Trotz Rekordeinnahmen schlägt Königs-Manager Alarm
«Der Sponsorenboom bei den Schwingern ist vorbei»

Die Schwinger erhalten so viel Sponsorengeld wie noch nie. Doch das sei nur die halbe Wahrheit, sagt der Manager von Schwingerkönig Matthias Sempach. Er erklärt, warum die heutigen Spitzenathleten weniger verdienen als frühere Generationen.
Publiziert: 16.04.2025 um 14:15 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2025 um 14:24 Uhr
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Einmal mehr haben die Schwinger im vergangenen Jahr Rekordeinnahmen bei den Sponsoren erzielt. Grund zur Freude?
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

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Nicola AbtReporter Sport

Es ist längst zur Tradition geworden. Jeden Frühling vermeldet der Schwingerverband einen neuen Rekord bei den Werbeeinnahmen. Im vergangenen Jahr erhielten die Schwinger rund dreieinhalb Millionen Franken von ihren Sponsoren. Der Nationalsport boomt weiterhin, und das Geld fliesst in Strömen – könnte man meinen.

Ein ganz anderes Bild zeichnet Roger M. Fuchs (49). Der Manager von Schwingerkönig und SRF-Experte Matthias Sempach (38) sowie von Eidgenosse Remo Käser (28) sagt: «Der Sponsorenboom bei den Schwingern ist vorbei.»

Trotz erneuter Rekordeinnahmen? «Ja, denn heute haben viel mehr Schwinger Sponsoren als früher. Deshalb nehmen die Werbegelder zu, aber der einzelne Athlet erhält insgesamt weniger.» Fuchs’ Aussage lässt sich mit Fakten belegen.

Schwingsensation kämpft um Sponsoren

Alle Aktivschwinger müssen jeweils zehn Prozent ihrer Werbeeinnahmen an den Verband abgeben. Im vergangenen Jahr betraf diese Regel 96 Athleten. 2023 waren es fünf weniger. Trotzdem stiegen die Werbeeinnahmen nur um etwas mehr als 100’000 Franken an.

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Wie schwierig es für Schwinger geworden ist, Sponsoren zu finden, zeigt das Beispiel von Fabio Hiltbrunner (19). Der Berner gewann zusammen mit Fabian Staudenmann (24) sensationell das Jubiläumsfest im vergangenen Herbst. «Die wichtigsten Kriterien für lukrative Sponsorenverträge erfüllt Hiltbrunner. Er ist jung und sportlich erfolgreich», sagte Fuchs damals.

Trotzdem erhielt Hiltbrunner kaum Anfragen von Sponsoren. Die Suche nach neuen Geldgebern gestaltete sich schwierig. Auch weil das Emmental finanztechnisch nicht die stärkste Region ist und die SCL Tigers bereits viel Potenzial abschöpfen. «In der derzeit angespannten Wirtschaftslage überlegen sich die Unternehmen zudem dreimal, wo sie ihr Geld investieren», so Fuchs.

Swiss-Ski als krasser Gegensatz

Dass der Schwingsport dabei nicht immer oberste Priorität geniesst, hat auch mit dem strengen Werbereglement des Verbands zu tun. Im Sägemehlring dürfen beispielsweise keine Sponsoren sichtbar sein. Die lukrativste Werbefläche bleibt für Geldgeber gesperrt.

«Im Schwingen wird nicht alles auf den Markt ausgerichtet», was Fuchs gut findet, «aber das hat natürlich seinen Preis. Auch darum werden immer weniger Schwinger von grossen nationalen Sponsoren unterstützt.»

Im krassen Gegensatz dazu steht für ihn Swiss-Ski. «Sie richten ihr Produkt dem Markt aus und suchen stets nach neuen Möglichkeiten, um für Sponsoren attraktiver zu werden.» Wie schwierig die Suche nach Geldgebern auch im Skisport ist, zeigt das Beispiel von Lara Gut-Behrami (33). Die Tessinerin absolvierte die vergangene Saison ohne Kopfsponsor.

Wenn Familienmitglieder zu Manager werden

Fehlende Werbemöglichkeiten und die angespannte Wirtschaftslage kommen die Schwinger teuer zu stehen. Deshalb ist sich Fuchs sicher: «Die heutigen Spitzenleute wie Giger oder Staudenmann würden auch mit Königstitel weniger verdienen als die Könige Wenger, Sempach und Stucki zu ihren besten Zeiten.»

Die Gründe dafür seien vielfältig. Ein wesentlicher Punkt ist die gestiegene Professionalität im Sponsoring. «Grosse Firmen schauen genauer hin, ob sich eine Investition lohnt. Da der Schwingsport praktisch nur in der Deutschschweiz existiert, ist er für finanzkräftige Sponsoren weniger interessant. Werbung mit einem Schwinger im Tessin ergibt wenig Sinn.»

Zudem fehle einigen Königsfavoriten das nötige Know-how in ihrem Umfeld. «Gewisse Spitzenschwinger sind zu wenig professionell aufgestellt», findet Fuchs und führt aus: «Bei einigen schlüpft ein Familienmitglied mit grosser Leidenschaft in die Rolle des Managers. Aber sie können das logischerweise nicht so gut wie ein Profi.» Obwohl Fuchs Verständnis zeigt für jene Schwinger, sagt er: «Gerade in schwierigen Zeiten, wenn es nicht so gut läuft, sehe ich das als klaren Nachteil.»

Das grosse Geld winkt Ende August

Wer heutzutage im Schwingen viel verdienen will, muss sich auch mit dem Thema Social Media beschäftigen. Im Vergleich zu Wengers Königsjahr 2010 hat es stark an Bedeutung gewonnen. Vieles hängt heute von der Anzahl der Follower ab – auch bei Vertragsverhandlungen. «Der Druck auf die Schwinger, in den sozialen Medien aktiv zu sein, steigt.»

Welche Chancen sie bieten, hatte Remo Käser als Erster erkannt. Der Berner machte sich in Kombination mit seinen Leistungen zu einem Sponsorenliebling. Inzwischen versuchen andere Schwinger, es ihm gleichzutun. «Immer mehr Athleten posten Werbebotschaften auf ihren Social-Media-Kanälen.»

Das Potenzial scheint aber noch lange nicht ausgeschöpft. So oder so gilt: Wer mit dem Schwingen sein Bankkonto füllen möchte, muss Schwingerkönig werden. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich Ende August in Mollis GL.

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