Dokument sorgt für Unruhe
Kohle-Zoff bei den Schwingern!

Die Schwinger erleben derzeit besonders böse Zeiten: Neben dem Trainingsverbot beklagen die Stars der Szene auch finanzielle Einbussen. Das heizt die Diskussion um das Werbe-Reglement vom ESV an.
Publiziert: 30.10.2020 um 11:57 Uhr
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Aktualisiert: 24.12.2020 um 12:40 Uhr
2019 wurde Christian Stucki Schwingerkönig.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Marcel W. Perren

Christian Stucki war zuletzt richtig «giggerig». Der Schwingerkönig, der wegen der Corona-Pandemie im letzten Sommer wie alle anderen «Bösen» keinen einzigen Wettkampf absolvieren konnte, war nach diesem Entzug besonders scharf auf den Beginn vom Wintertraining.

Doch nun hat der Bundesrat den Schwingern auch den Zweikampf im Training bis auf weiteres verboten. Selbstverständlich müssen die Spitzenschwinger aber auch in finanzieller Hinsicht Abstriche machen, weil wegen Corona auch gut dotierte PR-Auftritte oder Autogrammstunden ausgefallen sind. Der Eidgenössische Schwingerverband fordert von Stucki, Reichmuth, Wicki, Orlik und Co. aber auch in diesem Ausnahmejahr, dass zehn Prozent von den Sponsoren-Einnahmen in die Verbands-Kasse überwiesen werden.

Fliesst das Geld wirklich in den Nachwuchs?

Die Führungsriege vom ESV hat in der Vergangenheit immer wieder gerne betont, dass dieses Geld vor allem dem Nachwuchs zukommen würde. Aber es gibt im Reich der Bösen immer mehr Leute die bezweifeln, dass tatsächlich die Jungschwinger die grossen Profiteure von den Sponsoren-Abgaben der Stars sind.

BLICK liegt die Verwendungszweck-Liste der ESV-Werbeeinnahmen aus dem Jahr 2019 vor. Dabei wird deutlich, dass von dem Ertrag von 257 839 Franken rund 80 000 Franken nicht direkt dem Nachwuchs zukommen. 26 586 Franken wurde für den Personalaufwand der ESV-Geschäftsstelle benutzt, 31 534 Franken für die Verrechnung vom Verwaltungs- und Informationsaufwand, 13 389 Franken wurde in die Ausbildung der Kampfrichter investiert. Die Vertreter der Werbe- und Rekurskommission haben eine Spesenentschädigung von 10 274 Franken erhalten.

Kopfschütteln bei Stuckis Manager

Rolf Huser schüttelt beim Blick auf diese Abrechnung den Kopf. Als Manager von Christian Stucki und den beiden Eidgenossen Lario Kramer und Patrick Schenk, zuvor hat der Berner den dreifachen König Jörg Abderhalden bis zu dessen Rücktritt vermarktet. «Ich war schon sehr erstaunt, als ich auf der Liste gesehen habe, für welche Zwecke der ESV die für den Nachwuchs deklarierten Gelder tatsächlich verwendet.

Und ich weiss, dass diese Abrechnung auch vielen Athleten aber auch bei Sponsoren sauer aufstösst» sagt Huser und legt nach: «Die Schwinger machen bei diesem Thema aber nur die Faust im Sack, weil sie die Konsequenzen vom Verband fürchten. Deshalb habe ich mich mit ESV-Geschäftsführer Rolf Gasser telefonisch mehrmals ausgetauscht, um auch im Namen der Sportler und Sponsoren diesen Unmut mitzuteilen.»

Die Antwort des ESV-Obmann

Eine Frage drängt sich in diesem Fall besonders auf: Warum werden von den Werbeabgaben der Athleten rund 26 000 Franken für Personal der Geschäftsstelle benötigt, obwohl der ESV ja einen vollamtlichen Geschäftsführer angestellt hat? Die Antwort von ESV-Obmann Markus Lauener: «Die Verwaltung der Werbeabgaben ist für Rolf Gasser mit einem beträchtlichen Mehraufwand verknüpft. Gasser wird deshalb mit einem Teil von dieser Summe honoriert. Hinzu kommt die Entlöhnung von Werner Christen, dem J+S-Verantwortlichen vom ESV.» Klar ist, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort noch nicht ausgesprochen wurde.

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