus. Sondern nach San Diego. Und eröffnet da auch eine Bäckerei, in der er Glarner Pasteten verkauft.

Künzli ist nicht der einzig talentierte Glarner Fussballer. Sein ehemaliger Mitspieler Paul Fischli geht nach Basel und wird mit dem FCB mehrmals Meister. Mit René Botteron bedient sich der FCZ später wieder beim FC Glarus und holt sich einen Spielmacher, der auch international Karriere macht.

Die Blütezeit des Glarner Fussballs kommt aber in den 80er-Jahren. 1984 verpflichtet der FC Glarus mit Wolfgang Frank einen Spielertrainer aus der Bundesliga. Innerhalb von drei Jahren führt Frank die Glarner in die damalige Nationalliga B. 

Die ganz grossen Schlagzeilen liefert der FC Glarus dann aber 1989. Man verpflichtet Hans-Peter Briegel, die Walz aus der Pfalz. Die Verpflichtung des 72-fachen deutschen Nationalspielers sorgt landesweit für Schlagzeilen.

Aber das Glarner Fussballmärchen neigt sich dem Ende entgegen. Es geht bergab. Vor wenigen Monaten ist der Klub in die Anonymität der 3. Liga abgestiegen. 

Briegel hat mit seinem rustikalen Spielstil im Glarnerland einst alles umgehauen, was sich bewegt hat. So gesehen sucht man in Mollis Ende August jetzt den Briegel des Schwingens.

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