Pleiten, Verletzung und Zoff
Ist der Brünig für König Wicki verflucht?

Joel Wicki hat am Sonntag ein klares Ziel: sein erster Brünig-Sieg. Die Auftritte des Königs sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen.
Publiziert: 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 13:03 Uhr
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Joel Wicki möchte auf dem Brünig endlich jubeln. Den Bergklassiker konnte der König bisher noch nie gewinnen.
Foto: keystone-sda.ch

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Nicola AbtReporter Sport

Joel Wicki (28) hat im Sägemehl fast alles gewonnen. Doch etwas fehlt dem Schwingerkönig noch immer: der Sieg am Bergklassiker auf dem Brünig. Dreimal stand er im Schlussgang, dreimal endete dieser gestellt, dreimal war Wicki der erste Gratulant.

Am Sonntag nimmt der Innerschweizer einen neuen Anlauf. «Ich will diesen Festsieg unbedingt. Der Brünig ist etwas ganz Besonderes – die Kulisse einmalig», schwärmt Wicki. Und er meint damit nicht nur die imposante Berglandschaft, die den Schwingplatz umgibt. Sondern auch die Rivalität, die das Fest seit Jahrzehnten prägt: Innerschweiz gegen Bern. 

Schlussgang-Premiere gegen einen König

Wicki spricht von Revierkämpfen. «Jeder will zeigen, dass er der Chef ist.» Bei seiner Brünig-Premiere 2014 waren die Berner tonangebend. Nach zwei Startsiegen griff Wicki mit Thomas Zaugg zusammen. Der Schwägalp-Champion war für den damals 17-jährigen Luzerner noch eine Nummer zu gross. Genauso wie König Matthias Sempach, der ihn nach der Mittagspause aufs Kreuz legte.

Trotzdem gewann Wicki bei seinem ersten Brünig-Auftritt sensationell den Kranz. «Das war ein sehr spezieller Moment», erinnert er sich zurück. «Als kleiner Bub verfolgte ich das Fest vor Ort und staunte über die gewaltige Stimmung.» Nun sorgte er selbst für richtig viel Lärm. 

Nach zwei weiteren Kranzgewinnen qualifizierte sich der Landwirt 2018 erstmals für den Schlussgang. Dort wartete niemand Geringeres als König Kilian Wenger auf ihn. Das volle Risiko suchte Wicki dabei nicht, was mit der besonderen Ausgangslage zusammenhing. 

Das Problem mit den Maximalnoten

Stellte Wicki, dann würde sein Klubkollege Erich Fankhauser den Sieg erben. Und genau so kam es. «Ich mochte ihm das unheimlich gönnen. Aber klar, hätte ich lieber selbst triumphiert», so Wicki. Ein Jahr später schien es dann endlich so weit. Wicki wirkte unaufhaltsam, begeistert die Massen mit seinen explosiven Angriffen.

Diesen zum Opfer fielen auch König Matthias Glarner und die Eidgenossen Bernhard Kämpf und Christian Schuler. Wickis Problem: Ihm fehlte die Maximalnote. Gleich deren fünf erzielte Pirmin Reichmuth. Weshalb dem Zuger im Schlussgang ein Gestellter reichte.

Selbstkritik nach heftigen Diskussionen

Obwohl Wicki alles probierte, brachte er den gut 15 Zentimeter grösseren Reichmuth nicht auf den Rücken. «Wenn ein derart riesiger Mensch nicht verlieren will, wird es für mich sehr schwierig.» Im vergangenen Jahr kam es für Wicki zu einem bitteren Déjà-vu. 

Wieder stand ihm im Schlussgang Reichmuth gegenüber. Wieder reichte diesem ein Gestellter zum Sieg. Wieder kam von ihm kein Angriff. Doch etwas war anders: Wicki kämpfte ungewohnt passiv. Erst in den letzten Minuten kamen ein paar Züge. Folgerichtig endete das Duell erneut gestellt. Im Nachgang sorgte das Verhalten von Reichmuth für heftige Diskussionen.

Dieser hinderte Wicki gleich mehrfach am Greifen. Eine Unsportlichkeit, die von gewissen Experten scharf kritisiert wurde. Dass auch Wicki darüber nicht glücklich war, versteht sich von selbst. Mit dem Finger auf Reichmuth zeigen will der König aber nicht. Im Gegenteil: «Ich muss den Fehler bei mir suchen. Alles andere bringt nichts. Von mir kam zu wenig. Das hat mich in den darauffolgenden Tagen noch sehr geärgert.» 

Schlechte Erinnerungen an das Supertalent

Wickis schmerzhaftestes Brünig-Erlebnis datiert aus dem Jahr 2023. Wenige Wochen vor dem Unspunnnen-Schwinget verletzte er sich am Ellbogen. Kurz darauf musste Wicki für das Saisonhighlight Forfait erklären. Die folgenschwere Blessur zog er sich damals im Kampf mit Michael Moser (20) zu. 

Das Supertalent stellt sich Wicki auch am Sonntag wieder in den Weg. Gemeinsam mit seinen Berner Kollegen Matthias Aeschbacher und Curdin Orlik. Aus der Nordwestschweiz reisen die Spitzenleute Joel Strebel und Nick Alpiger auf den Brünig. Wicki will ihnen allen trotzen.

Auszeit in der Natur

Dafür hat er sein Trainingspensum in dieser Woche bewusst reduziert. Am Mittwochabend stemmte er unter der Anleitung von Coach und Freund Dani Hüsler Gewichte. Die letzte Einheit im Sägemehl absolvierte er am Donnerstag. Danach widmete er sich voll und ganz seinem Bauernhof und den Tieren.

Ein Schnellkrafttraining am Samstag soll ihn auf den Wettkampf einstimmen. «Dann bin ich bereit, meine beste Leistung abzurufen.» Damit auch der Geist auf der Höhe ist, gönnte sich Wicki unter der Woche eine kleine Auszeit. Mit einem Freund und einem Pferd zog er sich in die Natur zurück. 

Wicki beobachtete Wildtiere und atmete tief durch. «Das tut mir unheimlich gut. Da kann ich abschalten und mir in Ruhe ein paar Gedanken machen.» Am Sonntag in der Naturarena will er dann wieder für richtig viel Lärm sorgen. 

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