In Wichtrach BE ist es bereits dunkel. Doch im charmanten Holzhaus auf dem Hügel brennt noch Licht. Die Treppe im Innern knarrt bei jedem Schritt. Oben angekommen, öffnet Schwingerkönigin Jasmin Gäumann (25) lächelnd die Tür. Ihr einziger Mitbewohner, Kater Nemo, steht neugierig neben ihr. Die kaufmännische Angestellte nimmt sich nach Feierabend Zeit für ein Gespräch.
An diesem Dienstagabend trägt die Bernerin keine Zwilchhose, sondern schwarze Jeans und einen gestreiften Pullover. Ihr Haar ist offen, das Gesicht dezent geschminkt. Wer sie so sieht, würde kaum vermuten, dass hier eine Schwingerin steht.
Dieser Artikel wurde erstmals in der «GlücksPost» veröffentlicht. Mehr aus der Welt der Schweizer Prominenz, Royals und Sportstars erfährst du immer donnerstags in unserem Heft: zum Abo!
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In der schmucken Altbauwohnung fällt sofort etwas auf: Alles ist blitzblank. Denn anders als im Sägemehlring, wo Jasmin Gäumann bestens mit Holzspänen vertraut ist, mag sie es zu Hause sauber. «Ja, ich habe einen Putzfimmel», gibt sie schmunzelnd zu. Das lässt sich kaum übersehen: Die glänzenden Böden reflektieren das Licht, das graue Sofa ist frei von Staub. Dafür gibt es eine Erklärung: «Während meine zwei Brüder früher am Samstag in den Wald gingen, musste ich jeweils die Hütte putzen.» Jasmin Gäumann ist im benachbarten Häutligen BE aufgewachsen.
Gerissenes Kreuzband und Meniskus
Ein schönes Zuhause ist der Schwingerkönigin extrem wichtig: «Hier finde ich meine Ruhe und kann abschalten.» Aber allzu viel Zeit verbringt die 25-Jährige nicht in den eigenen vier Wänden. Sie arbeitet Vollzeit im Büro, und da es ihr dort an Bewegung fehlt, holt sie das gerne in ihrer Freizeit nach. Neben dem Schwingen reitet Gäumann gerne und ist Schiedsrichterin bei Hornusser-Spielen. «Und im Winter stehe ich oft auf den Skiern», ergänzt sie.
Sie bezeichnet sich als aktive und gesellige Person. Besonders gerne lädt sie ihre Freunde ein und kocht für sie. «Lasagne ist eines meiner Spezialgerichte», verrät die Schwingerin bei den «Bernerinnen» sowie vom Schwingklub Zäziwil.
Was in der Wohnung neben der Sauberkeit auch auffällt: die vielen Kränze und Glocken. Das Highlight der Sammlung ist der goldene Kranz, den sie im August in Huttwil BE als frisch gekürte Schwingerkönigin erhalten hat. «Es war wie ein Befreiungsschlag für mich», sagt sie über ihren Sieg. Dreimal (2016, 2017 und 2024) wurde sie bereits Zweite und 2022 Dritte in der Jahreswertung. Anders als bei den Männern wird bei den Frauen jedes Jahr eine Schwingerkönigin gekrönt.
Auf dem Weg zu diesem Titel erlitt Gäumann immer wieder Rückschläge: ein gerissenes Kreuzband sowie ein kaputter Meniskus, der schlussendlich entfernt werden musste.
Öfter erkannt in der Öffentlichkeit
Seit dem Titel habe sich im Alltag der ledigen Sportlerin kaum etwas verändert. «Ich werde lediglich in der Öffentlichkeit öfter erkannt», meint Jasmin Gäumann bescheiden. Den Fokus behält sie weiterhin. «Es wäre schön, den Titel nächstes Jahr zu verteidigen.»
Die Bernerin setzt sich auch für den Nachwuchs ein: Nach der Corona-Pandemie sei das Interesse von Mädchen für das Schwingen grösser geworden. Deshalb gründete sie eine Mädchengruppe, die sie einmal in der Woche trainiert.
Auch Jasmin Gäumann kam bereits als junges Mädchen mit dem Schwingen in Kontakt, ihre beiden älteren Brüder waren im Schwingklub aktiv. Doch den entscheidenden Anstoss erhielt sie von einer anderen Person: «Mein Vater hat mich ermutigt, mit dem Sport anzufangen», erinnert sie sich. Bis heute steht Gäumann in engem Kontakt mit der ganzen Familie. Nicht nur ihren Putzfimmel, sondern auch den Weg in den Schwingsport verdankt sie ihr.