Noè Ponti denkt schon an 2028
Tessiner Olympiaschwimmer räumt in Uster auf

Neuer Klub, neue Wohnung, neue Trainingsformen, neue Ziele: Noè Ponti sucht frische Impulse und denkt jetzt schon an den Sieg bei den nächsten Olympischen Spielen.
Publiziert: 08.10.2024 um 19:18 Uhr
Noè Ponti räumt in Uster auf: Der Schweizer Star-Schwimmer hilft in Uster bei der Altpapiersammlung kräftig mit.
Foto: BENJAMIN SOLAND
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Auf einen Blick

  • Noè Ponti erklärt seinen Wechsel zum SC Uster
  • Er baut im Tessin das Haus seiner Eltern um
  • Welches Ziel er sich für Olympia 2028 setzt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Noè Ponti (23) beim Altpapiersammeln auf den Strassen in Uster? Ein unerwartetes Bild, das sich am letzten Samstag aufmerksamen Passanten und Anwohnern bietet. Da neben Ponti auch Antonio Djakovic (21) anpackt, sind gleich zwei Olympioniken bei der Altpapiersammlung mit dabei.

Es ist quasi der erste öffentliche Auftritt des Tessiners in Diensten seines neuen Klubs, dem SC Uster. Dieser überraschende Wechsel von Nuoto Sport Locarno ins Zürcher Oberland erklärt der 23-Jährige so: «Ich will mir neue Impulse setzen, gelegentlich in Uster mittrainieren, mal in ein Trainingslager mitgehen, eine andere Atmosphäre spüren, Abwechslung in den Trainingsalltag bringen, neue Herausforderungen antreffen.» Seine Basis bleibt aber im Tessin, wo er im nationalen Leistungszentrum in Tenero unter Anleitung von Massimo Meloni trainiert.

Auch sein Wohnsitz bleibt in der Sonnenstube der Schweiz, wo er in der Gemeinde Gambarogno immer noch mit seinen Eltern wohnt und ein Bauprojekt in Angriff nimmt. Auf das Haus mit Pool im Garten, in dem er aufgewachsen ist, wird Ponti einen zusätzlichen dritten Stock mit separatem Eingang bauen lassen. «Ich fühle mich zu Hause wohl, warum sollte ich wegziehen? Dieses Projekt ist auch eine gute Geldanlage.» 

Noè Ponti gehört zu den grössten Sportlern, welche die Schweiz gerade im Angebot hat. Er gewann 2021 in Tokio Olympia-Bronze über 100 Meter Schmetterling und bestätigte sein Weltklasse-Niveau im vergangenen Sommer mit dem 5. Rang (200 m Schmetterling) und dem 4. Rang (100 m Schmetterling) bei den Spielen in Paris.

Aber Ponti hat höhere sportliche Ziele und gibt mit etwas zeitlichem Abstand zu, dass diese Platzierungen in Paris für ihn eine leise Enttäuschung gewesen seien, obwohl er nicht viel falsch gemacht habe, sich nichts vorwerfen könne. «Ich wollte um den Sieg mitschwimmen, ich weiss, dass ich das drauf gehabt hätte. Aber die Konkurrenz war stark, das muss ich akzeptieren.»

Fokus bereits auf LA gerichtet

Die Bronzemedaille über 100 Meter Schmetterling, die nachträglich doch noch kurz zur Diskussion stand, weil plötzlich ein Video auftauchte, das vermuten liess, dass der Zweitplatzierte Josh Liendo (22) regelwidrig angeschlagen hatte, interessierte ihn nicht. «Ich wollte nicht Dritter werden, schon gar nicht nachträglich, ich wollte gewinnen.»

Nun hat Ponti den Fokus bereits auf Olympia 2028 gelegt, dann finden die Spiele in Los Angeles statt. Dafür stellt er jetzt schon seine Weichen und richtet sein Leben neu aus. Dazu gehört der Wechsel des Klubs. Zudem hat er Pilates für sich entdeckt, ein Ganzkörpertraining zur Kräftigung der Muskulatur, das er ab sofort in seinen Trainingsplan einbaut. Auch das gehört zu den neuen Impulsen, die er braucht.

Mitte Oktober reist Ponti mit Trainer Meloni und dem Berner Olympiaschwimmer Thierry Bollin (24) für drei Wochen nach Asien zum World Cup, wo jeweils an den Wochenenden in Schanghai (China), Incheon (Südkorea) und Singapur Wettkämpfe stattfinden. 

Danach stehen anfangs November die Schweizer Meisterschaften in Lausanne an, wo er sein sportliches Debüt als Schwimmer des SC Uster geben wird. Seine Medaillenchancen haben sich mit dem Klubwechsel markant erhöht, denn die Staffelteams des SC Uster, bei dem Nationalkader-Schwimmer wie Antonio Djakovic oder Gian-Luca Gartmann (21) mit dabei sind, gehörten auch ohne Ponti schon zu den Besten im Land. «Medaillen mit der Staffel zu gewinnen, ist eine zusätzliche Motivation für mich», sagt der Tessiner.

Von der RS direkt an die WM

Langweilig wird es ihm bestimmt nicht. Nach den nationalen Meisterschaften muss er in Magglingen in die Sportler-RS einrücken, und Mitte Dezember findet in Budapest bereits die Kurzbahn-WM statt. «Da werde ich sicher noch nicht in Hochform sein, aber ab Januar werde ich dann so richtig ins harte Training einsteigen. Das grosse Ziel für 2025 ist die Langbahn-WM im Juli in Singapur – der einzige bedeutende Wettbewerb, bei dem ich noch keine Medaille gewonnen habe. Danach richten wir bereits alles auf Olympia 2028 aus.»

In Los Angeles wird Ponti 27 Jahre alt sein. Vielleicht im besten Alter seines Athleten-Lebens, um sportliche Höchstleistungen zu erbringen. Er wird die Erfahrung von zwei Olympischen Spielen mitbringen, in denen er ganz vorne mit dabei war. «Es ist klar, dass ich mir dann nicht mehr zum Ziel setze, um Medaillen zu schwimmen. Dann will ich ganz oben stehen. Dafür muss ich hungriger werden, gnadenloser im Wettkampf, diesen Sieg unbedingt wollen und alles dafür tun. Um diesen Hunger, diesen Biss, wird es in der Vorbereitung gehen. Daran werde ich hart arbeiten, damit ich in Los Angeles bereit sein werde.»

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